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Türkei schickt USA "Beweise" gegen Prediger Gülen

19. Juli 2016

Die türkische Führung macht Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich und bereitet ein offizielles Auslieferungsgesuch an die USA vor. Übermittelte Dossiers sollen Gülens Rolle als Drahtzieher beweisen.

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Fethullah Gülen in Pennsylvania (Foto: EPA)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Sevi/Handout Z. Da

Man bereite einen offiziellen Auslieferungsantrag an die USA vor, erklärte Ibrahim Kalin, Sprecher des Staatchefs Recep Tayyip Erdogan vor der Presse in Istanbul. Sollten die USA darauf bestehen, Fethualla Gülen (Artikelbild) in Pennsylvania zu belassen, werde das Volk beginnen zu glauben, dass die Amerikaner "den Prediger schützten", meinte Kalin. Es gebe schließlich ausreichende Verdachtsmomente.

Laut dem Präsidentensprecher wurde der jüngste Umsturzversuch von einer winzigen Fraktion innerhalb der Armee betrieben. Dies werde weder den Kampf gegen den "Islamischen Staat" noch gegen die extremistischen Kurden schwächen. Kalin beschrieb die Streitkräfte als die "letzte Hochburg" von Gülens Netzwerk.

Schlag gegen Gülens Medien

Als eine der staatlichen Maßnahmen gegen Gülen machte die Telekommunikationsbehörde RTÜK 24 Radio- und Fernsehstationen dicht, weil sie angeblich Verbindungen zur Bewegung des Predigers haben. Auf einer RTÜK-Sondersitzung wurden den Senders die Lizenz entzogen.

Die Regierung in Ankara übermittelte bereits vier Dossiers zur - so wörtlich - "Auslieferung des Terroristenchefs" Gülen an die USA, wie Regierungschef Binali Yildirim im Parlament mitteilte. "Wir werden ihnen mehr Beweise vorlegen als sie haben wollen", fügte er hinzu.

Washington hatte sich zuvor ablehnend zu einer Auslieferung des seit 1999 in den USA im Exil lebenden islamischen Predigers geäußert. US-Außenminister John Kerry sagte, dazu müssten klare Beweise vorgelegt und nicht nur Vorwürfe erhoben werden. Gülen selbst bestreitet jegliche Verwicklung in den versuchten Putsch gegen Erdogan, mit dem er früher eng verbunden war und der nun sein erbitterter Feind ist.

Fethullah Gülen auf seinem Exil in Pennsylvania (foto: EPA /ZAMAN DAILY NEWSPAPER-HANDOUT)
Fethullah Gülen auf seinem Exil in PennsylvaniaBild: picture-alliance/dpa/S. Sevi/Zaman

Der 75-jährige Gülen lebt in der Ortschaft Saylorsburg im US-Bundesstaat Pennsylvania. Sein Rückzugsort ist das rund um die Uhr bewachte, weitläufige Gelände des Golden Generation Worship and Retreat Center. Er war 1999 ins Exil in die USA gegangen, um in der Türkei einem drohenden Prozess zu entgehen, nachdem der Vorwurf erhoben worden war, er strebe in seiner Heimat einen islamistischen Umsturz an.

SC/djo (afp, rtre, APE)