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Transatlantische Gleichstellung?

Daniel Scheschkewitz9. September 2002

Der Bundeskanzler hat die Solidarität mit Amerika eindeutig in die Schranken verwiesen. Das war auch bitter notwendig, nachdem sie solange uneingeschränkt ihr Unwesen getrieben hatte - meint Daniel Scheschkewitz.

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Bush sagt ja immer, er habe sich noch überhaupt nicht entschieden von wegen Irak und so. Aber, wer zuviel mit dem Säbel rasselt, dem glaubt man eben nicht mehr- schon gar nicht als friedensbewegter Deutscher. Ist ja schließlich auch an der Zeit, dass wir als Freund auch mal was mitbestimmen dürfen - gehört sich doch so in einer modernen Partnerschaft.

Wie wäre es übrigens mit einer Gleichstellungsbeauftragten für deutsch-amerikanische Beziehungen? Da dürfte sich doch sicher nach den Koalitionsverhandlungen noch die ein oder andere übergangene Ministerkandidatin finden lassen! Übrigens steht ansonsten alles zum Besten in den deutsch-amerikanischen Beziehungen, dass hat uns vergangene Woche gerade noch mal der deutsche Botschafter hier glaubhaft versichern können. Und sein amerikanischer Amtskollege in Berlin war ja auch erst neulich wieder zum Tee im Kanzleramt eingeladen - Schön, dass man sich da soviel Zeit nimmt für ihn, so mitten im Wahlkampf.

Laptop und Lederhose

Tja, und dann hat der Kanzler ja auch noch einen Brief geschrieben an den Bush. Zum elften September. Den bekam der Präsident wahrscheinlich mit der Morgenausgabe der New York Times letzten Mittwoch auf den Frühstückstisch gelegt, wo "uns Gerhard" noch mal kräftig vom Leder gezogen hat gegen die Amis und ihre Irakpolitik - die beiden Schriftstücke hatten zwar den gleichen Autor, nicht aber den gleichen Ton.

Gut, das der Bush, belesen wie er nun mal ist, auch gut zwischen den Zeilen lesen kann. Dort steht dann vor allem: bloß nicht alles so ernst nehmen Georgie-Boy - Du weißt doch so gut wie ich, in Wahlkampfzeiten darf man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Wir sind fest an Eurer Seite und wenn ich am 22. September doch noch verlieren sollte, komme ich mit Doris wieder an der Upper West Side in New York wohnen. Der Stoiber schickt dann deutsche Kriegsreporter in den Irak. Natürlich unbewaffnet, dafür aber mit Laptop und Lederhose.