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Trotz Streik-Ende: Bahn noch nicht im Takt

8. November 2014

Mit ihrem Streik haben die Lokführer die Bahn aus dem Takt gebracht. Einzelne Auswirkungen sind vielleicht sogar am Montagmorgen noch zu spüren. Aber neue Streiks sind erstmal nicht in Sicht.

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Bahnreisende (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/F. Bensch

Fahrgäste der Bahn müssen sich auch nach dem Streik der Lokführer noch auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. An diesem Sonntag sollen im Fernverkehr zumindest auf den Hauptstrecken aber immerhin 60 Prozent der üblichen Züge rollen. Im Nahverkehr sollen am Sonntag bundesweit wieder zwei Drittel der Züge fahren.

"Einzelne Wackler" bitten wir zu entschuldigen

Vor allem am Sonntagnachmittag ist dabei wegen der Wochenendpendler mit sehr vollen Zügen zu rechnen. Die Kunden sollten Zeitpuffer einplanen, sagte Bahnsprecher Achim Stauß im Berliner Hauptbahnhof. "Wenn es einzelne Wackler gibt, bitten wir auch dort um Verständnis", so Stauß. "Es ist eine komplexe Aufgabe, die ganzen Schicht- und Dienstpläne wieder umzuschreiben."

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte ihren Streik am Samstagabend um 18.00 Uhr beendet - und damit nach 64 Stunden im Personenverkehr und 75 Stunden im Güterverkehr. Es war der sechste Ausstand in der laufenden Tarifrunde. Am Montagmorgen sollen die Züge wieder komplett nach dem Normalfahrplan fahren.

Zusätzliche Probleme gab es am Samstag durch mehrere Brandanschläge. In Bremen, Niedersachsen und Brandenburg legten Unbekannte in Kabelschächten entlang der Gleise Feuer. Die Polizei prüft inzwischen ein Bekennerschreiben, das auf einer Internetseite der linken Szene veröffentlicht wurde. Reisende in Norddeutschland müssen wegen der Brandanschläge bis Sonntagabend mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen.

Warten auf Verhandlungen

Einen neuen Termin für Verhandlungen gibt es im Tarifkonflikt der Bahn bislang nicht. GDL-Chef Weselsky sagte auf dem Leipziger Hauptbahnhof: "Wir diskutieren jetzt erstmal nicht über Streiks. Wir warten auf Verhandlungen." Man erwarte eine Einladung durch die Bahn.

Die Gewerkschaft fordert in dem Tarifkonflikt für die Beschäftigten mehr Geld sowie eine kürzere Arbeitszeit. Vor allem aber will sie neben den Lokführern künftig auch GDL-Mitglieder anderer Bahn-Berufe in Verhandlungen vertreten, für das bislang die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zuständig ist. Doch die Bahn will konkurrierende Tarifverträge einzelner Berufsgruppen in jedem Fall verhindern.

Rüdiger Grube (Foto: DW)
Bahnchef Grube beziffert den Schaden des Streiks auf mehr als 100 Millionen EuroBild: DW/R.Romaniec

Bahnchef Rüdiger Grube sagte der "Bild am Sonntag" zu den Folgen des Streiks: "Der Schaden beträgt bislang mehr als 100 Millionen Euro und wird sich auch in dieser Größenordnung in unserer Jahresbilanz niederschlagen." Grube wollte nicht versprechen, dass der Tarifkonflikt bis Weihnachten gelöst ist: "Da müssen Sie Herrn Weselsky fragen. Ich kann das nicht garantieren - obwohl ich bekanntlich ein großer Optimist bin."

Angesichts des Konflikts sprach sich der Bahnchef für das von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) geplante Tarifeinheitsgesetz aus. "Der derzeitige Arbeitskampf zeigt leider die Notwendigkeit dafür. Bei kooperativen Sozialpartnern bräuchten wir dieses Gesetz gar nicht."

"Bin nicht sauer auf die Lokführer"

Die Schuld an der neuerlichen Eskalation gab Grube der GDL und deren Chef: "Wir haben Kompromisse angeboten, sogar mehrere Schlichtungen vorgeschlagen. Die GDL sagt aber bisher zu allem kategorisch Nein. Selbst zu den Vergleichsvorschlägen unabhängiger Arbeitsrichter." Grube betonte: "Auf die Lokführer bin ich überhaupt nicht sauer. Sie sind unsere Kollegen. Ich bin verärgert über GDL-Chef Weselsky, weil er das Prinzip der Verhältnismäßigkeit zwischen den Sozialpartnern verletzt."

haz/wa (dpa, rtr)