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Politik

Tote bei Schießerei an Synagoge in Pittsburgh

27. Oktober 2018

Durch Schüsse nahe einer Synagoge in der Stadt Pittsburgh in den USA sind elf Menschen getötet worden. Zudem wurden mehrere Menschen verletzt, darunter auch Polizisten.

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Beamte am Tatort in Pittsburgh
Beamte am Tatort in PittsburghBild: picture-alliance/AP/A. Wimley

An der "Tree-of-Life"-Synagoge in Pittsburgh sind während eines Gottesdienstes am jüdischen Sabbat mehrere Menschen erschossen worden. "Es gibt Tote", sagte ein Polizeisprecher am Tatort vor Journalisten. Zur Zahl konnte er keine Angaben machen. Drei Polizisten seien angeschossen worden, ein Verdächtiger sei festgenommen worden. 

Medien berichteten, er sei als ein 46 Jahre alter Amerikaner identifiziert worden, der in Sozialen Netzwerken durch rechtsgerichtete Kommentare aufgefallen sei. Nach offiziellen Angaben wird der Mann im Krankenhaus behandelt. Möglicherweise wurde er von Polizisten angeschossen. 

"Es ist sehr schlimm", sagte sagte Wendell Hissrich, Direktor für Öffentliche Sicherheit bei der Stadt Pittsburgh. "Ich habe viel gesehen, auch Flugzeugabstürze", betonte er. Die Szenen in der Synagoge gehörten zu den schlimmsten, die er bisher gesehen habe. Hissrich sprach von einem Hassverbrechen. 

Polizisten während des Einsatzes an der Synagoge
Polizisten während des Einsatzes an der SynagogeBild: picture-alliance/AP

Nach Hissrichs Angaben sind elf Menschen ums Leben gekommen. Ein lokaler Fernsehsender meldete, ein weißer bärtiger Mann sei in die Synagoge gestürmt und habe gerufen: "Alle Juden müssen sterben." Die Sender CNN und MSNBC nannten später den Namen des mutmaßlichen 46-jährigen Attentäters. Unter diesem Namen wurde in den sozialen Netzwerken am Samstag eine Botschaft gepostet, in der es hieß, die Hebräische Hilfsgesellschaft für Immigranten wolle "Eindringlinge hereinbringen, die unser Volk töten werden". "Ich kann nicht stillsitzen und zusehen, wie mein Volk abgeschlachtet wird."

In der Synagoge fanden am Samstag mehrere religiöse Versammlungen statt. An solchen Tagen sei das Haus für jeden offen, sagte der frühere Präsident der Synagoge, Michael Eisenberg, einem lokalen Fernsehsender. Besondere Schutzmaßnahmen der Polizei gebe es nur an speziellen Feiertagen.

Die "Tree-of-Life"-Synagoge gilt als ein konservatives jüdisches Gotteshaus, das jedoch offen für Neuerungen sei, wie der Präsident der jüdischen Gemeinde im Großraum Pittsburgh, Jeff Finkelstein, am Ort des Geschehens sagte. Normalerweise finden sich dort am Samstagmorgen rund 50 bis 60 Gläubige ein. 

USA Kriminalität l Schüsse an Synagoge in Pittsburgh
Die Polizei sperrte die Gegend rund um die Synagoge "Tree of Life" in Pittsburgh abBild: picture-alliance/AP/P. Panchak

Auch in anderen Gegenden der USA wurden sofort die Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Einrichtungen erweitert. In Squirrel Hill, wo die Synagoge steht, leben Finkelsteins Angaben zufolge rund 50 Prozent der im Großraum Pittsburgh ansässigen Juden. Er zeigte sich erschüttert: "So etwas sollte nicht passieren, nicht in einer Synagoge, nicht in unserem Viertel." 

US-Präsident Donald Trump forderte nach den tödlichen Schüssen von Pittsburgh schnellere Todesurteile für Mörder. "Sie sollten wirklich den ultimativen Preis zahlen", sagte Trump über Menschen, die Gläubige in Gotteshäusern erschießen. "Sie sollten nicht Jahre über Jahre darauf warten." Einen Zusammenhang mit den lockeren Waffengesetzen sieht Trump indes nicht. Im Gegenteil: Die Tat hätte möglicherweise verhindert werden können, wenn Bewaffnete in der Synagoge gewesen wären, erklärte er.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu verurteilte die Schüsse scharf. "Mein Herz ist gebrochen und ich bin angewidert von der mörderischen Attacke auf eine Synagoge in Pittsburgh", sagte Netanjahu in einem Video-Statement. "Das gesamte israelische Volk trauert mit den Familien der Toten." Er sicherte den Betroffenen und Hinterbliebenen Unterstützung zu. "Wir stehen zusammen mit dem Amerikanischen Volk im Angesicht dieser furchtbaren antisemitischen Brutalität", sagte er. 

Der israelische Generalkonsul in New York, Dani Dayan, hatte zuvor erklärt, das Geschehen werde als innere Angelegenheit Israels betrachtet, auch wenn es Tausende Kilometer von Israel entfernt passiert sei. 

Der Jüdische Weltkongress (WJC) zeigte sich schockiert. Bei dem Vorfall handele es sich um einen "abscheulichen Terrorakt", sagte WJC-Präsident Ronald Lauder laut Mitteilung in New York. "Das war ein Angriff nicht nur auf die jüdische Gemeinde, sondern auf ganz Amerika."  

stu/ehl (dpa, afp, rtr)