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The Good, the Bad and the Ugly

André Moeller14. Juni 2002

Eine Bulldogge, ein Fußballopa und ein lieber, netter Kerl, der nach Auskunft seiner Kollegen "wahrscheinlich nicht einmal eine Fliege zertritt". Das sind die Protagonisten der paraguayischen Nationalelf.

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Fußball-Gott, der gerne prügelt: Paraguays Torhüter José Luis ChilavertBild: AP

Wenn Rudi und seine Nationalelf das Viertelfinale erreichen wollen, führt für sie kein Weg am Tor vorbei. Und dort erwartet sie "Wachhund" Chilavert. Sein voller Name ist José Luis Chilavert. Freunde und Fans nennen ihn einfach nur "Chila". Seine sportlichen Gegner fürchten ihn als "Bulldogge", die den Kasten gnadenlos sauber hält. Den Vergleich dankt das kahlköpfige Schwergewicht Chilavert seinen stolzen 95 Kilogramm Körpergewicht, die sich auf 188 cm Körpergröße verteilen.

Vom Nationalhelden zum prügelnden Heiligen

Für Paraguays Nationalelf tritt er als Kapitän und Torwart an. Zugleich gilt er mit bislang 58 Treffern als Top-Torjäger unter den Torhütern. In seiner Heimat hat "Chila" den Status eines Nationalhelden. Das mag ihn dazu angespornt haben, politische Ambitionen zu verfolgen: Der mehrfach zum "Welttorhüter des Jahres" gewählte "Chila" beabsichtigt, sich in Paraguay zum Staatspräsidenten küren zu lassen. Außerdem sieht er sich selbst offenbar in einem gewissen göttlichen Glanz. Warum sonst sollte er das ausrangierte "Papamobil" des Papstes zur privaten Nutzung gekauft haben? Dabei hat er die äußerst irdische Angewohnheit, ständig in Prügeleien verwickelt zu sein.

Ein Liebling der Schwiegermütter

Roque Santa Cruz
Roque Santa CruzBild: AP

Einen ganz anderen Ruf als der Draufgänger "Chila" hat Roque Santa Cruz. Er ist stets adrett gekleidet und bescheiden. Einen wie ihn wünschen sich viele Mütter als Schwiegersohn – Roque Santa Cruz ist überall beliebt. Inzwischen gilt "Baby Gol", wie Santa Cruz in Paraguay genannt wird, als eines der größten Talente des südamerikanischen Fußballs.

Der Sohn eines Polizeikomissars spielt seit frühester Kindheit. Unweit des Elternhauses soll er von morgens bis abends mit seinen Freunden gekickt haben. Mit 15 Jahren erhielt Roque Santa Cruz seinen ersten Profivertrag von dem paraguayischen Spitzenklub Olimpia Asunción. Heute tritt er nicht nur für die Nationalelf von Paraguay an, sondern ist auch beim FC Bayern München unter Vertrag. Weil Roque Santa Cruz das Zeug zum "Teenie-Star" hat, versuchte der FC Bayern anfangs alles, um den Frauenschwarm vom großen Rummel abzuschirmen. Dass die Mädchen ihm dennoch hinterherkreischen, ließ sich letztlich nicht verhindern.

Fußball-Urgestein: "Opa Maldini"

Der Trainer aus Paraguay Cesare Maldini
Cesare MaldiniBild: AP

Auch er gehört dazu: Paraguays Trainer, Cesare Maldini, ist mit seinen 70 Jahren der Älteste dieser WM. Die Italiener nennen ihren einstigen Nationaltrainer heute noch liebevoll "Opa Maldini". Das Urgestein des italienischen Fußballs hat in 50 Jahren Profifußball alle Höhen und Tiefen erlebt. Paraguays Spiel gegen Deutschland sieht er mit Spannung entgegen: "Schlimmer hätte es nicht kommen können", scherzt der Vater von Italiens Kapitän Paolo Maldini und fünf weiteren Kindern vor dem Duell mit dem Team von Rudi Völler.

Maldini hat sich mit dem Trainerposten in Paraguay zum Abschluss seiner Karriere noch einmal auf ein Abenteuer eingelassen. Im März übernahm er das Team von Sergio Markarian, der trotz geschaffter WM-Qualifikation gefeuert worden war. Maldini erhielt erst nach langen Diskussionen eine auf ein halbes Jahr begrenzte Arbeitsgenehmigung. Das zeigt: Maldini ist nicht unumstritten. Die heimische Presse ging mit ihm oftmals hart ins Gericht. Sein Fußball sei zu defensiv, lautete der Vorwurf. - Trotzdem steht er nun mit seiner Mannschaft im Achtelfinale.