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Türkei fordert Verhaftung Gülens

13. September 2016

Die Türkei hat nun auch formell in Washington die Auslieferung des Predigers Gülen beantragt. Die USA haben bislang aber Beweise für die Behauptung gefordert, der Islamist stehe hinter dem Putschversuch in der Türkei.

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Fethullah Gülen war einst ein Verbündeter Erdogans (Foto: Reuters)
Fethullah Gülen war einst ein Verbündeter ErdogansBild: Reuters/C. Mostoller

Das türkische Justizministerium hat von den USA offiziell die Festnahme des Predigers Fethullah Gülen gefordert, den Ankara für den Putschversuch von Mitte Juli verantwortlich macht. Ein entsprechendes Schreiben sei übermittelt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf das Justizministerium.

In dem Schreiben der Behörde heißt es laut Anadolu, Gülen habe den Putsch angeordnet und befehligt. Gegen den Prediger liegen bereits zwei türkische Haftbefehle vor. Wegen des Putschversuchs wurde Anfang August von einem Istanbuler Gericht ein Haftbefehl erlassen, ein anderer liegt aus dem vergangenen Jahr wegen "Gründung und Führung einer bewaffneten Terrororganisation" vor.

Präsident Recep Tayyip Erdogan fordert immer wieder die Auslieferung Gülens. Die USA wiederum fordern von der Türkei Beweise, die belegen, dass Gülen tatsächlich verantwortlich für den Putschversuch ist.

US-Präsident Barack Obama (r.) mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Anfang des Monats am Rande des G20-Gipfels in China (Foto: Reuters)
US-Präsident Barack Obama (r.) mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Anfang des Monats am Rande des G20-Gipfels in ChinaBild: Reuters/J. Ernst

Während des G20-Gipfels in China hatte Erdogan mit seinem US-Kollegen Barack Obama über eine Auslieferung Gülens gesprochen. Obama wies nach Angaben aus amerikanischen Regierungskreisen darauf hin, dass für den Antrag Richter und nicht die Regierung verantwortlich seien.

"Sie werden einen sehr hohen Preis zahlen"

Gülen lebt seit 1999 in den USA. Bis zum Bruch 2013 war er ein enger Verbündeter von Erdogan. Der Präsident beschuldigt den Prediger, parallele Strukturen im Staat aufgebaut zu haben, um ihn zu stürzen. "Das war die Parallelorganisation höchstpersönlich", sagt Erdogan unmittelbar nach dem Putschversuch. "Sie werden einen sehr hohen Preis für diesen Verrat zahlen." Dass Gülen - der auf Betreiben Erdogans in der Türkei zum Terroristen erklärt wurde - noch in der Nacht jede Beteiligung dementiert und den Putschversuch scharf verurteilt, fällt dabei nicht ins Gewicht. Westliche Experten haben Zweifel, ob Gülen tatsächlich genug Einfluss im Militär besitzt, um einen Putsch zu initiieren.

Seit dem Putschversuch geht die Türkei unter anderem gegen mutmaßliche Anhänger des Predigers vor. Nach letzten offiziellen Angaben sitzen im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach dem Putschversuch mehr als 20.000 Verdächtige in Untersuchungshaft, darunter Soldaten, Richter, Staatsanwälte und Journalisten. Zehntausende Menchen wruden zudem aus dem Staatsdienst entlassen.

stu/haz (dpa, rtr)