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Torsten Frings für das Halbfinale gesperrt

4. Juli 2006

Deutschlands Mittelfeldspieler Torsten Frings ist von der FIFA für das Spiel gegen Italien gesperrt worden. Sie befand ihn einer Unsportlichkeit im Anschluss ans Spiel gegen Argentinien für schuldig.

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Torsten Frings muss gegen Italien zuschauenBild: AP

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft muss im WM-Halbfinale am Dienstag (21.00 Uhr/live im ZDF und bei Premiere) in Dortmund gegen Italien auf Mittelfeldspieler Torsten Frings verzichten. Die Disziplinarkommission des Weltverbandes FIFA sperrte den 29-Jährigen auf Grund einer Tätlichkeit gegen den Argentinier Julio Cruz für zwei Spiele. Die Sperre für das zweite Spiel wird allerdings für sechs Monate auf Bewährung ausgesetzt. Somit kann Frings im Endspiel oder im Spiel um Platz drei wieder mitwirken. Außerdem muss der Werderaner eine Geldbuße von 5000 Schweizer Franken zahlen.

Frings wurde nach Studium von Fernsehbildern verurteilt. Schiedsrichter Lubos Michel (Slowakei) hatte die Szene während der Tumulte nach dem deutschen Sieg am vergangenen Freitag im WM-Viertelfinale gegen Argentinien im Elfmeterschießen (4:2 i.E., 1: 1 n.V.) nicht geahndet. Die Disziplinarkommission der FIFA unter Vorsitz von Marcel Mathier (Schweiz), Jan Peeters (Belgien) und Mehmet Spaho (Bosnien-Herzegowina) verurteilte Frings auf Grund von Paragraph 48 des Disziplinarreglements wegen Tätlichkeit. Weil eine Provokation vorlag (Paragraph 33) wurde nur auf zwei Spiele Sperre entschieden.

Urteil rechtskräftig

Das Urteil ist zudem rechtskräftig. Laut Paragraph 122 kann es keine Berufung geben, wenn weniger als drei Spiele Sperre ausgesprochen werden. Die Bewährungsfrist gilt nur für Länderspiele. Sollte sich Frings erneut eine Tätlichkeit erlauben, müsste er die Sperre für das zweite Spiel dann verbüßen.

Pressekonferenz vor Viertelfinale Jürgen Klinsmann WM 2006 Deutsche Nationalmannschaft Trainer
Jürgen Klinsmann steht den Medienvertretern Rede und AntwortBild: AP

Bundestrainer Jürgen Klinsmann hatte sich vor der Mitteilung der FIFA noch optimistisch geäußert. Ob mit oder ohne Torsten Frings: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wolle am Dienstagabend (4.7., 21 Uhr) ihr Trauma gegen Italien beenden und sich ihren Traum von der Teilnahme am WM-Finale erfüllen. Ein mögliches Fehlen von Frings bereitete dem Coach nach eigenen Worten ohnehin kein Kopfzerbrechen. "Es gibt kein Problem, alle stehen Gewehr bei Fuß. Wir sind für alle Situationen vorbereitet und deshalb nach wie vor auch sehr zuversichtlich", meinte Klinsmann, der erst gar keine Personaldiskussion zuließ.

Vorwurf: Unfaire Tricks

Böse Zungen warfen italienischen Medien Tricksereien bereits vor dem Anpfiff des Spiels vor. Denn die Hinweise auf die (vermeintliche) Unsportlichkeit von Frings kamen aus dem italienischen Fernsehen. Dort wurden Erinnerungen geweckt an den ähnlichen "Fall Totti" bei der Fußball-Europameisterschaft vor zwei Jahren. Nach seiner Spuck-Attacke gegen Christian Poulsen beim 0:0 im EM-Spiel gegen Dänemark wurde Superstar Francesco Totti seinerzeit für drei Partien gesperrt. "Totti ist einzigartig", wetterte Trainer Giovanni Trapattoni damals, sein "wichtigster Spieler" und unersetzbar. Die Folgen für Italien sind bekannt: Italien scheiterte schon in der Vorrunde, es war ein schmählicher Abgang für die erfolgsverwöhnte "Squadra Azzurra". Es waren Bilder des dänischen Fernsehens, die Totti damals überführten.

Und noch eine Ähnlichkeit gibt es zum "Fall Frings": Auch damals tauchten die belastenden TV-Bilder erst Tage nach der Partie auf. Alle Einsprüche der Italiener und Entschuldigungen Tottis nutzten seinerzeit nichts. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) blieb hart.

Unentschlossene FIFA

Die FIFA hatte zu den Tumulten nach dem Argentinien-Spiel zunächst erklärt, die Ermittlungen seien abgeschlossen. Noch am Sonntag hieß es, kein deutscher Spieler habe eine Strafe zu erwarten. Am Sonntagabend wurden die Ermittlungen dann aber doch gegen Frings aufgenommen, nachdem Italiens Medien über eine mögliche Unsportlichkeit berichtet hatten.

"Nach den Standards, wie sie in Italien herrschen, müsste Frings ganz sicher eine Disqualifizierung hinnehmen", meinte die römische Zeitung "La Repubblica". Ganz Fußball-Italien weiß, wie wichtig Frings für das Team ist. "Er ist ein ganz wesentlicher Eckstein im deutschen Team von Klinsmann, er ist der aktivste und positivste Mittelfeldspieler der Weltmeisterschaft."

Diplomatie statt Polemik

Dass der Bremer und die deutsche Mannschaft dieses Umdenken bei der FIFA den Italienern zu verdanken hätten, wiesen diese am Montag mit Nachdruck zurück. Man habe keinerlei Ermittlungen gegen Frings gefordert und keinerlei Druck auf die FIFA ausgeübt, hieß es im "Casa Azzurri" in Duisburg aus dem italienischen Fußball-Verband FIGC. "Wir konzentrieren uns nur auf unser Spiel", betonte Mittelfeldakteur Gennaro Gattuso. Nach dem Fußball-Skandal in der Heimat sollten sich Italiener ohnehin mit jeglicher Polemik zurückhalten, empfahl der auf dem Platz als Raubein bekannte Mailänder ungewohnt diplomatisch. (mas)