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80. Todestag Alberto Santos Dumont

Jan D. Walter/Antônio Netto23. Juli 2012

Dem Brasilianer Santos Dumont gelang der erste beglaubigte und öffentliche Motorflug der Geschichte. Vor 80 Jahren nahm sich der Flugpionier das Leben.

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Alberto Santos-Dumont auf einem seiner Fluggeräte (Foto: Hulton Archive/Getty Images)
Bild: Getty Images

Für Brasilianer ist klar: Der Vater des Flugzeugs heißt Alberto Santos Dumont. Und ganz falsch liegen sie damit wohl nicht. Anfang des 20. Jahrhunderts war er in Paris ein gefeierter Mann, und noch heute ziert sein 1910 errichtetes Denkmal den Bagatelle-Park im Westen der Stadt, wo er seine Flugshows abhielt.

Noch ist Santos im Ausland weitgehend unbekannt. "Aber warten wir ab", sagt Professor Holger Steinle, Kurator der Luftfahrtausstellung des Deutschen Technikmuseums in Berlin, "Otto Lilienthal wurde auch erst 100 Jahre nach seinem Tod im Ausland bekannt.“

Von Brasilien nach Paris

Geboren wurde Alberto Santos Dumont am 2. Juli 1873 im brasilianischen Dorf Palmira, das heute seinen Namen trägt. Als Sohn wohlhabender französisch- und portugiesischstämmiger Großgrundbesitzer hatte er schon mit 17 Jahren die Gelegenheit, erstmals nach Paris zu reisen. Dort soll er einen gewissen Monsieur Peugeot kennengelernt haben, von dessen Automobilen er eines mit nach Brasilien nahm. 1892 begann Dumont in Paris unter anderem Physik und Mechanik zu studieren.

Santos Dumont 1908 (Foto: Getty Images)
Santos Dumont 1908Bild: Getty Images

Als Student in Paris erlebte er den Siegeszug technischer Neuerungen wie des elektrischen Lichts, des Autos und des Verbrennungsmotors hautnah mit. Und er konnte dank eines üppigen Vorschusses auf das Erbe seines Vaters daran teilhaben.

Die '14-bis' flog 220m in Paris 1906 (Foto: Getty Images)
Erfolg: Die '14-bis' flog 220m weitBild: Getty Images

Luftfahrtpionier

Mitte der 1890er Jahre kam Santos Dumont in Kontakt mit der Ballonfahrt und begann 1898 motorisierte Luftschiffe zu bauen. Nach zahlreichen Fehlversuchen umrundete er mit der "Santos Dumont Nr. 6" vor den Augen einer jubelnden Menge vom Pariser Vorort Saint-Cloud aus den Eiffelturm.

Die Kriterien des "Deutsch-Preises", den der französische Industrielle Henry Deutsch de la Meurthe gestiftet hatte - nämlich die Strecke in 30 Minuten zurückzulegen - verfehlte er um nur 40 Sekunden. Erst nach Protesten durch Presse und Öffentlichkeit erkannte der Aero Club Dumont den Preis zu. Die Hälfte der 100.000 Francs spendete er den Bedürftigen der Stadt.

Dumont oder Wright?

Umstrittener hingegen ist seine Rolle als "Vater des Flugzeugs", wie ihn die Brasilianer bis heute nennen. "Santos Dumont ist als Erbauer des ersten steuerbaren Ballons der Vater des Luftschiffs", sagt Holger Steinle vom Deutschen Technikmuseum, "aber die Brüder Wright haben das Flugzeug erfunden."

Das sieht Marisa Guadalupe Plum, Leiterin des Santos-Dumont-Museums im brasilianischen Petrópolis, anders: "Santos Dumont war der erste, der nachweislich motorisiert geflogen ist. Er überwand bei einem Wettbewerb am 23. Oktober 1906 mit seinem Flugzeug des Typs "14-bis" 25 Meter. Kurze Zeit später flog er sogar 220 Meter weit.“ Damit gewann Dumont den Archdeacon-Preis für einen Flug mit einem Gerät "schwerer als Luft", wie damals die Herausforderung lautete.

Die heute im Rest der Welt deutlich bekannteren Brüder Wright wollen das zwar schon 1903 geschafft haben, taten dies aber erst im August 1908 vor den Augen der Öffentlichkeit.

Santos Dumont in einem seiner Luftschiffe (Foto: Getty Images)
Santos Dumont war mit Luftschiffen erfolgreicher als mit FlugzeugenBild: Getty Images

Doch Steinle wendet ein: "Die Wrights waren die ersten, die Flugzeuge bauten, die wirklich lange Zeit in der Luft blieben, die lenkbar waren und - wie Dumonts Luftschiffe - , zum Ausgangspunkt der Reise zurückkehren konnten. Und das immer wieder." Dies, so der Berliner Kurator, seien die heute gängigen Kriterien, die man anführt, damit man von "fliegen" sprechen kann.

Freitod in São Paulo

Ebenfalls umstritten ist Dumonts Haltung zum militärischen Einsatz seiner Erfindungen. "Vor dem Ersten Weltkrieg hatte er keine Einwände, als das französische Militär ihn fragte, ob es seine Fluggeräte einsetzen dürfe", erzählt Guadalupe Plum. "Doch als er in Frankreich den Krieg erlebte, führte das bei ihm zu Depressionen."

Am 23. Juli 1922, nahm sich Alberto Santos Dumont in der Nähe von São Paulo das Leben. Es war der Tag, an dem Flugzeuge der brasilianischen Revolutionsregierung von Getúlio Vargas die Stadt São Paulo angriffen.