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PolitikNahost

Tote bei israelischem Armeeeinsatz in Nablus

22. Februar 2023

Israelische Streitkräfte waren in der palästinensischen Stadt im besetzten Westjordanland auf der Suche nach drei terrorverdächtigen Palästinensern.

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Westjordanland | Razzia Israelischer Streitkräfte in Nablus
Bei dem Einsatz der israelischen Armee in Nablus kam es zu Auseinandersetzungen mit PalästinensernBild: Raneen Sawafta/REUTERS

Wie das israelische Militär mitteilte, seien die Einsatzkräfte bei der versuchten Festnahme von drei Terrorverdächtigen unter heftigen Beschuss geraten. Zu dem Schusswechsel sei es gekommen, nachdem die Einsatzkräfte das Gebäude, in dem sich die Verdächtigen versteckt hielten, umstellt hatte und die Zielpersonen sich nicht ergeben wollten. Als einer der Militanten versucht habe, aus dem Gebäude zu fliehen, sei er erschossen worden, sagte Armeesprecher Oberstleutnant Richard Hecht. Das Militär habe daraufhin Raketen auf das Haus abgefeuert, dabei seinen die beiden anderen Männer getötet worden. Israelische Opfer habe es keine gegeben.

Nach palästinensischen Angaben starben bei dem Militäreinsatz mindestens elf Palästinenser, darunter auch ein 72-Jähriger sowie ein 16-Jähriger. Zudem wurden mehr als 100 Menschen verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Mindestens fünf davon seien in kritischem Zustand. 

Palästinensische Autonomiebehörde verurteilt israelisches Vorgehen

Verschiedene militante palästinensische Gruppierung reklamierten sechs der Getöteten als Mitglieder ihrer Organisationen. Laut Angaben des israelischen Militärs gehörten zwei der getöteten Verdächtigen der militanten Gruppierung "Höhle der Löwen" an, der dritte sei Mitglied der Terrororganisation Islamischen Dschihad gewesen. Die Organisation Islamischer Dschihad wird sowohl von Israel als auch von den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und mehreren anderen Ländern als terroristische Organisation eingestuft. In dem Gebäude, in dem sie sich die drei Männer verschanzt hatten, seien Munition und Waffen beschlagnahmt worden, erklärte das israelische Militär.

Junge Männer suchen nach Opfern in der Ruine des zerstörten Hauses in Nablus
Das zerstörte Haus, in dem die Verdächtigen vermutet wurdenBild: Majdi Mohammed/AP Photo/picture alliance

Unter den Verletzten sollen sich nach palästinensischen Angaben auch zwei Journalisten befinden, die bei der Berichterstattung durch scharfe Munition leicht verletzt worden seien. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet von einem verletzten TV-Journalisten.

Der Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas verurteilte das israelische Vorgehen: Die israelische Regierung würde so für eine gefährliche Eskalation sorgen, die in der Region eine explosive Spannung erzeuge, sagte er. Die internationale Gemeinschaft wurde aufgefordert, "die einseitigen israelischen Maßnahmen zu stoppen".

Angespannte Sicherheitslage

Die israelische Armee hat seit fast einem Jahr ihre Einsätze im Norden des Westjordanlands verstärkt. Dabei fahndet sie nach militanten Palästinensern, die "terroristischer Aktivitäten" verdächtigt werden.

Die Städte Nablus und Dschenin in dem von Israel besetzten palästinensischen Gebiet sind von diesen Razzien besonders betroffen. Die beiden Städte gelten als Hochburgen militanter palästinensischer Gruppen.

Zumeist jugendliche Palästinenser attackieren ein Fahrzeug der israelischen Streitkräfte in Nablus mit Kisten und Reifen
Mitglieder der israelischen Armee wurden bei ihrem Einsatz in Nablus von jugendlichen Palästinensern attackiertBild: Raneen Sawafta/REUTERS

Die Sicherheitslage in Israel und den Palästinensergebieten ist seit langem extrem angespannt. Seit Beginn des Jahres wurden neun Israelis und eine Ukrainerin bei Anschlägen von Palästinensern getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 58 Palästinenser ums Leben - sie wurden etwa bei Konfrontationen mit der israelischen Armee oder nach eigenen Anschlägen erschossen. Es gibt zudem immer wieder Berichte über Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser, israelische Aktivisten oder Soldaten.

Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen künftigen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

rb/ww (AFP, AP, dpa, KNA, Reuters)