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KonflikteEuropa

Ukraine aktuell: Zusagen für mehr als 300 Kampfpanzer

28. Januar 2023

Der Ukraine liegen nach eigenen Angaben Zusagen für insgesamt 321 Kampfpanzer von mehreren Ländern vor. Präsident Selenskyj beschreibt die Lage im umkämpften Osten seines Landes als anhaltend schwierig. Ein Überblick.

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Deutschland | Leopard 2 Panzer | Strong Europe Tank Challenge in Grafenwöhr
Deutschland überlässt der Ukraine zunächst 14 Leopard-2-Panzer (Archivbild)Bild: U.S. Army/ABACA/picture alliance

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ukraine erhält Zusagen über 321 Kampfpanzer
  • Polen stellt Lieferung zusätzlicher Panzer in Aussicht
  • Pistorius: Keine Kampfflugzeuge aus Deutschland für die Ukraine
  • Pistorius: Europa braucht bedarfsdeckende eigene Rüstungsindustrie
  • Selenskyj: Lage bei Bachmut und Wuhledar äußerst angespannt

 

Die Ukraine habe Zusagen über die Lieferung von 321 Kampfpanzern erhalten, sagte der ukrainische Botschafter in Frankreich dem Sender BFM. Wadym Omeltschenko machte keine Angaben über die Anzahl der Panzer pro Land. Deutschland hatte angekündigt, dem von Russland angegriffenen Staat 14 Leopard-2-Panzer zu überlassen.

Polen stellt Lieferung zusätzlicher Kampfpanzer in Aussicht

Polen will deutlich mehr Kampfpanzer liefern als bisher angekündigt. Warschau sei bereit, neben 14 bereits versprochenen Leopard-Kampfpanzern aus deutscher Herstellung "60 unserer modernisierten Panzer" bereitzustellen, sagte der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki im kanadischen TV-Sender CTV News.

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki
Polen ist einer der größten Unterstützer der Ukraine, das machte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki erneut deutlichBild: Piotr Nowak/PAP/picture alliance

Morawiecki sagte weiter, bei 30 der zusätzlichen Panzer für die Ukraine handele es sich um das Modell PT-91, eine modernisierte Version sowjetischer T-72-Panzer. Zur Bauart der 30 weiteren Panzer machte der Ministerpräsident keine Angaben.

Pistorius: Keine Kampfflugzeuge aus Deutschland für die Ukraine

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius geht nach eigener Aussage nicht davon aus, dass es zu der von der Ukraine geforderten Lieferung von Kampfflugzeugen kommen wird. "Ich halte das für ausgeschlossen", sagt er der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). Kampfjets seien viel komplexere Systeme als Panzer und hätten eine ganz andere Reichweite und Feuerkraft. "Da würden wir uns in Dimensionen vorwagen, vor denen ich aktuell sehr warnen würde." Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hatte eine Lieferung von Kampfjets bereits ausgeschlossen.

Deutschland Verteidigungsminister Pistorius bei der Truppe
Deutschlands neuer Verteidigungsminister Boris Pistorius bei seinem ersten Besuch bei der TruppeBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Die USA schließen die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine dagegen nicht aus. Das sagte der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jon Finer, im US-Fernsehsender MSNBC. Medienberichten zufolge zieht auch Frankreich eine solche Lieferung in Erwägung. Polens Ministerpräsident erklärte, er würde es unterstützen, wenn die NATO eine Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine beschließen sollte. Die NATO müsse mutiger sein, sagte Morawiecki dem französischen Sender LCI.

Nach der Zusage von Deutschland und weiteren westlichen Ländern, der Ukraine Kampfpanzer zu liefern, hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unter anderem Kampfflugzeuge erbeten.

