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Tesla: In Zukunft "Made in Germany"?

Dirk Kaufmann
13. November 2019

Die Ankündigung des E-Auto-Pioniers Tesla, in Brandenburg eine Fabrik zu errichten, schlägt hohe Wellen. Einigen skeptischen Einlassungen zum Trotz sorgt die Meldung aber für viel Freude in Berlin und Brandenburg.

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Tesla Aktionstag
Bild: DW/H. Graupner

Die Freude ist groß. In Brandenburg, dem Bundesland, in dem Elon Musk eine Fabrik seines E-Auto-Unternehmens Tesla errichten will, freut man sich auf 7000 neue Arbeitsplätze, wie Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop schätzt. Laut "Bild"-Zeitung sollen es sogar 10.000 werden.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) jedenfalls ist "glücklich, dass sich Elon Musk für unseren Standort Brandenburg entschieden hat". Dies sei "eine der größten Investitionen in der Geschichte unseres Landes". 

Man sei sich mit Tesla weitgehend einig, so Woidke, obwohl "auch noch weitere Fragen geklärt werden müssen". Dass Tesla-Chef Elon Musk als umtriebig und sehr enthusiastisch, aber nicht immer als wirtschaftlich uneingeschränkt zuverlässig gilt, ficht den SPD-Politiker nicht an: "Ich habe ihn als sehr verlässlichen Menschen kennengelernt."

Lausitz, Tesla-Aktionstag
Brandenburg freut sich: Hier eine Aktion auf dem Tesla-Aktionstag 2018 auf dem Lausitz-RingBild: Welcome-Tesla.com

Der weltberühmte Brandenburger Charme

Es wäre die erste Autofabrik des E-Auto-Pioniers aus dem Silicon Valley in Europa. Tesla-Chef Elon Musk möchte, dass sie in der Nähe des neuen Großflughafens BER entstehen soll. Aus Regierungskreisen ist zu hören, dass der Standort Grünheide (Kreis Oder-Spree) eine bereits ausgewiesene Industriefläche bereitstellen könnte, die in der Vergangenheit als Platz für eine Ansiedlung des Autobauers BMW im Gespräch war. Musk selbst hatte in der Nacht noch getwittert, man wolle in Brandenburg Batterien, Antriebsstränge und Autos bauen, beginnend mit dem Model Y.

Regierungschef Woidke zeigte sich jedenfalls von dem Verhandlungsglück seiner Regierung angetan: "Wir haben versucht, mit den Standortvorzügen, die wir haben, zu überzeugen. Wir haben aber auch überzeugt mit unserem zurückhaltenden Brandenburger Charme." Brandenburg hat nach Angaben des Regierungschefs seit fünf bis sechs Monaten mit Tesla verhandelt.

Für Carsten Brönstrup, den Sprecher der "Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg", ist die Tesla-Ankündigung so etwas wie ein "vorgezogenes Weihnachtsfest". Die Region sei nicht unbedingt als Industriestandort bekannt, so Brönstrup weiter, doch die Ankunft Teslas werde neue Technologien wie Batterieproduktionen oder das autonome Fahren fördern.

Freude auch in Berlin

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hält die Tesla-Pläne für eine Fabrik im Berliner Umland für verlässlich. "Nach all den Gesprächen und Kontakten, die stattgefunden haben, gehe ich davon aus, dass dies sehr konkret unterlegt wird mit konkreten Investitionsentscheidungen", sagte der CDU-Politiker in Berlin.

Altmaier erläuterte, hier entstünden zukunftsträchtige Arbeitsplätze, was besonders gut für den Standort Deutschland sei. Für die Elektromobilität und Batteriezellfertigung sei dies ein Meilenstein. Wie viele Jobs genau geschaffen werden sollen, sagte Altmaier nicht.

