1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Trumps verregnete Militärschau

5. Juli 2019

Bei der Feier zum Unabhängigkeitstag hat sich US-Präsident Trump in Washington an die Bevölkerung gewandt. Im Zuge seines "Salute to America"-Events zollte er am Lincoln Memorial den Streitkräften seine Anerkennung.

https://p.dw.com/p/3LbqO
Washington Unabhängigkeitstag Feier Parade Fliegerstaffel
Bild: Reuters/T. Brenner

Begleitet von Regenschauern sagte US-Präsident Donald Trump in Washington zu zahlreichen Landsleuten: "Unsere Nation ist stärker als je zuvor." Für Amerikaner sei "nichts unmöglich". Der Republikaner nutzte die Feiern zum Unabhängigkeitstag für eine umstrittene Machtdemonstration des Militärs und rief die Nation zur Einheit auf. Neben den sonst üblichen Paraden und Feuerwerken ließ er vor dem Lincoln Memorial Kampfpanzer aufstellen.

"Mit dieser sehr besonderen Ehrenbezeugung für Amerika kommen wir heute als eine Nation zusammen", sagte er. "Wir feiern unsere Geschichte, unser Volk und die Helden, die stolz unsere Flagge verteidigen - die tapferen Männer und Frauen des Militärs der Vereinigten Staaten." Trump sprach hinter schusssicherem Glas vor Zehntausenden Menschen auf der National Mall im Zentrum von Washington.

Washington Unabhängigkeitstag Parade Trump Rede
Präsident Trump spricht - durch Glas vor Regen geschützt - zum VolkBild: Reuters/J. Roberts

Kritiker warfen ihm vor, die Feierlichkeiten zu politisieren und zu militarisieren. Zum Auftakt seines Auftritts ließ Trump eine der beiden Boeing 747 über Washington fliegen, die zur "Air Force One" werden, wenn der Präsident an Bord ist. Es folgten Überflüge von zahlreichen Hubschraubern und Kampfflugzeugen, darunter auch einem B2-Tarnkappenbomber, während Trump die einzelnen Teilstreitkräfte der USA würdigte.

Washington Unabhängigkeitstag Parade  U.S. Marine Corps Drum and Bugle Corps
US-Militäreinheiten musizieren am Festtag im Regen vor dem Lincoln MemorialBild: picture-alliance/AP Photo/A. Brandon

Die groß angelegten Pläne von Präsident Trump für den Nationalfeiertag der Vereinigten Staaten stießen schon im Vorfeld auf heftige Kritik. Trump versprach seinen Landsleuten am Morgen im Kurzbotschaftendienst Twitter "eine der größten Feierlichkeiten in der Geschichte unseres Landes".

Opposition verstimmt

Mehrere Politiker der oppositionellen Demokraten warfen Trump vor, sich mit dem Spektakel auf Kosten der Steuerzahler in Szene setzen zu wollen. Senator Chuck Schumer bezeichnete die Feierlichkeiten auf Twitter als "verzweifelten Schrei nach Aufmerksamkeit". Hillary Clinton, Trumps Rivalin im Präsidentemwahlkampf 2016, erklärte, ein Präsident der Vereinigten Staaten sollte es nicht nötig haben, seinen Patriotismus auf diese Weise zu demonstrieren.

Trump-Gegner protestierten auf der National Mall. Die Organisation Code Pink, die sich selber als Menschenrechts- und Friedensgruppe bezeichnet, stellte einen rund sechs Meter großen aufblasbaren Baby-Trump mit Windel zur Schau. Der Baby-Trump musste allerdings - anders als die Kampfjets - am Boden bleiben: Die Behörden erteilten keine Genehmigung dafür, ihn in die Luft steigen zu lassen. "Heute sollte nicht der Tag sein, an dem Donald Trump kommt und unseren Feiertag kapert", sagte Code-Pink-Mitbegründerin Medea Benjamin bei der Protestveranstaltung.

Washington Unabhängigkeitstag Feier Protest Code Pink
Die Aktivistengruppe Code Pink protestiert mit einem "Baby Trump" gegen das SpektakelBild: picture-alliance/newscom/A. Moneymaker

Allerdings gab sich Trump tatsächlich präsidial, er verzichtete auf seine bei Wahlkampfauftritten übliche Polemik. Das mag auch der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass die Veranstaltung ansonsten nicht mit Steuergeldern, sondern mit Mitteln aus Trumps Wahlkampffonds hätte bezahlt werden müssen. Die Kosten für das Spektakel hat die Regierung bislang nicht beziffert.

Mit seiner Parade bricht Trump mit den üblichen Gepflogenheiten. Der 4. Juli, der an die Gründung der Vereinigten Staaten im Jahr 1776 erinnert, ist traditionell kein parteipolitisch geprägter Feiertag. Die US-Präsidenten stehen dabei nicht im Rampenlicht, manche von Trumps Vorgängern verließen an diesem Tag sogar die Stadt.

Großes Vorbild in Paris

Ein Besuch vor zwei Jahren in Frankreich brachte Trump auf die Idee, dem Unabhängigkeitstag eine militärische Komponente zu geben. Am 14. Juli 2017 wohnte er auf den Pariser Champs-Elysées der traditionellen Militärparade zum französischen Nationalfeiertag bei und zeigte sich beeindruckt von der pompösen Schau.

Ursprünglich schwebte Trump für den Veteranen-Tag eine große Militärparade vor. Wegen der hohen Kosten gab er diese Pläne wieder auf, griff sie für den 4. Juli aber in kleinerem Maßstab wieder auf. Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Julian Castro warf Trump "Geldverschwendung" vor. Der Präsident sieht in den Kosten kein Problem: Diese seien "sehr gering" im Vergleich zu dem, was die Veranstaltung wert sei, twitterte Trump.

kle/qu (afp, dpa, ape, rtr)