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Trotz Corona: Ist der Sommerurlaub noch zu retten?

Felix Schlagwein
14. Mai 2021

Noch gelten strenge Reisebeschränkungen in Deutschland. Auch der Pfingsturlaub wird vielerorts ins Wasser fallen. Für den Sommer stehen die Chancen deutlich besser.

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Spanien Tourismus auf Mallorca
Hoffnung auf den Sommer - die Touristen kehren zurück an die Stände Europa, wie hier auf der Insel MallorcaBild: John-Patrick Morarescu/ZUMA Wire/dpa/picture alliance

Blickt man auf die aktuellen Reisebeschränkungen in Deutschland, scheint ein unbeschwerter Reisesommer noch in weiter Ferne. Außerhalb der Modellregionen steht der Tourismus im Land immer noch still. Hotels und Gastronomie sind weiterhin geschlossen. Dabei ist der Mai ein besonders beliebter Reisemonat: Pfingsten steht vor der Tür, einige Bundesländer haben Schulferien. Umso härter trafen die jüngsten Prognosen der Bundesregierung Reisewillige und Tourismusbranche gleichermaßen. Urlaub zu Pfingsten dürfte in vielen Regionen Deutschlands "wahrscheinlich noch etwas schwierig werden", sagte der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, vergangenen Freitag (07.05.2021). In vielen Bundesländern wird es wohl erst einmal keine Reiseerleichterungen geben.

Einige Bundesländer wollen den Pfingsturlaub hingegen ermöglichen – allerdings unter strengen Auflagen. Schleswig-Holstein will schon ab dem 17. Mai Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze öffnen. Voraussetzung ist die Einhaltung strenger Hygieneregeln. Wer im Norden übernachten will, muss sich zudem alle drei Tage auf das Coronavirus testen lassen. Nach monatelangem Stillstand sollen zudem am Pfingstwochenende die ersten Kreuzfahrtschiffe wieder von Kiel aus in See stechen. Auch in Bayern soll Urlaub ab dem 21. Mai wieder möglich sein. In Kreisen mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 dürfen Hotels, Gastronomie, Ferienhäuser und Campingplätze wieder öffnen. Auch Länder wie Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz wollen Reisen unter Auflagen ermöglichen, oder zumindest die Außengastronomie öffnen.

Coronavirus - Modellregion innere Lübecker Bucht
In der Modellregion Lübecker Bucht ist Urlaub schon jetzt möglich. Das gibt Hoffnung auf einen "normalen" ReisesommerBild: Georg Wendt/dpa/picture alliance

Wohl ähnlicher Reisesommer wie 2020

Die ersten Lockerungen zu Pfingsten machen Hoffnung auf einen halbwegs unbeschwerten Sommerurlaub. Sinkende Infektionszahlen und der Fortschritt der Impfkampagne, nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen EU-Ländern, geben Grund für Optimismus.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gab sich nach dem EU-Gipfel in Porto am vergangenen Wochenende "hoffnungsfroh, dass wir auch insgesamt uns das leisten können, was auch im vergangenen Sommer möglich war". Auch für Ungeimpfte sei Urlaub bis dahin innerhalb der EU möglich, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) der "Rheinischen Post": "Innerhalb der EU wird das Reisen voraussichtlich nicht von der Impfung abhängig sein. Auch mit den Testungen wird man sich europaweit gut bewegen können". "Große Fernreisen" solle man aber nicht planen, so Spahn, es gelte das Motto "Nordsee statt Südsee". Am Montag (10.05.2021) mahnte der Gesundheitsminister jedoch zur Zurückhaltung beim Reisen. Trotz ermutigender Entwicklungen seien Inzidenzen immer noch hoch und Reisen ein zusätzliches Risiko. "Jetzt darf aus der Zuversicht kein Übermut werden", so Spahn.

