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Politik

"Es gibt kaum noch Hoffnung"

Viola Träder
28. November 2017

Michael Setzer, Präsident des Verbandes Deutscher U-Bootfahrer, kennt das verschollene argentinische U-Boot aus erster Hand. Im Gespräch mit der DW schätzt er die Überlebenschancen der Besatzung als sehr gering ein.

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Argentinien Gedenken an vermisstes U-Boot ARA San Juan am Naval Base in Mar del Plata
Bild: picture-alliance/AP Photo/E. Felix

Das Schicksal der verschollenen ARA San Juan hält Argentinien in Atem, ebenso wie die internationale Suchflotte die das U-Boot in einem Wettlauf gegen die Uhr zu finden versucht. "Die Gedanken aller deutschen U-Bootfahrer sind bei den argentinischen Kameraden und vor allem bei den Verwandten", sagt Michael Setzer, Präsident des Verbandes Deutscher U-Bootfahrer (VDU) im Gespräch mit der DW.

Setzer erzählt, dass er als junger Offizier 1984 auf der ARA San Juan fuhr, bevor das U-Boot ein Jahr später an die argentinische Marine übergeben wurde. Gebaut von den Thyssen Nordseewerken in Emden, unterscheidet sich das verschollene U-Boot nur unwesentlich von ähnlichen deutschen U-Booten. "Es ist ein standfestes und stabiles Boot", versichert Michael Stelzer. Als er vom Verschwinden des U-Bootes hörte, dachte er zuerst an ein Versagen der Funkanlage, die eine Kontaktaufnahme zum vereinbarten Zeitpunkt verhindert habe.  

Spätestens mit den Berichten über eine Explosion am letzten vermuteten Standort des Bootes, musste diese Option verworfen werden, so Setzer: "Das bedeutet nicht unbedingt, dass eine Explosion an Bord des Bootes stattgefunden hat, aber es erscheint sehr wahrscheinlich. Man soll nie die Hoffnung aufgeben, dass die Besatzung noch lebt, aber nach so langer Zeit ist die Hoffnung doch sehr gering".

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Erinnerung an eine deutsche Tragödie

In den 1960er Jahren erlebte Deutschland eine ähnliche Tragödie, die sich nun mit der ARA San Juan anbahnt. Am 14. September 1966 versank das U-Boot "Hai" in der Nordsee. 19 Marinesoldaten starben in den Fluten. Nur einer überlebte.   

Michael Setzer war von 1987 bis 1988 und von 1990 bis 1992 U-Boot-Kommandant. Die Rettungsprotokolle sind für solche Fälle laut seiner Auskunft in Argentinien und Deutschland gleich.Das Suchgebiet wird eingegrenzt zwischen dem Standort des letzten Kontakts und den Koordinaten, an denen sich das Boot wieder hätte melden müssen.

Außerdem sind sowohl Deutschland als auch Argentinien Mitglied in der internationalem U-Boot-Rettungsorganisation ISMERLO (International Submarine Escape and Rescue Liaison Office). Auch im Falle des verschwundenen argentinischen U-Bootes wird über diese Organisation die internationale Hilfe angefordert und koordiniert.

Alles hängt von der Tiefe ab

Laut dem ehemaligen U-Bootfahrer Setzer kann bei einem Unglück die Besatzung das Schiff verlassen, solange sich das Boot nicht tiefer als 80 Meter befindet. "Dies ist im Falle der ARA San Juan leider nicht der Fall", so Setzer.

Das verschollene U-Boot sei mit einer Vorrichtung ausgestattet die ein Andocken von Mini-U-Booten und Rettungskapseln erlaubt. Dies sei jedoch nur bis zu einer gewissen Meerestiefe möglich. "Da wo sich die ARA San Juan befinden soll, sinkt der Meeresboden von etwa 300 Metern auf über 3000 Metern Tiefe. Nur wenn sich das U-Boot auf etwa 300 Metern Tiefe findet, kann es mit Hilfe dieses Rettungssystems geborgen werden, so Setzer. "Etwa so wie bei der Bergung des russischen U-Boots 'Kursk'. Nur leider zu spät". 

Das verschollene argentinische U-Boot wurde in den Thyssen Nordseewerken in Emden gebaut.
Das verschollene argentinische U-Boot wurde in den Thyssen Nordseewerken in Emden gebaut.Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius