1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Theresa May muss sich Misstrauensvotum stellen

12. Dezember 2018

Die britische Premierministerin May muss sich noch heute einer innerparteilichen Misstrauensabstimmung stellen. Hintergrund ist das Chaos um den Brexit-Vertrag. May kündigte an, mit allen Mitteln um ihr Amt zu kämpfen.

https://p.dw.com/p/33lqa
Theresa May
Bild: Reuters/P. Nicholls

Die britische Premierministerin Theresa May will sich mit ganzer Kraft dem Misstrauensantrag in ihrer konservativen Fraktion entgegenstellen. Ein Führungswechsel würde nichts an den Grundsätzen der Brexit-Verhandlungen und auch den schwierigen Mehrheitsverhältnissen im Parlament ändern, sagte May wenige Stunden vor der geplanten Abstimmung in der Regierungspartei. 

Sie warnte vor den Folgen ihres Sturzes für das Land: "Ein Wechsel der Führung der konservativen Partei würde die Zukunft des Landes zu einem kritischen Zeitpunkt aufs Spiel setzten." Der Abschluss des Brexit-Vertrags sei in Reichweite, sagte May. Sie habe bei den strittigen Punkten in Gesprächen mit EU-Regierungschefs und europäischen Spitzenpolitikern gute Fortschritte gemacht. Ihre am Mittwoch nach Irland geplante Reise sagte die Premierministerin ab. 

England House of Commons EU Brexit Theresa May
Theresa May (stehend) im Parlament (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Duffy

Die Premierministerin muss sich noch an diesem Mittwochabend einer Misstrauensabstimmung um ihr Amt als Chefin der konservativen Regierungspartei stellen. Das hatte kurz zuvor der Vorsitzende eines einflussreichen Parteikomitees, Graham Brady, mitgeteilt. Sollte May die Misstrauensabstimmung verlieren, wäre auch ihr Posten als Premierministerin nicht mehr zu halten. Die Abstimmung soll zwischen 19 und 21 Uhr MEZ erfolgen. Danach wird das Ergebnis noch am Abend veröffentlicht, wie der Vorsitzende des sogenannten 1922-Komitees weiter mitteilte. 

Nach der Absage der Abstimmung im Unterhaus über ihren Brexit-Plan hatten immer mehr Konservative ein parteiinternes Misstrauensvotum gegen May angestrebt. Entscheidenden Einfluss auf den Misstrauensantrag hatte der erzkonservative Hinterbänkler Jacob Rees-Mogg. Er hatte der Premierministerin bereits kurz nach der Veröffentlichung des Brexit-Abkommens sein Misstrauen ausgesprochen. Ein erster Versuch, die für eine Abstimmung notwendigen 48 Misstrauensbriefe zusammenzubekommen, war aber gescheitert. Rees-Mogg steht einer Gruppe von rund 80 Brexit-Hardlinern in der Fraktion vor. Unklar ist, ob die Rebellen May wirklich stürzen können. Sie brauchen dafür eine Mehrheit der 315 konservativen Abgeordneten. Eine Misstrauensabstimmung kann nur einmal in zwölf Monaten stattfinden. 

Der Hinterbänkler Jacob Rees-Mogg ist der Mann der Stunde
Der Hinterbänkler Jacob Rees-Mogg ist der Mann der StundeBild: picture-alliance/empics/PA Wire/S. Rousseau

Sollte May als Siegerin aus der Abstimmung hervorgehen, wäre ihre Position zunächst gefestigt. Sollte sie verlieren, müsste der Parteivorsitz rasch neu besetzt werden. Gibt es nur einen Kandidaten, kann das sehr schnell gehen. Bewerben sich mehrere, gibt es mehrere Wahlgänge, bis nur noch zwei Bewerber übrig sind. Sie müssten sich dann einer Urwahl unter der Parteimitgliedern stellen. Diese Prozedur dauert mehrere Wochen. 

Sollten sich zwei Kandidaten dem Votum der Mitglieder stellen, gilt es als ausgemacht, dass derjenige gewinnt, der den härteren Brexit-Kurs vertritt. Die konservative Parteibasis gilt als überwiegend EU-skeptisch. Die Fraktion gilt dagegen als eher EU-freundlich. 

Fraglich ist, ob der Posten bis zum Brexit-Datum am 29. März 2019 dann neu besetzt werden könnte. Spekuliert wird daher bereits, Großbritannien könnte in diesem Fall eine Verlängerung der Frist beantragen. 

Ausgelöst wurde der Putschversuch durch den Streit über das Brexit-Abkommen, das die Unterhändler Großbritanniens und der EU in Brüssel ausgehandelt haben. Die Brexit-Hardliner um Rees-Mogg fürchten, dass Großbritannien durch das Abkommen dauerhaft eng an die Europäische Union gebunden wird. Am 29. März scheidet das Land aus der Staatengemeinschaft aus. 

stu/ni (dpa, rtr)