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Tödliches Wetter

Andrea Roensberg3. Dezember 2015

Sie heißen Sandy, Mitch oder Nargis - die extremen Wetterereignisse, die Hunderttausende von Menschen das Leben kosten. Die meisten Toten gibt es in Entwicklungsländern. Die fordern Geld, um das künftig zu vermeiden.

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China Taifun Dujuan Copyright: Reuters/China Daily
Bild: Reuters/China Daily

Wie viele Menschen sind in einem Land infolge einer Flut gestorben? Welche wirtschaftlichen Schäden hat ein Wirbelsturm angerichtet? solche Fragen versucht die NGO Germanwatch Jahr für Jahr mit Hilfe von Daten des Rückversicherers Münchener Rück zu beantworten. Das Ziel: Daraus einen Index zu erstellen, welche Länder von extremen Wetterereignissen am meisten betroffen sind.

Das Ergebnis ist wenig überraschend: Von 1995 bis 2014 haben tropische Wirbelstürme wie die Hurrikane Sandy und Mitch, der Zyklon Nargis oder der Taifun Haiyan dafür gesorgt, dass arme Entwicklungsländer wie Honduras, Myanmar, Haiti und die Philippinen am schlimmsten betroffen waren. Insgesamt wurden bei extremen Wetterereignissen in diesem Zeitraum mehr als 525.000 Menschen getötet.

Mit Daten zukünftige Schäden verhindern

"Die größten Schäden auf den Philippinen entstehen durch Taifune und deren Folgen wie Erdrutsche und Sturmfluten", sagt Raymund Liboro, der im Wissenschaftsministerium der Philippinen für Katastrophenrisiko-Minderung zuständig ist. "Im Falle des Taifun Haiyans vor zwei Jahren haben die Sturmfluten fast 7.000 Menschen getötet."

Philippinen Hayan 2013 (Photo by Kevin Frayer/Getty Images)
Nach dem Taifun Haiyan 2013 auf den PhilippinenBild: Kevin Frayer/Getty Images

Solche Todeszahlen möchte die Regierung der Philippinen in Zukunft vermeiden. Taifune, sagt Liboro, ließen eigentlich genügend zeitlichen Vorlauf, um zu planen. "Wir haben in den letzten beiden Jahren mit Hilfe sehr detaillierter Daten Gefahrenkarten erstellt, bis hinunter auf die Ebene kleiner Ortschaften. So können die Verantwortlichen vor Ort sehen, wo sie Notunterkünfte errichten und wo Fluchtrouten verlaufen können", schildert Liboro gegenüber der DW. Sehr gutes Datenmaterial könne helfen, effektive Frühwarnsysteme zu entwickeln.

Bei solchen Äußerungen aus Entwicklugnsländern schwingt aber auch die Aufforderung mit, dass dafür Geld und Know-how von den Industrieländern benötigt werde. Schließlich, so die Argumentation dieser Länder auch auf der Klimakonferenz in Paris, haben die Industriestaaten mit ihrem Ausstoß von Treibhausgasen seit Mitte des 18. Jahrhunderts dafür gesorgt, dass sich die Erde erwärmt und extreme Wetterereignisse wie Fluten und Wirbelstürme zunehmen. "Die drei verheerendsten Taifune haben uns in den letzten vier Jahren getroffen", hält der Minister aus den Philippinen fest.

Afrika: Nicht im Index, aber doch betroffen

Afrikanische Länder stehen auf dem von Germanwatch veröffentlichten Klimarisiko-Index recht weit hinten. Das, bemüht sich der politische Geschäftsführer der Organisation, Christoph Bals, zu erklären, bedeute aber nicht, dass der afrikanische Kontinent wenig betroffen sei.

"Dieser Index basiert auf plötzlichen Wettereignissen wie großen Stürmen, starken Regenfällen oder Erdrutschen", sagt Bals. "Langfristige Katastrophen wie Dürren, Gletzerschmelze oder Meeresspiegelanstieg sind damit nicht abgedeckt. Da der afrikanische Kontinent aber hauptsächlich von Dürren betroffen ist, gehören diese Staaten nicht zu den zehn am schwersten von extremen Wetterereignissen betroffenen Ländern."

Dennoch: Auch Wetterereignisse wie Dürren, die nicht plötzlich über Länder hereinbrechen, haben verheerende Folgen. "Schauen Sie sich die Sahel-Zone an, die in den letzten vier Jahren unter Dürren gelitten hat", sagt Pa Ousman Jarju, der Umweltminister Gambias. "Das hat über 16.000 Menschen betroffen." Es dauere sehr lange Zeit, bis sich ein Land von so etwas erhole. "Stellen Sie sich mal vor, die gesamte Ernte geht durch die Dürre verloren, das Geflügel stirbt – dann ist jegliche Lebensgrundlage zerstört. Wir als Regierung müssen aber trotzdem Mittel und Wege finden, unsere Bürger mit Wasser und Dienstleistungen zu versorgen."

Dürre in der Sahel Zone c) dpa - Report
Seit vier Jahren Dürren: die Sahel-ZoneBild: picture-alliance/ dpa

"Wir sind nicht verantwortlich!"

Deshalb verhandelt Ousman Jarju auf der Klimakonferenz in Paris hart. Die Industrieländer stünden in der Pflicht, meint er. 'Differenzierung' lautet das Zauberwort: Die Entwicklungsländer wollen, dass in einem in Paris auszuhandelnden Abkommen strengere Überprüfungen des Treibhausgas-Ausstoßes der Industrieländer festgelegt werden, dass für die Entwicklungsländer weniger strenge Regeln gelten sollen. "Wir sind ja nicht verantwortlich für die Wetterereignisse, die wir erleiden", sagt er.