1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Massiver Stellenabbau

27. Februar 2008

Trotz Rekordergebnissen plant der deutsche Autohersteller BMW den Abbau von 8100 Arbeitsplätzen. Auch der Waschmittel- und Klebstoffhersteller Henkel will weltweit rund 3000 Stellen streichen trotz besten Gewinnen.

https://p.dw.com/p/DEKs
Arbeiter montieren BMW im Leipziger Werk (Archivbild, 3.07.2007, AP)
BMW: "Wir brauchen weniger Arbeitskräfte."Bild: AP

BMW-Personalvorstand Ernst Baumann sagte am Mittwoch (27.02.2008) in München, der Autokonzern müsse seine Rendite wieder verbessern. Der Arbeitsplatzabbau treffe vor allem die bayerischen Standorte wie München, Dingolfing und Regensburg. Im BMW-Werk Leipzig dagegen werde es nur kleinere Korrekturen geben, sagte der Personalchef.

BMW streicht 7500 Arbeitsplätze in Deutschland

Von den 8100 Stellenstreichungen sind 7500 Arbeitsplätze in Deutschland betroffen. Bei den Zeitarbeitskräften plant BMW bis zum Jahresende 5000 Stellen zu streichen. "Etwa die Hälfte davon haben das Unternehmen bereits verlassen", so Baumann. Bei der Stammbelegschaft in den deutschen Werken baut BMW weitere 2500 Stellen ab. Der Abbau erfolge durch Nichtbesetzung frei werdender Stellen, Altersteilzeit oder freiwilliges Ausscheiden mit Abfindungen. Kündigungen schloss der Personalchef aus. Die restlichen 600 Stellen fallen im Ausland weg.

Das BMW-Museum mit dem Logo auf dem Dach in München, aufgenommen am 19.3.2003. (Quelle: dpa)
Wegweisend für die Zukunft des deutschen Arbeitsmarktes?Bild: picture-alliance/dpa

BMW ist wegen des schwachen Dollarkurses und steigender Produktionskosten unter Druck geraten, die Gewinnmarge ist immer weiter gesunken. Mit dem Personalabbau sowie der Senkung der Materialkosten will BMW sechs Milliarden Euro einsparen und die Umsatzrendite wieder auf acht bis zehn Prozent steigern. Derzeit hinkt der Münchner Autokonzern mit einer Umsatzrendite von unter sechs Prozent weit hinter Konkurrenten wie Mercedes oder Audi her.

BMW brauche in den nächsten Jahren weniger Arbeitskräfte. Statt jährlich zehn Prozent mehr Autos werde das Unternehmen in den nächsten Jahren nur noch drei bis vier Prozent mehr verkaufen. Die Produktivität wachse aber um fünf bis zehn Prozent jährlich. Baumann kündigte allerdings an, dass BMW in den USA Stellen aufbauen werde. Wenn der Dollarkurs nachhaltig bei 1,50 Euro bleibe, "werden wir auch beim Personal weitere Maßnahmen brauchen"

IG-Metall reagiert empört

Der bayerische IG-Metall-Chef und BMW-Aufsichtsratsmitglied Werner Neugebauer warf BMW einen Kulturbruch vor und warnte vor kurzsichtigem Renditedenken. "Herr Baumann glaubt offenbar, den Scharfmacher spielen zu müssen und durch eine permanente Verunsicherung der Belegschaft den Börsenkurs in die Höhe treiben zu können", kritisierte der Gewerkschafter. Wenn BMW "diese Kultur ändern will, wird sich auch die IG Metall anders aufstellen."

Prittstifte von Henkel (Quelle: dpa)
Henkel macht fast eine Millarde Euro GewinnBild: picture-alliance/ dpa

Trotz eines Rekordgewinns von fast einer Milliarde Euro will auch der Düsseldorfer Waschmittel- und Klebstoffhersteller Henkel rund 3000 Stellen streichen. Auch Deutschland werde von dem Stellenabbau betroffen sein, sagte der scheidende Konzernchef Ulrich Lehner am Mittwoch bei der Vorstellung der Konzernbilanz 2007 in Düsseldorf.

Größtes Sparprogramm der Firmengeschichte Henkels

Mit dem geplanten Effizienzsteigerungsprogramm reagiert der Konzern Lehner zufolge auf den wachsenden Wettbewerb und auf die Belastungen durch die Explosion der Rohstoffpreise. Gleichzeitig kündigte der Manager Preiserhöhungen bei zahlreichen Produkten an.

Historische Werbeuhr für Persil von Henkel (Quelle: Henkel)
Bleibt Henkel Symbol für das Wirtschaftswunder?Bild: Jahr Henkel KGaA. Alle Rechte vorbehalten

Das neue Restrukturierungsprogramm, mit dem ab 2011 jährlich rund 150 Millionen Euro eingespart werden sollen, ist das bislang größte in der Firmengeschichte. Im Jahr 2001 hatte der Konzern bereits einmal bei einem ähnlichen Programm 2000 Stellen abgebaut und im Jahr 2004 noch einmal rund 2500 Stellen. Lehner betonte, der Stellenabbau werde auch dieses Mal sozialverträglich erfolgen.

Henkel beschäftigt in Deutschland rund 10.000 Mitarbeiter. Weltweit hat der Konzern mehr als 52.000 Beschäftigte. Einzelheiten des Sparprogramms will der Konzern aber erst am 7. Mai vorstellen. Die Ankündigung der Stellenstreichungen fällt zusammen mit der Bekanntgabe eines neuen Rekordergebnisses. 2007 steigerte Henkel das Betriebsergebnis trotz schwieriger Marktbedingungen um 3,5 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss erhöhte sich sogar um 8 Prozent auf 941 Millionen Euro. Der Umsatz wuchs um 2,6 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro. (vem)