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Trapp: "Moralischer Schub für Chemiewaffenkontrolleure"

Nils Naumann11. Oktober 2013

Chemiewaffen gehören zu den grausamsten Kampfstoffen. Die OPCW kämpft gegen die Verbreitung dieser Waffen. Jetzt bekommt sie dafür den Friedensnobelpreis. Eine große Ermutigung, sagt der Abrüstungsexperte Ralf Trapp.

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Syrien: UN-Kontrolleure überprüfen Vorwürfe zu Giftgasangriff (Foto: REUTERS/Mohammad Abdullah)
Bild: Reuters/Mohammad Abdullah

Deutsche Welle: Herr Trapp, Sie waren ja selbst bis 2006 bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) und haben die Organisation mit aufgebaut. Jetzt hat die OPCW den Friedensnobelpreis bekommen. Sind Sie auch ein bisschen stolz?

Ralf Trapp: Ja sicher, stolz ist man schon, man freut sich wahnsinnig. Das ist eine ganz großartige Anerkennung der Arbeit. Die OPCW hat einen ganz wichtigen Beitrag zur globalen Abrüstung und zur Beseitigung einer ganzen Kategorie von Massenvernichtungswaffen geleistet. Der Prozess ist zwar noch nicht beendet, aber eine große Anzahl von wichtigen Dingen ist in den letzten Jahren gemacht worden. Insoweit ist der Preis schon gerechtfertigt. Er ist aber auch ein Wechsel auf die Zukunft und auf das was noch kommt.

Was meinen Sie konkret mit einem Wechsel auf die Zukunft?

Wir haben 80 Prozent der deklarierten Chemiewaffen des Kalten Krieges beseitigt, es bleiben aber noch 20 Prozent zu beseitigen. Dazu kommt, dass es eine Reihe von Staaten gibt, die der Chemiewaffenkonvention noch nicht beigetreten sind. Einige von denen haben möglicherweise chemische Kampfstoffe. Syrien ist jetzt zur Konvention dazu gekommen. Damit haben wir den nächsten Staat mit einem Chemiewaffenpotential, der verpflichtet ist, die Waffen zu vernichten. Insoweit ist der Prozess noch nicht beendet.

Ralf Trapp, Chemiewaffenexperte und Mitbegründer der OPCW.
Prozess nicht beendet: Ralf TrappBild: picture-alliance/dpa

Könnte der Preis dazu führen, dass der Kampf gegen Chemiewaffen einen Schub erhält?

Ich gehe davon aus, dass wir sowohl moralisch als auch politisch einen Schub bekommen werden. Es wird der Organisation helfen, die Aufgaben in Syrien zu bewältigen. Ich hoffe, dass weitere Staaten dem Vertrag beitreten, ihre Chemiewaffen melden und dann vernichten. Israel, Ägypten oder Nordkorea zum Beispiel.

Syrien ist das bekannteste Einsatzgebiet der Kontrolleure. Es ist das erste Mal, dass die OPCW in einem Kriegsgebiet im Einsatz ist. Können die OPCW-Kontrolleure da überhaupt richtig arbeiten?

Es wird sehr schwer werden. Der Anfang ist gut gelaufen, die ersten Inspektionen sind durchgeführt worden. Die Kontrolleure haben damit begonnen, die Meldungen der Syrier zu überprüfen und dafür zu sorgen, dass die Anlagen außer Betrieb genommen werden. Es kommt jetzt darauf an, dieses Momentum zu erhalten und die Unterstützung für diesen Prozess in Syrien zu organisieren. Es wird natürlich von der Kooperationsbereitschaft der syrischen Regierung und der Opposition abhängen. Insoweit ist der Friedensnobelpreis vielleicht ganz hilfreich. Er kann schon helfen, entsprechende politische Unterstützung zu organisieren und Druck auf alle Seiten in Syrien auszuüben.

Die OPCW-Zentrale in Den Haag (AP Photo/Peter Dejong)
Braucht Unterstützung: Die OPCW-Zentrale in Den HaagBild: picture-alliance/AP Photo

Nehmen wir mal an, die syrische Regierung oder die Opposition kooperieren nicht, wie viel Macht haben die Kontrolleure sich durchzusetzen?

Die Kontrolleure können das machen, wozu sie ausgebildet sind. Das sind Kontrollen. Das geht natürlich nur, wenn die andere Seite kooperiert. Wenn es dort Schwierigkeiten gibt, dann muss auf Syrien von außen Druck ausgeübt werden. Dazu wird man die Russen brauchen, dazu wird man die Iraner brauchen, dazu wird man andere Staaten aus der Region brauchen. Und natürlich braucht man Einigkeit im UN-Sicherheitsrat, damit das entsprechend durchgesetzt werden kann. Das kann man nicht einfach den Inspektoren vor Ort überlassen, dazu sind die nicht in der Lage.