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Ukrainer gespalten

6. Mai 2011

Eine repräsentative Studie im Auftrag der Deutschen Welle anlässlich des Tages des Sieges (9. Mai) über Nazi-Deutschland zeigt ein sehr differenziertes Verhältnis der Ukrainer zum heutigen Deutschland.

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Ukrainische Soldaten marschieren während einer Parade am Staatswappen vorbei (Foto: AP)
Während einer Parade in KiewBild: AP

Die Feierlichkeiten zum Jahrestag des Siegs über das nationalsozialistische Deutschland spielen auch mehr als sechs Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weiter eine große Rolle in der Ukraine. Obwohl im neuen DW-Trend für die Ukraine Deutschland als einer der wichtigsten Partner der Ukraine in Europa betrachtet wird, ist die ukrainische Bevölkerung geteilter Meinung, was eine mögliche Teilnahme der deutschen Bundeswehr als Geste der Versöhnung angeht.

Frage der historischen Bewertung

Dass die deutsche Bundeswehr an Paraden oder anderen Feiern zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs teilnehmen könnte, wäre nur für knapp die Hälfte der Ukrainer nicht akzeptabel. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage des WPA Instituts im Auftrag der Deutschen Welle, die unter 1000 ukrainischen Bürgern im Alter von 18 bis 60 Jahren Anfang April 2011 in der gesamten Ukraine durchgeführt wurde.

Dabei spielt weniger das aktuelle Ansehen Deutschlands eine Rolle bei der Ablehnung. Lediglich 7 Prozent aller Befragten begründen ihre Ablehnung damit, dass ihnen die Deutschen noch immer suspekt seien. 42 Prozent aller Befragten lehnen eine solche Teilnahme Deutschlands mit der Begründung ab, dies sei aus historischer Sicht nicht korrekt. Zugleich sagen mehr als ein Drittel der Befragten (38 Prozent), sie würden eine mögliche deutsche Teilnahme an den Feierlichkeiten befürworten, da das heutige Deutschland nichts mit dem Deutschland von 1945 zu tun habe.

DW-Trend-Grafik zur Frage der Teilnahme deutscher Soldaten an Feiern zum 9. Mai in der Ukraine (Grafik: DW)

Unterschiede in den Altersgruppen

Bezeichnend ist, dass unter der jüngsten befragten Bevölkerungsgruppe, den 18- bis 29-Jährigen, der Anteil derer, die sich eine Teilnahme Deutschlands vorstellen können, mit 45 Prozent am größten ist. Am geringsten ist dieser Anteil bei den 50- bis 60-Jährigen, also in der Altersgruppe der unmittelbaren Nachkriegsgeneration. Hier würden nur 28 Prozent eine Teilnahme Deutschlands an Feierlichkeiten befürworten. Die Hälfte (50 Prozent) lehnt dies mit der Begründung ab, das sei historisch gesehen nicht korrekt.

Somit steht Deutschland auch über 60 Jahre nach Kriegsende in der moralischen Verantwortung, sensibel mit dem Thema umzugehen. Gleichzeitig unterscheidet die ukrainische Bevölkerung klar zwischen dem damaligen Nazi-Deutschland und der heutigen Bundesrepublik Deutschland.

Autoren: Bernd Johann / Kishor Sridhar
Redaktion: Markian Ostaptschuk