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Tsunami-Verwüstungen in Afrika

Andrea Schmidt 8. Januar 2005

Das Seebeben in Asien hat auch Verwüstung und Tod an die ostafrikanische Küste gebracht: Über 4500 Kilometer vom Epizentrum entfernt, ist vor allem Somalia betroffen. Das Land braucht dringend Hilfe.

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Dorfreste in SomaliaBild: dpa

Die genaue Zahl der Opfer an der somalischen Küste lässt sich wohl niemals genau feststellen. Als die Flutwelle an dem apokalyptischen am zweiten Weihnachtstag auf die lang gezogenen Strände Somalias prallte, waren die meisten Fischer mit ihren Booten unterwegs. Die Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) und von Hilfsorganisationen schwanken zwischen 200 und 300 Toten sowie zwischen 17.000 bis 54.00 Menschen, die alles verloren haben und dringend Hilfe benötigen.

Ohne Lebensgrundlage

Laura Mello vom UN-Welternährungsprogramm (World Food Programme - WFP) in Nairobi sagt: "Das ganze Ausmaß der Tsunami-Schäden an der somalischen Küste ist immer noch nicht absehbar. Wir haben Teams vor Ort, die Hilfe leisten und versuchen, die ganze Dimension der Katastrophe einzuschätzen. Nach unserem jetzigen Informationsstand sind über 30.000 Menschen betroffen, sie haben ihre gesamte Lebensgrundlage verloren, ihre Häuser, alles Hab und Gut und alles, was sie zum Fischen benötigen, und damit haben sie die Möglichkeit verloren, ihren Lebensunterhalt zu verdienen."

Somalia
Am schwersten getroffen: die Halbinsel HafunBild: dpa

Am stärksten betroffen ist Puntland, eine autonome Region im Nordosten Somalias. Auf der Halbinsel Hafun, von der Flutwelle nahezu überspült, konnten sich einige Bewohner in die Berge flüchten. Die meisten Fischer, auf der Jagd nach Hammerhaien und Lobstern, die sie für den Export in die Vereinigten Arabischen Emirate fangen wollten, sind nicht wieder zurückgekehrt. Die Flutwelle hat ganze Ortschaften und auch weite Teile der ohnehin schon schlechten Infrastruktur zerstört. So hatten die Hilfskonvois große Probleme voranzukommen.

70 Kilometer in acht Stunden

"Wir haben, so schnell wir konnten, angefangen, Nahrungsmittel in Richtung Hafun zu bringen, aber unsere Lastwagen sind nur bis Foar gekommen. Das ist etwa 60 bis 70 Kilometer entfernt von Hafun. Da waren alle Straßen weggespült, und es war unmöglich, weiter zu kommen. Wir mussten andere Fahrzeuge herbeischaffen, die jetzt mit dem Nötigsten hin und her fahren", sagt Mello vom WFP. Für die Strecke von 70 Kilometern zwischen Foar und Hafun brauchten die Transporter sieben bis acht Stunden.

Die Flutwelle hat die Somalis gerade zu einem Zeitpunkt getroffen, da die Fischerei-Aktivitäten besonders an Bedeutung gewonnnen hatten. Viele Menschen, die ursprünglich als Hirten lebten, hatten in den vergangenen vier Jahren wegen anhaltender Dürre und Nahrungsknappheit ihre Existenzgrundlage umgestellt und sich dem Fischfang als Nahrungsgrundlage gewidmet. Das wurde ihnen jetzt zum Verhängnis.

Appell für Afrika

Das UN-Welternährungsprogramm versucht auch mit Schiffen von der kenianischen Stadt Mombasa aus den Norden Somalias mit Hilfsgütern - wie Nahrungsmitteln, Decken und Medikamenten - zu versorgen. Auf die neue Regierung kann die Bevölkerung noch nicht zählen. Denn bis jetzt haben mächtige Kriegsherren das Sagen, die kürzlich im kenianischen Exil gewählte Regierung hat noch keinen Quadratmeter somalischen Bodens unter Kontrolle.

Dem WFP bleibt somit der Appell, trotz des verheerenden Ausmaßes der Katastrophe in Asien, auch Afrika nicht zu vergessen. "Wir bitten dringend um etwa 2,8 Millionen US-Dollar Hilfe, um die Opfer des Tsunami in Somalia mit dem Nötigsten in den nächsten sechs Monaten zu versorgen", sagt Mello vom Welternährungsprogramm.