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Deutsche Wirtschaftsleistung trotz Corona im Plus

14. Januar 2022

Nach dem Absturz im ersten Corona-Jahr legt die deutsche Wirtschaft wieder zu. Der Aufschwung fällt jedoch nicht so kräftig aus wie erhofft. Und die nächsten Monate dürften mühsam bleiben.

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Deutschland | Containerbrücke im Hamburger Hafen
Bild: Daniel Reinhardt/dpa/picture alliance

Mit 2,7 Prozent Wachstum hat sich die deutsche Wirtschaft 2021 nach dem Corona-Tief zurückgemeldet. Allerdings fiel der vom Statistischen Bundesamt am Freitag anhand erster Zahlen vermeldete Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geringer aus als lange erhofft. Im Jahr 2020 war die Wirtschaftsleistung in Deutschland infolge der Pandemie nach jüngsten Daten um 4,6 Prozent eingebrochen.

Das weiter grassierende Coronavirus inklusive erneuter Beschränkungen etwa im Einzelhandel sowie weltweite Lieferengpässe bremsen Europas größte Volkswirtschaft. Reihenweise schraubten Wirtschaftsforschungsinstitute in den vergangenen Wochen ihre Prognosen für dieses Jahr nach unten.

Ende 2021 ist die Wirtschaftsleistung wegen der Corona-Welle allerdings deutlich geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei zwischen Oktober und Dezember geschätzt etwa zwischen 0,5 und 1,0 Prozent zum Vorquartal gesunken, sagte Michael Kuhn vom Statistischen Bundesamt am Freitag. Eine Schätzung soll dazu Ende Januar veröffentlicht werden. Grund für das Minus sei die vierte Corona-Welle mit weiteren Einschränkungen im Kampf gegen die Virus-Pandemie. Diese belastete etwa Einzelhandel, Hotels und Restaurants.
"Offenbar hat der Corona-bedingte Einbruch bei den Dienstleistungen das sich abzeichnende leichte Plus in der Industrie überkompensiert", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zur Entwicklung im vierten Quartal. "Für das erste Quartal 2022 erwarten wir wegen der Omikron-Variante ein weiteres Minus." Danach dürfte sich die deutsche Wirtschaft aber kräftig erholen. Für das gesamte Jahr rechne er weiter mit einem Plus von 3,0 Prozent. 

Mercedes Benz l Produktionsstart für neue C-Klasse im Mercedes-Benz-Werk Bremen
Die Autoindustrie - hier das Mercedes-Werk in Bremen - ist eine der deutschen SchlüsselbranchenBild: picture alliance/dpa/Mercedes-Benz Ag - Global Commun

Hoffen auf das Frühjahr

Volkswirte gehen inzwischen davon aus, dass die Konjunktur erst im Frühjahr 2022 wieder richtig anspringen wird. Jüngsten Prognosen zufolge dürfte die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr trotz etwas trüberer Aussichten immer noch zwischen 3,5 Prozent und gut 4 Prozent zulegen. Das wäre dann wieder eine Größenordnung wie in den Jahren nach der tiefen Rezession 2009 infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.

Haupttreiber wird nach Einschätzung von Ökonomen der privaten Konsum sein. Viele Haushalte sitzen auf hohen Sparguthaben, weil wegen der Pandemie zum Beispiel Reisen abgesagt werden mussten und Freizeitaktivitäten zeitweise nur eingeschränkt möglich waren.

Ökonomen gehen zudem davon aus, dass Unternehmen ab dem Frühjahr wieder mehr investieren werden, wenn es weniger Unsicherheit bezüglich des weiteren Verlaufs der Corona-Pandemie gibt. Der Export, ebenfalls ein wichtiger Treiber der deutschen Konjunktur, dürfte dagegen in den kommenden Monaten noch unter Logistikproblemen sowie Lieferengpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten leiden.

Staatsschulden sind wegen der Corona-Pandemie gestiegen

Die Lasten der Krise werden Deutschland noch eine Weile zu schaffen machen. Der deutsche Staat hat nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes auch im zweiten Jahr der Pandemie deutlich mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Bezogen auf die gesamte Wirtschaftsleistung lag das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen 2021 bei 4,3 Prozent. 2020 hatte Deutschland mit ebenfalls 4,3 Prozent erstmals seit 2011 wieder ein Haushaltsdefizit verbuchen müssen.

Maschinenbau in Deutschland
auch der Bau von Maschinen und Anlagen ist ein wichtiger Industriezweig. Hier eine Produktionslinie für Gabelstapler von Jungheinrich in NorderstedtBild: dpa/picture alliance

Ärger aus Brüssel droht Deutschland deswegen nicht. Die EU-Staaten hatten wegen der Corona-Krise erstmals die Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts ausgesetzt, wonach das Haushaltsdefizit nicht über drei Prozent und die Gesamtverschuldung nicht über 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen darf. 2023 soll der Pakt wieder greifen. Um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abzufedern, mussten die EU-Staaten enorme Schulden aufnehmen.

Für dieses Jahr rechnen die meisten Experten für Deutschland mit einer deutlich geringeren Neuverschuldung - auch wegen der erwarteten kräftigen Konjunkturerholung. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa erwartet ein Finanzierungsdefizit von 1,8 Prozent, das 2023 auf 1,4 Prozent fallen soll.

ul/hb (dpa, rtr)