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Toni Kroos kritisiert WM-Gastgeber Katar

31. März 2021

Die Kritik der Fußballstars an WM-Gastgeber Katar wird zunehmend schärfer. Jetzt macht sich Nationalspieler Toni Kroos mit klaren Forderungen zum Wortführer gegen das Emirat.

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Toni Kroos
Bild: picture-alliance/dpa/C.Charisius

In bislang nicht gekannter Deutlichkeit monierte Nationalspieler Toni Kroos die Vergabe der WM-Endrunde an den Golf und sprach sich für Protestaktionen auch während des Turniers in der Adventszeit 2022 aus.

Ein Boykott der 52 WM-Spiele werde die Probleme wie mangelhafte Arbeitsbedingungen und Homophobie im Emirat Katar wohl nicht lösen, meinte der 31-Jährige. Die Zeit zum Handeln sieht Kroos dennoch gekommen. "Ich glaube eher, dass es wichtig ist, auf die Probleme noch mal extrem aufmerksam zu machen. Ja vielleicht auch im Vorfeld oder auch während so einem Turnier, sodass sich vielleicht daraus etwas verbessern kann", sagte Kroos in der neuesten Auflage seines Podcasts "Einfach mal Luppen".

"Gewalt an Arbeitenden ausgeführt"

Der Mittelfeldspieler von Real Madrid bezeichnete die von Korruptionsvorwürfen massiv belastete WM-Vergabe durch das damalige FIFA-Exekutivkomitee um Ex-Präsident Joseph Blatter, Franz Beckenbauer und den bekennenden Katar-Wähler Michel Platini im Jahr 2010 als grundsätzlichen Fehler. "Dass dieses Turnier dahin gegeben worden ist, das halte ich für falsch", sagte der 31-Jährige. Die Boykott-Frage werde "eigentlich auch viel zu spät diskutiert", bemerkte er. Katar sei außerdem "kein Fußball-Land in dem Sinne", wo es "logisch ist, dass es eine WM gibt".

In einem mehrere Minuten dauernden Monolog zählte Kroos die aus seiner Sicht schlimmen Arbeitsbedingungen nicht nur auf WM-Baustellen auf und sprach davon, dass viele "einfach so ein pausenloses Arbeiten haben bei teilweise 50 Grad Hitze". Die Arbeiter würden "da einfach auch unter mangelnder Ernährung leiden, fehlendes Trinkwasser, was gerade bei den Temperaturen ein Wahnsinn ist", schilderte Kroos und prangerte eine "gewisse Gewalt" an, die "an den Arbeitenden ausgeführt wird".

Homosexualität steht in Katar unter Strafe

Über 6500 Arbeiter sollen laut "Guardian"in Katar bei den WM-Baumaßnahmen gestorben sein
Über 6500 Arbeiter sollen laut "Guardian" auf den WM-Baustellen in Katar ums Leben gekommen seinBild: picture-alliance/dpa/XinHua/Nikku

Zuletzt hatten die deutschen Nationalspieler wie ihre Kollegen aus Norwegen, Dänemark und den Niederlanden bei Qualifikationsspielen mit Protestaktionen die Einhaltung von Menschenrechten gefordert und damit auch die Bedingungen in Katar kritisiert. Toni Kroos fehlt der DFB-Elf aktuell wegen einer Verletzung. Ob er im kommenden Jahr bei der WM überhaupt noch dabei sein wird, ist fraglich.

Mit der Thematik beschäftigt hat sich Kroos nach der Abreise aus dem Teamhotel in Düsseldorf. Das Eine seien die Arbeitsbedingungen, diese müsse man "beim Namen nennen", forderte Kroos. "Aber es gibt ja auch den einen oder anderen Punkt, beispielsweise, dass Homosexualität in Katar unter Strafe steht und auch verfolgt wird."

FIFA untersagt politische Äußerungen

Die nicht mehr verstummende Kritik durch die Profis bringt den Fußball-Weltverband mittlerweile in die Bredouille. Die nach ihren Regularien verbotenen politischen Äußerungen hat die FIFA bislang ohne Androhung von Sanktionen hingenommen, wohl wissend, dass Strafen das Thema noch weiter anheizen und das WM-Hochglanzprodukt derzeit nur noch mehr beschädigen würden. "Die FIFA glaubt an die Meinungsfreiheit und an die Kraft des Fußballs, den positiven Wandel voranzutreiben", hieß es aus Zürich. Kritische Statements gegen den Gastgeber während des Turniers, wie von Kroos nun gefordert, wären aber ein Tabubruch und ein Gesichtsverlust, den der Weltverband kaum akzeptieren könnte.

Nach Recherchen des "Guardian" sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als 6500 Gastarbeiter aus fünf asiatischen Ländern auf den WM-Baustellen in dem reichen Emirat ums Leben gekommen. Katars Regierung erklärte, dass sie mit Reformen die Lage der Arbeiter deutlich verbessert habe. Auch die FIFA weist regelmäßig auf Verbesserungen für die Arbeiter hin. 

jst/sn (dpa/sid)