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Thomson übernimmt Reuters

15. Mai 2007

Der US-Informationskonzern Thomson zahlt 12,7 Milliarden Euro für die Übernahme der britischen Nachrichtenagentur Reuters. Der neue Konzern Thomson-Reuters will zum Branchenprimus für Wirtschaftsnachrichten aufsteigen.

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Reuters-Zentrale in London (Quelle: AP)
Nachrichtenagentur mit Tradition: Reuters wurde 1851 in London gegründetBild: AP

Die Anteilseigner der britischen Nachrichtenagentur Reuters haben sich am Dienstag (15.5.) für die Fusion ausgesprochen und so den Weg für die milliardenschwere Übernahme durch Thomson geebnet. Das fusionierte Unternehmen soll Thomson-Reuters heißen und Marktführer unter den Informationsdienstleistern für Unternehmen werden. Die Fusion soll den beiden Unternehmen in den kommenden drei Jahren Einsparungen von 366 Millionen Euro bringen.

Geführt wird das Unternehmen durch den bisherigen Chef von Reuters, Tom Glocer. Ihm werden nahezu 49.000 Mitarbeiter unterstehen, die für jährlich umgerechnet rund 17,5 Milliarden Euro Umsatz sorgen sollen. Die Übernahme bedarf allerdings noch der Zustimmung der Wettbewerbsaufsicht. "Wir glauben, dass die Gründung von Thomson-Reuters zu einem Wendepunkt im globalen Informationsgeschäft wird", sagte der Sprecher der Anteilseigner, Pehr Gyllenhammar. Das Zusammengehen werde die Position von Reuters als Marktführer im Bereich Nachrichten und Finanzinformationen für viele Jahre untermauern.

Durch Expansion von Bloomberg unter Druck geraten

Die Aktionäre an der Londoner Börse nahmen die Fusions-Nachricht positiv auf. Thomson will je Reuters-Papier 352,5 britische Pence (5,17 Euro) in bar sowie 0,16 Thomson-Anteile bezahlen. Um den Kaufpreis zu stemmen, hatte sich Thomson in der vergangenen Woche von seiner Bildungsverlagssparte bestehend aus Thomson Learning und Nelson Canada getrennt. Der Verkauf spülte 7,75 Milliarden US-Dollar in die Kasse des Konzerns. Nach der Fusion soll die Woodbridge-Holding der Thomson-Familie 53 Prozent der Anteile des neuen Unternehmens kontrollieren. Die Reuters-Aktionäre kämen auf einen Anteil von 24 Prozent, die übrigen Thomson-Aktionäre auf 23 Prozent.

Thomson und Reuters sind führende Anbieter von Finanzmeldungen für Banken und Investmenthäuser. Reuters war lange Zeit Marktführer, hatte im Wettbewerb mit dem amerikanischen Konkurrenten Bloomberg aber in den vergangenen Jahren an Boden verloren. Bloomberg konnte vor allem im weltweit wichtigsten Markt Nordamerika stark zulegen. Unter dem Dach der neuen Gesellschaft sollen die beiden Unternehmen weiter selbstständig agieren. Bei Reuters werden Finanzdienstleistungen und Nachrichten gebündelt, das übrige Geschäft, darunter zum Beispiel Rechts- und Steuerberatung, soll unter dem Namen Thomson-Reuters Professional firmieren.

Steckt Fusionsfieber nun auch noch Dow Jones an?

Thomson-Vorstandschef Richard Harrington sagte, mit der Fusion komme sein Unternehmen dem Ziel näher, führender Informationsdienstleister für die Wirtschaftswelt zu werden. Der ehemals kanadische Konzern Thomson, der seinen Hauptsitz inzwischen im US-Bundesstaat Connecticut hat, entwickelte sich im vergangenen Jahrzehnt vom klassischen Zeitungsverlag zu einem Anbieter von Finanz- und Rechtsinformationen. Er beschäftigt rund 32.000 Mitarbeiter und erzielte 2006 einen Umsatz von 6,6 Milliarden Dollar. Reuters ist eine der drei ältesten global tätigen Nachrichtenagenturen neben Agence France-Presse (AFP) aus Frankreich und Associated Press (AP) aus den USA. Die Briten erwirtschaften das meiste Geld jedoch mit Finanznachrichten für Händler, Analysten und Banken.

Unterdessen verstärkte der Medienmogul Rupert Murdoch seine Bemühungen um den US-Medienkonzern Dow Jones mit dem Flaggschiff "Wall Street Journal". In einem Brief an die Eigentümerfamilie Bancroft bot Murdoch einen Sitz im Aufsichtsgremium seiner News Corp. an. Außerdem sicherte er zu, die Unabhängigkeit des "Wall Street Journal" wahren zu wollen. Bislang lehnen die Bancrofts, die Sonderstimmrechte bei Dow Jones haben, das fünf Milliarden Dollar (3,68 Milliarden Euro) schwere Angebot Murdochs ab. (ana)