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Seit 20 Jahren gegen Korruption

Stephanie Höppner8. November 2013

Seit 20 Jahren kämpft die Antikorruptionsorganisation Transparency International gegen Bestechung und Vetternwirtschaft. Dabei macht sie keinen Unterschied zwischen Industrienationen, Entwicklungsländern oder Konzernen.

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Geldscheine in der afghanischen Währung Afghani werden gezählt. (Foto:picture-alliance/Ton Koene)
Bild: picture-alliance/Ton Koene

Die Antikorruptions-Organisation scheint unermüdlich. Kaum ein Tag vergeht, an dem sie nicht weltweit verfilzte Strukturen, undurchsichtige Vergaben oder Bestechungen bei Unternehmen oder Institutionen heftig kritisiert. Und das seit jetzt 20 Jahren. "Wir haben inzwischen das Bewusstsein in vielen Institutionen wie der UNO, der Weltbank, dem Internationalen Währungsfond und in vielen verschiedenen Regierungen verändern können", lobt Transparency International-Gründer Peter Eigen. Aber immer noch würden viele beschlossene Regeln nicht umgesetzt.

Auch in der deutschen Medienlandschaft ist Transparency International seit ihrer Gründung 1993 in Berlin zum beständigen Mahner geworden - sei es beim Umgang mit Steuersündern wie dem Präsidenten des FC Bayern München, Uli Hoeneß, oder bei der Forderung nach besserem Schutz für Informanten wie Edward Snowden. Regelmäßig zeichnet die NGO mutige Journalisten aus, wie jüngst den chinesischen Blogger Luo Changping, der die Anklageschrift gegen einen hohen Beamten öffentlich machte oder Reporter Rafael Marques aus Angola, der für seine Recherchen über Korruption und Unterschlagung in angolanischen Regierungskreisen sogar inhaftiert wurde.

Weniger Korruption an der Elfenbeinküste, Liberia und Kenia

Auch Transparency-Gründer Eigen hat die Folgen seines Engagements zu spüren bekommen. Er arbeitete als Direktor der Weltbank in Kenia. Korruption - so seine Überzeugung - war das Hauptproblem für den mangelnden Erfolg der angestoßenen Entwicklungsprojekte. Als er anfing, sich dagegen zu wehren, bekam er eine Abmahnung von seinem Arbeitgeber. Die Weltbank dulde keine Einmischung in die Angelegenheit eines Landes, hieß es. Eigen fand sich damit nicht ab und beschloss, eine eigene Organisation zu gründen. Mittlerweile hat die NGO über mehr als 90 nationale Ableger, darunter auch Transparency International Deutschland.

Der Angolaner Menschenrechtsaktivist Rafael Marques (Foto: DW)
Der angolanische Menschenrechtsaktivist Rafael Marques, ausgezeichnet von TransparencyBild: DW/C. Vieira Teixeira

Eine der größten Erfolge in der Geschichte: "Für uns war es sehr wichtig, die Rechtsordnung in den reichen Exportländern zu verändern, denn bis 1999 war es in Staaten wie Deutschland, England und Frankreich erlaubt, im Ausland zu bestechen", erklärt Eigen. In jenem Jahr trat eine entsprechende Konvention dazu in Kraft. "Und das ist sehr wichtig, weil viele afrikanische, asiatische oder lateinamerikanische Länder sich da nicht so ohne weiteres gegen wehren können." In afrikanischen Ländern wie der Elfenbeinküste, Liberia und Kenia wurden zudem Anti-Korruptions-Regeln eingeführt

Bestechung kostet Milliarden

Der regelmäßig veröffentlichte Korruptionsindex zeigt jedoch auch, dass noch immer viel zu tun ist - auch in Deutschland. Die Bundesrepublik belegt auf einem weltweiten Ranking den 13. Platz und ist damit im europäischen Vergleich nur Mittelmaß. In zwölf Ländern gibt es demnach weniger Korruption, unter anderem in skandinavischen Ländern, der Schweiz, den Niederlanden und Luxemburg. Durch solche Straftaten entstehen der Wirtschaft jährlich Milliarden-Schäden.

Aber es geht nicht immer um die großen Summen: Scheinbar kleine Korruptionsfälle beeinträchtigen den Alltag der Menschen vor allem in ärmeren Ländern. "Etwa dann, wenn Schulkinder nicht in die Schulen kommen dürfen, weil die Eltern keine Bestechungsgeld bezahlen oder die Krankenschwestern deshalb die Patienten nicht aufnehmen", sagt Eigen.

Korrupter Arzt (Foto: Fotolia)
Korruption im Alltag - gerade in ärmeren Ländern ein großes ProblemBild: Fotolia/LUCKAS Kommunikation

Strittige Finanzierung

Trotz des guten Ansehens - die Antikorruptionsgesellschaft Transparency International stand auch schon in der Kritik. Ein Problem, so sagen Skeptiker, sei die Finanzierung. Denn der Verband bekomme seine Gelder zu einem großen Teil von Großunternehmen. In einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" wurde moniert, dass einige Firmen erst dann spenden, wenn wegen Korrupiton gegen sie ermittelt werde. Die Gesellschaft fungiere lediglich als "Feigenblatt der Wirtschaft", das angekratzte Image eines Unternehmens könne so etwas aufpoliert werden.

Transparency Deutschland hält dagegen, dass die Mitgliedsbeiträge auf 5.000 Euro begrenzt sind. Zudem, so erklärt die Organisation, berge jede Form der Finanzierung ihre Gefahren. Eine vollständige Finanzierung über öffentliche Gelder sei zu einseitig.