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Das Internationale Fußball-Dorf

22. Mai 2010

Deutsche Fanmeile, bayrisches Bier, brasilianische Strandbar, die typisch südafrikanische Kneipe: Das "Internationale Fußball-Dorf" in Johannesburg bietet Public Viewing als Treffpunkt für Fans aus aller Welt.

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Fans im Internationalen Fußball-Dorf (Foto: Ulrich Reimann)
Partystimmung auf der Fanmeile in JohannesburgBild: DW

Kevin Clarence kennt sich gut aus, wenn es um die Betreuung seiner Gäste geht. Er managt seit Jahren das Birchwood Hotel in Boksburg. Im Osten von Johannesburg gelegen hat sich in dem Hotel mit 450 Zimmern auch schon Südafrikas Präsident Jacob Zuma mit seinem Parteigenossen vom ANC zu Konferenzen getroffen. Mit dem Anpfiff zur Fußball-WM am 11. Juni lässt sich Clarence auf ein ganz anderes Publikum ein. "Bis zu 1500 Fußball-Fans aus aller Welt werden während der WM im Birchwood übernachten. Griechen, Argentinier, Deutsche, Brasilianer und Holländer haben hier gebucht, die wollen mit uns Südafrikanern eine rauschende WM feiern und dafür bieten wir hier auf unserem Hotelgelände die ideale Plattform", sagt Clarence nicht ohne Stolz. Die 40 Konferenzräume auf dem fünf Hektar großen Außengelände werden umbenannt in "Ellis Park Stadium", "Soccer City Stadium", "Greenpoint Stadium" und "Moses Mabhida Stadium". Hier sollen sich Geschäftsleute und Firmenvertreter zum Beispiel aus Deutschland und Südafrika treffen, um Produkte zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen.

Sicherheit spielt für die Fans eine große Rolle

Wolfgang Vieten zeigt auf ein Plakat (Foto: Ulrich Reimann)
Wolfgang Vieten lädt zum Experten-Stammtisch einBild: DW

Seit 16 Jahren bietet Wolfgang Vieten Sportreisen zu Fußball-Weltmeisterschaften an. "Vietentours" ist als Reiseveranstalter von der FIFA autorisiert, komplette Reisepakete mit Eintrittskarten für WM-Spiele zu verkaufen. Rund 1000 deutsche Fans haben das WM-Abenteuer über den Sportreise-Veranstalter gebucht, die meisten von ihnen übernachten im Birchwood Hotel und fliegen zu den Spielen der deutschen Mannschaft nach Port Elizabeth und Durban vom nahegelegenen Johannesburger Flughafen. "Wir haben uns schon vor drei Jahren für das Birchwood als unser WM-Hotel entschieden und ein sogenanntes Fußball-Dorf für unsere Fans aus Deutschland konzipiert", sagt Geschäftsführer Wolfgang Vieten. Das Hotel ist durch hohe Mauern und Sicherheitspersonal geschützt. Die Angebote im Fußball-Dorf sollen dazu beitragen, dass der Fan sich rund um die Uhr auf der Hotelanlage wohlfühlt und nicht selbständig in die Johannesburger Innenstadt fährt.

Das Internationale Fußball-Dorf

Siggi's Wurst Stube im Fußball-Dorf (Foto: Ulrich R reimann)
Siggi's Wurst StubeBild: DW

Die Idee kam Kevin Clarence und Wolfgang Vieten im Februar 2010. Der DFB hatte Wolfgang Vieten immer wieder ermutigt, das Fan-Dorf nicht nur für deutsche Hotelgäste anzubieten. Sportmanager Mike de Vries hat diese Idee aufgegriffen und ein Konzept für das Birchwood entwickelt: Für umgerechnet 10 Euro Eintritt werden sich Fans aus aller Welt im "Internationalen Fußball-Dorf" treffen, besonders Südafrikaner soll das multikulturelle Angebot überzeugen. Ein bayrisches Bierzelt, Siggi's Wurst Stube, eine brasilianische Strandbar, die Shebeen, eine traditionelle südafrikanische Township-Kneipe, ein südafrikanischer Kunstmarkt und einheimische sowie deutsche Künstler auf verschiedenen Bühnen sollen für ein ganz besonderes Flair abseits der Stadien und Fanparks in den WM-Städten sorgen. "In Johannesburg und Umgebung leben 250.000 Menschen mit deutschem Hintergrund. An die haben wir mit unserem Angebot auch gedacht", sagt Mike de Vries.

Geist der Fanmeile von 2006

Birchwood-Hotelchef Kevin Clarence (l) und Sportmanager Mike de Vries (r) (Foto: Ulrich Reimann)
Hotelchef Clarence (links) und Sportmanager de VriesBild: DW

Sportmanager de Vries hatte ein Jahr lang das Deutsche Haus auf dem Gelände der Deutschen Schule in Johannesburg geplant. Das Projekt kommt jetzt nicht zustande. Das Land Baden-Württemberg als Veranstalter hatte sich wegen des mangelnden Interesses anderer Bundesländer und fehlender Sponsoren in letzter Minute vom Deutschen Haus verabschiedet. Mike de Vries ist überzeugt, dass er jetzt mit der Fanmeile im Internationalen Fußball-Dorf einen adäquaten Ersatz anbieten kann: "Jeder, der von unserer Fanmeile hier in Johannesburg hört, assoziiert diese mit den Bildern, die wir gehabt haben vor dem Brandenburger Tor. Und wenn nur ein bisschen von diesem Geist der Fanmeile von 2006 hier aufblitzt, dann wird es eine ganz tolle WM werden", glaubt Mike de Vries.

Keine Fanmeile ohne Public Viewing: auf zwei Großbildleinwänden werden im Außenbereich alle Spiele live gezeigt. Und wer im südafrikanischen Winter bei Abendtemperaturen deutlich unter zehn Grad friert, der kann die Spiele in der geheizten Arena, einem Konferenzraum für 2000 Zuschauer, verfolgen. Sogar auf das beliebte Ritual der Spielanalysen durch Experten müssen die deutschen WM-Touristen nicht verzichten. Reiner Calmund, Jürgen Kohler, Mirko Slomka, Friedhelm Funkel und der Bundestrainer im Handball, Heiner Brand, werden im "Internationalen Fußball-Dorf" zu Gast sein und ihre Fachkommentare zum Besten geben.

Autor: Ulrich Reimann
Redaktion: Arnulf Boettcher