Sonnenuntergang auf Pellworm
Spahns Motto "Nordsee statt Südsee" nehmen sich diese Radfahrer auf der Insel Pellworm schon jetzt zu HerzenBild: Marcus Brandt/dpa/picture alliance

Solche Warnungen scheinen Reisewillige nicht abzuschrecken. Reiseveranstalter vermelden steigende Buchungszahlen für den Sommer - ein Hoffnungsschimmer für die Branche, denn viele bangen um ihre Existenz. "Eine Reise ist keine Lagerware wie beispielsweise ein Auto. Kann sie nicht angetreten werden, ist sie weg. Insofern ist es für die Branche ungemein wichtig, dass der Sommer läuft", sagt Tourismusforscher Jürgen Schmude von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München im Gespräch mit der DW. Er rechnet mit einem ähnlichen Reisesommer wie im 2020. Wieder werde ein Großteil der Urlauber innerhalb Deutschlands verreisen, prognostiziert Schmude. Bei Auslandsreisen hingegen seien viele, auch aufgrund der Erfahrungen aus dem letzten Jahr, noch zurückhaltend.

Beliebte Urlaubsziele locken mit Einreiseerleichterungen

Dem versuchen die traditionellen Urlaubsziele der Deutschen entgegenzuwirken. Stark vom Tourismus abhängige Länder wie Italien, Spanien oder Griechenland locken mit erleichterten Einreisebeschränkungen. So hat Griechenland alle Urlauber aus Deutschland und den anderen EU-Staaten Quarantänepflicht befreit. Wer einreisen möchte, muss lediglich einen negativen PCR-Test vorweisen und ein Einreise-Formular ausfüllen. Ab dem 15. Mai soll der Tourismus im Land wieder hochfahren. Dann öffnen auch die großen Hotelanlagen und Sehenswürdigkeiten.

Griechenland Athen Cafe
Noch sitzen vorwiegend Einheimische auf Athens Terrassen. Schon bald sollen mit erleichterten Einreisebeschränkungen auch wieder mehr Touristen kommenBild: Socrates Baltagiannis/dpa/picture alliance

Auch Italien will genesene, geimpfte und negativ getestete Reisende aus der EU, Großbritannien und Israel von der Quarantänepflicht nach der Einreise befreien – ebenfalls bereits ab dem 15. Mai. Ganz offensiv warb Italiens Premierminister Mario Draghi auf dem G20-Tourismusministertreffen in Rom vergangene Woche für Urlaub in seinem Land. Außerdem forderte er die EU auf, den sogenannten "Grünen Pass" schnellstmöglich auf den Weg zu bringen. Darin sollen Informationen zu Impfungen, überstandenen Infektionen sowie zu Testergebnissen digital gespeichert werden, um das Reisen innerhalb der EU zu erleichtern. Neben Tests könnte ein solcher Pass laut Tourismusforscher Schmude "eine Hilfestellung" für ein Gelingen des Sommerurlaubs auch im europäischen Ausland sein. Allerdings sei für Reisende auch immer noch das Infektionsgeschehen vor Ort für eine Buchung entscheidend.

Und das ist in den bei den Deutschen beliebten Urlaubsländern wie Italien, Spanien, Griechenland oder der Türkei weiterhin hoch. Das Auswärtige Amt warnt immer noch vor nicht notwendigen Reisen ins Ausland. Für einzelne Länder gelten Reisewarnungen.

Quarantänepflicht aufgehoben

Eine große Hürde für den Sommerurlaub im Ausland hat die Bundesregierung am 13. Mai aus dem Weg geräumt. Die Quarantänepflicht bei der Einreise aus mehr als 100 Ländern ist aufgehoben worden. Darunter sind einige der beliebtesten Urlaubsländer wie Spanien, Italien, Griechenland, Österreich oder die Schweiz. Wer von dort nach Deutschland einreist, kann sich durch einen negativen Corona-Test von der Quarantäne befreien.

Für Genesene und vollständig gegen Corona Geimpfte gehen die Lockerungen sogar noch weiter. Sie müssen nur noch in Quarantäne, wenn sie aus einem Gebiet mit neuen Virusvarianten kommen. Geimpfte und Genesene, die aus den etwa 190 anderen Ländern dieser Welt nach Deutschland kommen, müssen sich auch nicht mehr vor oder nach der Einreise auf Corona testen lassen. So steht einem halbwegs normalen Sommerurlaub wohl nichts mehr im Wege.