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Stürmisches Wetter

28. Februar 2010

Das verheerende Sturmtief "Xynthia" hat Deutschland erreicht. Mindestens 54 Menschen sind bei dem Orkan bislang ums Leben gekommen.

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Ein demolierte Ampel(Foto: AP)
Verwüstungen in FrankfurtBild: picture-alliance / dpa

Die meisten Opfer gab es in Frankreich. Dort kamen im schlimmsten Unwetter seit zehn Jahren 45 Menschen ums Leben, wie das Innenministerium nach einer Krisensitzung am Sonntagabend (28.02.2010) mitteilte. Die meisten von ihnen ertranken bei Überschwemmungen an der Atlantikküste.

In Deutschland starben mindestens fünf Menschen, meist durch umstürzende Bäumen. Es gab zahlreiche Verletzte. In Nordrhein-Westfalen stand der Verkehr auf den Schienen am Abend komplett still. Die Polizei in NRW rückte zu tausenden Einsätzen aus. "Auf den Autobahnen sieht es grausam aus", sagte ein Polizeisprecher. In mehreren Bundesländern waren die Rettungskräfte pausenlos im Einsatz. "Es ist alles im Einsatz, was fahren und laufen kann", sagte ein Polizeisprecher in Frankfurt. Mobile Toiletten flogen durch die Luft. Bäume stürzten um, Fassadenteile, Material von Baustellen und Werbeplakate wirbelten umher und blockierten Straßen. Bis zu 20.000 Menschen waren in Hessen von Stromausfällen betroffen.

Umgestürzte Bäume in Essen (Foto: ap)
Chaos auf Strasse und SchieneBild: AP

Bis Sonntagabend haben die Meteorologen starke Sturmböen für den Westen und Südwesten Deutschlands vorausgesagt. "Einen Teil Westdeutschlands erwischt es in der gleichen Stärke wie Frankreich", sagte Meteorologe Peter Hartmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Hartmann warnte vor Spaziergängen im Wald. Bewegliche Sachen sollten nicht draußen herumliegen. Wer nicht Auto fahren müsse, sollte es besser vermeiden. Die Orkanstärke werde sich zwar über der Mitte Deutschlands abschwächen, dennoch sei "Xyntiha" ein Sturmtief, wie man es nicht jedes Jahr habe. In der Nacht zum Montag sollte das Orkantief den Prognosen zufolge - etwas abgeschwächt - über den Osten Deutschlands ziehen.

"Meteorologische Bombe"

In Spanien, wo die Wetterexperten von einer "meteorologischen Bombe" gesprochen hatten, erreichte der Sturm die Rekordgeschwindigkeit von 228 Stundenkilometern. An den französischen Küsten habe der Wind eine Geschwindigkeit von bis zu 150 Stundenkilometern erreicht, berichtete der Sender France-Info am Sonntag. In mehreren Orten in der Nähe von La Rochelle stand das Wasser bis zu 1,50 Meter hoch in den Straßen, die Menschen retteten sich auf die Häuserdächer. In etwa einer Million Haushalte fiel der Strom aus.

Ein Mann hängt quer an einer Laterne (Foto: ap)
Eine lustige Seite: Windspiel an der LaterneBild: AP

Der französische Premierminister François Fillon hat das Orkantief als nationale Katastrophe bezeichnet. Die offizielle Ausrufung des Katastrophenzustands in den am schwersten betroffenen Regionen sei in den nächsten 48 Stunden zu erwarten, erklärte Fillon am Sonntagabend.

Wichtigste Aufgabe der Behörden sei es zunächst, alle durch den Sturm und die dadurch ausgelösten Überschwemmungen obdachlos gewordenen Menschen in Sicherheit zu bringen, sagte der Premierminister. Zudem müssten die Deiche verstärkt und die Stromversorgung flächendeckend wiederhergestellt werden. Am Sonntag waren zeitweise 900.000 Haushalte ohne Strom.

Das Unwetter war durch ein relativ ungewöhnliches Aufeinandertreffen von zwei Sturmtiefs ausgelöst worden.

Autor: Oliver Samson (dpa, afp)
Redaktion: Stephan Stickelmann/Frank Wörner