1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die große Chance für Tony Martin

Joscha Weber14. Januar 2016

Per Heimsieg ins Gelbe Trikot? Zeitfahrspezialist Tony Martin erhält vor heimischer Kulisse eine große Chance auf die Führung bei der Tour de France 2017. Und der Startort Düsseldorf darf sich doppelt freuen.

https://p.dw.com/p/1Hcx8
Tour de France Tony Martin (Foto: dpa)
Im Vorjahr war es ein kurzer Genuss: Tony Martin verlor das Gelbe Trikot nach nur einem Tag durch einen SturzBild: picture-alliance/dpa/S. Nogier

Viel Rheinpanorama, ein Abstecher durch die feierfreudige Altstadt und natürlich eine Passage über die mondäne Königsallee - Düsseldorf will sich beim Start der Tour de France 2017 von seiner besten Seite zeigen. Den Auftakt zum größten Radrennen der Welt wird am 1. Juli ein 13 Kilometer langes Einzelzeitfahren machen - und das auf einem echten Highspeedkurs. Mit langen Geraden entlang des Rheinufers bis zum Ziel an der Düsseldorfer Messe könnte dieses Zeitfahren das schnellste in der Tour-de-France-Geschichte werden. Den bisherigen Rekord hält der Australier Rohan Dennis, der 2015 zum Tour-Auftakt in Utrecht auf einem technisch anspruchsvolleren Kurs einen sagenhaften Schnitt von 55,446 km/h in den Asphalt brannte.

Eine Strecke wie gemacht für Tony Martin

Damals knapp unterlegen: Tony Martin. Der deutsche Radstar träumt beim Heimspiel im kommenden Jahr nun aber von Gelb: "Ich freue mich sehr. Es wird für die Saison 2017 eines meiner großen Ziele, mit um das Gelbe Trikot zu fahren", sagte Martin dem Sport-Informations-Dienst. Der Zeitfahr-Spezialist im belgischen Etixx-Quick Step-Team darf sich berechtigte Hoffnungen auf einen Sieg machen, denn insbesondere Kurse mit langen Geraden, auf denen er seine Kraft ausspielen kann, liegen dem Deutschen.

Wie der Tour-Veranstalter ASO am Donnerstagmorgen in der Residenz des deutschen Botschafters in Paris bekannt gab, startet auch die zweite Etappe in Düsseldorf. Der Startschuss fällt erneut im Stadtzentrum und führt zunächst nach Osten, in Grafenberg wartet die erste Bergwertung der Frankreich-Rundfahrt. Nach einem Abstecher nach Erkrath und Mettmann fährt das Feld zurück nach Düsseldorf. Der weitere Streckenverlauf ist noch nicht bekannt. Allerdings gelten einige deutsche Städte als mögliche Kandidaten für die Ankuft dieser zweiten Etappe: Bad Homburg, Mannheim oder der Nürburgring wären gerne als Etappenorte dabei. Sollte ihr Konzept die ASO nicht überzeugen, gilt eine Ankunft in den radsportbegeisterten Niederlanden als wahrscheinlich. Der weitere Verlauf der Tour 2017 soll erst bei der Streckenpräsentation im Oktober verkündet werden.

Der erste deutsche Tour-Start seit 30 Jahren

So oder so dürften vor allem die drei deutschen Sprintspezialisten Marcel Kittel (Etixx), Andre Greipel (Lotto-Soudal) und John Degenkolb (Giant-Alpecin) ein Auge auf diese Etappe werfen. Den Tour-Verantwortlichen dürfte ein deutscher Sieg beim Gastspiel beim östlichen Nachbarn ins Konzept passen. Denn die ASO setzt auf einen "Neustart" des Radsports in Deutschland, wie das Unternehmen mitteilte. Deutschland, dessen Athleten in den vergangenen Jahren die meisten Etappensiege bei der Tour holten, gilt als wichtiger Markt, der nach den Dopingskandalen und der daraus resultierenden Abwenundung des Publikums nun wieder erschlossen werden soll.

Düsseldorf Stadtansicht Rhein Brücke Fernsehturm (Foto: dpa)
Spektakel am Rhein: Düsseldorf erwartet eine Millionen Zuschauer zum Start der Tour de France 2017Bild: picture-alliance/dpa/K.Kurek

Die Rückkehr des deutschen Fernsehens in die Live-Übertragung im Vorjahr wird als wichtiger Schritt betrachtet. Der erste Tourstart in Deutschland seit 30 Jahren (1987 startete die Tour im damals noch geteilten Berlin) soll ein neues Kapitel einläuten und ähnliche Begeisterung erzeugen wie die Etappengastspiele in Freiburg (2000), Saarbrücken (2002) oder Pforzheim und Karlsruhe (2005).

Von verrückter Liebe und verrückter Abneigung

"Es gab eine Zeit voller verrückter Liebe zur Tour in Deutschland. Darauf folgte eine Zeit voller verrückter Abneigung", fasste es Tour-Direktor Christian Prudhomme zusammen. "Jetzt haben wir eine reifere Beziehung. Die Zeiten haben sich geändert, der Radsport ist nicht mehr das hässliche Entlein", ist sich der Tour-Chef sicher, der Düsseldorf die besten Bedingungen für einen Tour-Start bescheinigt.

Die Stadt selbst, deren Rat sich nur knapp zu einem Votum pro Tour durchringen konnte, gibt sich optimistisch und hofft auf einen großen Fan-Andrang: Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) rechnet mit "über einer Million Zuschauer". Beim Tour-Start im niederländischen Utrecht 2015 kamen nach Schätzungen der Stadt bis zu 800.000 Zuschauer. Es wäre eine durchaus würdige Kulisse für einen deutschen Heimsieg.