"Panzer stehen nicht im Regal"

Der deutsche Verteidigungsminister Pistorius sagte der SZ auch mit Blick auf die jüngst angekündigte Überlassung von Leopard-2-Panzern und andere Waffenlieferungen an die Ukraine, dass die Bundeswehr dringend und schnell Nachschub brauche. "Panzer stehen nicht irgendwo im Regal zum Mitnehmen. Die haben eine Lieferzeit, und das sind nicht drei Wochen. Und Munition wächst nicht auf Bäumen und will nur gepflückt werden." Deutschland werde kurzfristig nicht in der Lage sein, den Bedarf zu decken. "Mittel- und langfristig müssen wir in Europa eine Rüstungsindustrie aufbauen, die das kann. Nicht jeder muss jedes Waffensystem entwickeln. Und wir sollten zu standardisierten Waffensystemen in Europa kommen."

Gouverneur: Tote bei russischem Angriff 

Bei einem russischen Angriff auf ein Wohngebiet in der ostukrainischen Stadt Konstantyniwka sind nach Angaben des Gouverneurs drei Zivilisten getötet und mindestens 14 verletzt worden. Vier mehrstöckige Gebäude, ein Hotel, Garagen und Autos von Zivilisten seien beschädigt worden, teilte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, in Online-Netzwerken mit.  Auf Fotos, die er auf Telegram veröffentlichte, waren Mehrfamilienhäuser mit zerstörten Fensterscheiben zu sehen sowie Trümmer rund um ein ausgebranntes Fahrzeug. Laut dem ukrainischen Verteidigungsministerium griffen die russischen Truppen Konstantyniwka mit Mehrfachraketenwerfern an. 

Moskau wirft Kiew Attacke auf Krankenhaus vor

Russland hat die ukrainischen Streitkräfte bezichtigt, ein Krankenhaus in der Region Luhansk beschossen zu haben. Das Verteidigungsministerium in Moskau sprach von einem "schweren Kriegsverbrechen" und erklärte, die Klinik in Nowoajdar sei mit einem Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS attackiert worden. Es habe 14 Tote und 24 Verletzte gegeben. Beweise legte das Ministerium nicht vor. Von ukrainischer Seite gibt es bisher keine Stellungnahme. Russland hat das Gebiet Luhansk weitgehend besetzt; ukrainische Streitkräfte versuchen mit Hilfe westlicher Waffen, die Region zu befreien. 

Selenskyj: Lage bei Bachmut und Wuhledar äußerst angespannt

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht von einer anhaltend schwierigen Lage im schwer umkämpften Osten seines Landes. "Die Situation an der Front und insbesondere im Gebiet Donezk - bei Bachmut und Wuhledar - bleibt äußerst angespannt", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Die russischen Soldaten griffen nicht nur die ukrainischen Stellungen an, sie zerstörten auch "absichtlich und systematisch" Städte und Dörfer darum herum - mit Artillerie, Luftwaffe und Raketen. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Eine russische Stellungnahme liegt nicht vor.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
Für Staatschef Wolodymyr Selenskyj sind russische Athleten bei sportlichen Großereignissen inakzeptabelBild: Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

Selenskyj warnte außerdem vor einer möglichen Olympia-Rückkehr russischer Sportler. Scharf kritisierte der ukrainische Staatschef den IOC-Präsidenten Thomas Bach, der vor wenigen Tagen erklärt hatte, "individuelle, neutrale Athleten (...) ohne jegliche Identifikation mit ihrer Nationalität" könnten bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr "möglicherweise" an den Start gehen. In einem Krieg wie diesem gebe es keine Neutralität, sagte Selenskyj. "Es ist offensichtlich, dass jede neutrale Flagge russischer Athleten mit Blut befleckt ist."

Kiew beziffert Wiederaufbaukosten für 2023

In diesem Jahr müsse die Ukraine ein riesiges Haushaltsdefizit von rund 38 Milliarden Dollar finanzieren, sagte Ministerpräsident Denys Schmyhal bei einem Regierungstreffen. Weitere 17 Milliarden Dollar würden für den zügigen Wiederaufbau der Energie-Infrastruktur, die Minenräumung, den Neubau von Häusern sowie die Wiederherstellung der kritischen und sozialen Infrastruktur benötigt. Die Regierung wolle dafür eine eigene Behörde einrichten. Durch die anhaltenden russischen Raketen- und Drohnenangriffe ist der Energiesektor in der Ukraine massiv beschädigt worden.

qu/wa/jj/uh (rtr, dpa, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.