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Tierschützer: "Touristen, statt Wilderer"

Mark Caldwell / tk30. Juli 2015

Der Tod von Löwe Cecil in Simbabwe durch die Kugel eines US-Jägers sorgt weltweit für Kritik. Im DW-Interview erklärt Tierschützer Johnny Rodrigues, warum die Großwildjagd den Menschen im Land überhaupt nichts bringt.

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Symbolbild - Löwe in Afrika
Bild: picture-alliance/dpa/Anka Agency International

Der Tatort: Simbabwe. Das Opfer: Löwe Cecil. Der Täter: ein Zahnarzt aus dem US-Bundesstaat Minnesota. Walter James Palmer und seine Jagdhelfer hatten den Löwen aus einem Schutzgebiet herausgelockt und dann erschossen - ein klarer Fall von Wilderei. Jetzt müssen sich seine zwei Mithelfer aus Simbabwe vor Gericht verantworten. Palmer dagegen ist vorerst sicher zurück in den USA. 50.000 US-Dollar (45.000 Euro) zahlte er, um Cecil zu erlegen. Weltweit hat der Fall eine neue Diskussion über Wilderei entfacht.

DW: Herr Rodriguez, welche Papiere und Genehmigungen brauchen Touristen eigentlich, wenn sie in Simbabwe auf Großwildjagd gehen wollen?

Johnny Rodrigues: Das ist alles sehr schnell geregelt. Man muss nur zum Büro des jeweiligen Nationalparks gehen. Dort bekommt man alle Informationen zu den Gebühren und Jagdlizenzen. Wenn das erledigt ist, kann man loslegen. In neun von zehn Fällen gibt es aber in den ausgewiesenen Jagdgebieten keine Beute mehr, die Tiere wurden über die Jahre schon fast alle erlegt. Es gibt beinahe nur noch in den Nationalparks selbst Jagdwild. Die Jäger locken sie dann aus dem Park heraus und erschießen sie außerhalb des Schutzgebiets. Wenn es aber für dieses Gebiet keine Jagdquote oder Jagdlizenz gibt, ist das Wilderei.

Was kostet denn so eine Jagdlizenz?

Vorausgesetzt es gibt überhaupt eine Jagdquote für das jeweilige Gebiet, sind das zwischen 2000 und 9000 US-Dollar (etwa 1800-8100 Euro).

Klingt, als wäre das recht lukrativ für Simbabwe…

Ja, es ist ein gutes Geschäft und viele Menschen denken, dass es der Bevölkerung hilft und nachhaltig ist. Aber die Dörfer, die in den Jagdgebieten oder in der Nähe liegen, profitieren nicht davon. Sie bekommen nichts von den Gebühren, und auch keine Summe pro erlegtem Tier. Viele Jäger meinen zwar, dass sie durch die Gebühren für die Nationalparks den Naturschutz unterstützen. Das sind aber nur Kleinstbeträge. Die einzigen, die richtig davon profitieren, sind die Grundbesitzer und die Safariunternehmen.

Und was verdient Simbabwes Regierung dabei?

Die Regierung bekommt die Gebühren für die Jagdlizenz und für die Genehmigung.

Das heißt, die Bevölkerung geht leer aus?

Die Leute bekommen gar nichts. Die Jäger geben ihnen manchmal das Fleisch des erlegten Tiers ab. Sie denken, sie helfen damit. Da denken sie aber zu kurz, denn zwei Tage später müssen die Menschen ja wieder hungern. Es gibt da viel konstruktivere und nachhaltigere Wege. Beispielsweise sollte die Großwildjagd auf bedrohte Tierarten generell verboten werden. Stattdessen sollte man versuchen, wieder mehr Touristen ins Land zu locken. Denn nur, wenn wieder mehr Touristen nach Simbabwe kommen, um sich die wunderschönen Tiere anzuschauen, wird die breite Bevölkerung profitieren.

Johnny Rodrigues Harare Zimbabwe Afrika (Foto: Columbus Mavhunga/DW)
Johnny Rodrigues von der Zimbabwe Conservation Task ForceBild: Columbus Mavhunga

Und wie einfach ist es für Wilderer in Simbabwe ungestraft davonzukommen?

Sie haben es überhaupt nicht schwer - und das ist das Problem. Der Staat hat zu wenig Geld, um genügend Parkaufseher zu bezahlen. Wir brauchen Touristen statt Wilderer. Wer beim illegalen Jagen erwischt wird, muss ins Gefängnis oder wird sofort erschossen - so will es das Gesetz. Da heißt es: Wenn Du wilderst und eine Waffe trägst, dann kann man Dich erschießen. Aber diese Gesetze werden nicht eingehalten. Und es gibt nicht genug Geld, um die Parkwächter für Patrouillen zu bezahlen, weil über den Tourismus nicht genug in die Kassen kommt.

Johnny Rodrigues ist Vorsitzender der Zimbabwe Conservation Taskforce, einer Non-Profit Organisation, die sich für den Wildtier- und Naturschutz in Simbabwe einsetzt.

Das Interview führte Mark Caldwell.