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Hanène Zbiss mit Raif Badawi Award geehrt

16. Oktober 2019

Die Tunesierin Hanène Zbiss hat auf der Frankfurter Buchmesse den Raif-Badawi-Preis für mutigen Journalismus erhalten. Die Jury würdigte vor allem ihre Courage, für die Stärkung der Demokratie in Tunesien zu arbeiten.

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Hanéne Zbiss
Hanène Zbiss Bild: Hanéne Zbiss

Die 39-jährige Investigativjournalistin gebe jenen eine Stimme, die sonst nicht gehört würden, heißt es in der Jury-Begründung. Hanène Zbiss zeige zudem Mut, ihr Land nachhaltig zu verändern. Mit dem seit fünf Jahren vergebenen Raif Badawi Award zeichnet die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung Journalistinnen und Journalisten aus dem Nahen Osten und Nordafrika aus. Die undotierte Auszeichnung ist nach dem saudischen Internet-Aktivisten Raif Badawi benannt, der seit 2012 wegen seiner Texte als politischer Gefangener inhaftiert ist. Der Blogger wurde zu 1.000 Peitschenhieben und zehn Jahren Haft verurteilt. Den Preis übergab Badawis Ehefrau, Ensaf Haidar.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereines des Deutschen Buchhandels, rief dazu auf, die Meinungsfreiheit in Europa und anderen Teilen der Welt zu verteidigen. Ohne sie seien auch Literatur und bildende Kunst undenkbar.

"Um Demokratie und Menschenrechte müssen wir ringen und dürfen sie nie als selbstverständlich erachten", sagte der Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung, Karl-Heinz Paque. Er hatte Zbiss im Vorfeld als "leuchtendes Vorbild für unabhängigen Journalismus" bezeichnet. In ihrer Laudatio würdigte Fernsehjournalistin Düzen Tekkal die Arbeit von Zbiss als beeindruckend und mutig. Sie setze sich für die Freiheit des Denkens und die Suche nach Wahrheit ein.

Ensaf Haidar, Frau des Bloggers Raif Badawi
Ensaf Haidar, Frau des Bloggers Raif Badawi, überreichte den Preis in Frankfurt (Archivbild) Bild: picture-alliance/R. Newald

Freie Investigativreporterin

Zbiss, die bereits unter dem Regime des 2011 gestürzten Autokraten Zine El Abidine Ben Ali als Kulturjournalistin tätig war, arbeitet als freie Investigativreporterin in Tunis. Die Journalistin wurde in Tunesien unter anderem durch ihre Reportagen über Betreiber sogenannter Koran-Kindergärten und Rückkehrer von Kämpfern der Terrrogruppe "Islamischer Staat" bekannt. Zuletzt schrieb sie für die unabhängige Internetzeitschrift Inkyfada.

In Frankfurt sagte die Journalistin, sie nehme den Preis stellvertretend für alle tunesischen und arabischen Journalisten entgegen, die - oftmals unter großen Gefahren - Korruption und Angriffe auf Menschenrechte anprangerten. Ihre Rede schloss sie mit den Worten: "Es lebe die Demokratie, es lebe die Meinungsfreiheit, Freiheit für Raif Badawi!"

Unabhängiger Journalismus bedroht

Dem Evangelischen Pressedienst sagte sie, acht Jahre nach dem Arabischen Frühling gebe es immer noch große soziale und wirtschaftliche Probleme in Tunesien. "Ich will enthüllen, wer dafür verantwortlich ist, dass wir die Früchte unserer Revolution noch nicht geerntet haben." Für tunesische Medienschaffende habe sich die Situation seit 2011 insgesamt verbessert. Allerdings sieht Zbiss den unabhängigen Journalismus in ihrem Land erneut in Gefahr, weil viele Medien von Unternehmern oder Politikern gekauft worden seien. "Die Inhaber wollen, dass die Journalistinnen und Journalisten ihren persönlichen Interessen dienen", sagte die Preisträgerin.

Im vergangenen Jahr hatte das unabhängige Journalistennetzwerk Arab Reporters for Investigative Journalism aus Jordanien den Raif Badawi Award erhalten.

kle/djo (kna, epd)