Deutschland Berlin Tesla Geschäft
Noch ist Tesla in Deutschland erst mit einzelnen Ladengeschäften vertretenBild: Getty Images/S. Gallup

Ein Experte schüttet Wasser in den Wein

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen sagte, Teslas Ankündigung sei eine gute Nachricht für den Autostandort Deutschland. Wettbewerb habe schon immer dafür gesorgt, besser und schneller zu werden. "Mit der Entscheidung von Elon Musk für Deutschland werden wir gestärkt und die Elektromobilität nimmt mehr Fahrt auf als bei 100 Kanzlergipfeln in Berlin." Für den Autoprofessor ist die Tesla-Ankündigung insgesamt "überraschend, aber nicht abwegig".

Allerdings müsse die Bundesregierung nun bei der Förderung der Batterieproduktion umdenken. Die Frage stelle sich, welchen Sinn die eine Milliarde Euro noch habe, die Wirtschaftsminister Altmaier in eine deutsche Lithium-Ionen-Fabrikation stecken wolle, wenn Elon Musk jetzt eine Fabrik für die Herstellung von Batterien und E-Fahrzeugen in Deutschland bauen wolle. Auch die geplante Batterieforschungsfabrik in Nordrhein-Westfalen mit 200 Millionen Euro Landesmitteln sei nun zu hinterfragen.

Die Zahl der Arbeitsplätze in der künftigen Fabrik sollte man nach Einschätzung Dudenhöffers nicht überschätzen: "Zellfabrikation ist hochautomatisiert. Da zählen Energiekosten deutlich mehr als Arbeitskosten", so der Autofachmann.

"Premium"-Push für Tesla

Der Automobilexperte der NordLB, Frank Schwope, hält die Tesla-Entscheidung aus Sicht Berlin-Brandenburgs für einen "absoluten Glückstreffer". Im Gespräch mit DW weist Schwope auf das hohe Lohnniveau in Deutschland hin und fügt hinzu: "Ich denke, er hat das auch bewusst gemacht." Elon Musk sende das Signal aus: "Ich bin konkurrenzfähig, selbst wenn ich in dem hochpreisigen Land Deutschland produziere."

Mit der Wahl des Standortes Deutschland würde Musk außerdem den "Premium"-Anspruch seiner Autos stärker betonen. Schließlich könne er so auch hoffen, "den einen oder anderen Ingenieur von den deutschen Premiumherstellern leichter abwerben können".

Tesla Modell 3
Das Modell 3 ist das Angebot Teslas in der Mittelklasse - 2019 bislang mehr als 9300 Mal in Deutschland verkauft.Bild: picture alliance/ZUMA Press/Tesla Motors

Der Marktführer im Autoland

Tesla ist in einigen europäischen Ländern bereits sehr erfolgreich, beispielsweise in Norwegen. Im selbsternannten "Autoland" Deutschland dagegen bewegen sich die Zulassungszahlen für rein batterie-elektrisch betriebene Personenkraftwagen eher im homöopathischen Bereich, wie Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) zeigen.

Demnach wurden im gesamten vergangenen Jahr nur 36.062 E-Autos zugelassen. Allerdings ist Tesla dabei inzwischen Marktführer. Vor der Einführung des Tesla Modell 3 hatte diese Position Volkswagen inne gehabt.

Zwar ist das in Deutschland am häufigsten neu zugelassene Elektroauto der Renault Zoe, auf den 8330 Elektroauto-Neuzulassungen entfallen. Doch allein das Modell 3 von Tesla taucht bereits 7899 Mal in der Statistik auf.

Insgesamt wurden von Jahresbeginn bis zum 31. Oktober dieses Jahres 9301 E-Autos von Tesla neu zugelassen, das entspricht einem Marktanteil von 17,6 Prozent. Auf Rang zwei folgt Renault mit 8330 reinen E-Autos vor BMW mit 7957. Dahinter rangieren VW mit 6208 und Smart mit 5862 Neuzulassungen.