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Tschüss 3000!

Johannes Beck23. September 2002

Minus 151 Punkte oder 4,9 Prozent Verlust beim DAX und der Fall unter die 3000er Marke auf 2914 Zähler. Schlechter konnte die neue Woche kaum beginnen.

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Bild: AP

Dabei waren sich die Analysten aber einig, dass die miese Stimmung kaum etwas mit der Bundestagswahl zu tun hatte. Das internationale Umfeld sei einfach miserabel: Ein möglicher Irak-Krieg und die schwachen Börsen in den USA und Japan lassen auch für Deutschland wenig Hoffnung aufkommen. Dazu bleibt auch im zweiten Halbjahr der lang erwartete Aufschwung aus.

Während der DAX auf seinen tiefsten Stand seit 1997 sank, schmierte der Nemax50 um 4,4 Prozent auf 363 Punkte ab - ein neues Allzeittief.

Dennoch, ganz ohne Folgen blieb die von Rot-Grün nach einem spannenden Wahlkrimi gewonnene Bundestagswahl nicht. Während die oppositionelle CDU/CSU die Förderung der erneuerbaren Energien einschränken wollte, setzt die bisherige Bundesregierung auch weiterhin auf Strom aus Wind, Wasserkraft und Sonne. Davon profitierten an diesem Montag vor allem der Windanlagenbauer Plambeck Neue Energien, die 16 Prozent hinzugewannen. Auch weitere Unternehmen der Branche wie Nordex oder Energiekontor konnten zulegen.

Im Deutschen Aktienindex geriet vor allem die Münchener Rück unter Druck, die gut 10 Prozent einbüßte. Die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley hatte sich kritisch zur weltweit größten Rückversicherung geäußert. Morgan Stanley sieht Probleme durch die Flaute am Aktienmarkt. Die Münchener Rück besitzt große Beteiligungen an anderen Aktienunternehmen - angesichts der Börsenschwäche keine gute Anlage. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Kreditbewertungsagentur Moody's ihre Einschätzung der Bonität der Münchener Rück um eine Stufe zurückgenommen. Vom Konkurrenten Standard and Poor's erhält die Rückversicherung aber weiter die Höchstbewertung AAA, wenn auch mit negativem Ausblick.

Stärkster Verlierer war der Chiphersteller Infineon. Die Schweizer Investmentbank Credit Suisse First Boston sieht weiter deutliche Überkapazitäten in der Halbleiterbranche. Infineon verlor an diesem Montag mehr als ein Zehntel seines Firmenwertes und sank um 11 Prozent.

Gegen den Trend konnte im DAX lediglich der Finanzdienstleister MLP zulegen. Die Aktie von Marschollek, Lautenschläger und Partner gewann 3,5 Prozent. Die Gewinne lassen sich durch eine technische Reaktion nach den starken Verlusten vom Freitag erklären. Nun ist die Aktie sehr günstig geworden und der ein oder andere Investor steigt offenbar ein. Zur Erinnerung: MLP ist derzeit nur etwa ein Zehntel des Höchstkurses vom vergangenen Jahr wert.

Keinen guten Start im DAX hatte das Chemieunternehmen Altana. Der Titel verlor an seinem ersten Tag im Börsen-Olymp 5,3 Prozent. Altana ist für die Degussa-Aktie in den DAX nachgerückt. Mit der Aufnahme ist nun offenbar die Kursphantasie erst einmal beendet.

Nach Übernahmespekulationen lagen die Aktien von Beiersdorf mit 13 Prozent im Plus. Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland interessiert sich der US-Konsumgüterhersteller Procter & Gamble für das Hamburger Unternehmen, das unter anderem die weltbekannte Nivea-Creme und Tesa-Klebstreifen herstellt. Nach dem Zeitungs-Bericht möchte Procter & Gamble dem Münchener Versicherungskonzern Allianz dessen 43,6-prozentigen Beiersdorf-Anteil abkaufen. Weder die Allianz noch Beiersdorf wollten zu dem Bericht Stellung nehmen. Auch der zweite Großaktionär von Beiersdorf, der Hamburger Kaffeekonzern Tchibo, äußerte sich nicht.

Rentenmärkte

Die Anleihen konnten vom Minus bei den Aktien profitieren: Der Bund-Future gewann 0,4 Prozent auf 112,34 Punkte.

Steigende Kurse bedeuten sinkende Renditen: Die Bundesbank stellte die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen bei 4,13 Prozent fest. Am Vortag hatte sie noch 4,16 Prozent betragen.

Devisenkurse

Der Euro lag etwas stärker gegenüber US-Dollar und Yen. Nach den Referenzkursen der Europäischen Zentralbank entsprach ein Euro:

0,9831 US-Dollar,
0,6319 Britische Pfund und
121,04 Japanische Yen

Die Dax-Kurse im Einzelnen, wie immer in Euro und ohne Gewähr:

adidas-Salomon 66,08 (- 1,29)
Allianz 95,63 (- 3,87)
Altana 38,84 (- 2,15)
BASF 37,80 (- 1,20)
Bayer 18,70 (- 1,09)
HypoVereinsbank 15,52 (- 0,93)
BMW 33,75 (- 0,36)
Commerzbank 7,91 (- 0,60)
DaimlerChrysler 36,03 (- 2,37)
Deutsche Bank 49,30 (- 3,72)
Deutsche Post 9,42 (- 0,33)
Deutsche Telekom 9,12 (- 0,49)
E.ON AG 44,00 (- 2,11)
EPCOS 8,90 (- 0,66)
Fresenius Med. Care 21,24 (- 0,46)
Henkel 64,98 (- 1,02)
Infineon Techno 6,65 (- 0,82)
Linde 36,48 (- 1,22)
Lufthansa 10,22 (- 0,41)
MAN 15,74 (- 1,24)
Metro 17,51 (- 1,67)
MLP 8,95 (+ 0,30)
Münchener Rück 120,70 (- 14,20)
TUI AG 16,95 (- 0,39)
RWE 29,88 (- 1,15)
SAP 51,39 (- 3,08)
Schering 50,36 (- 1,14)
Siemens 36,31 (- 0,94)
ThyssenKrupp 11,19 (- 0,72)
VW 38,60 (- 2,42)