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Umwelt und Wirtschaft auf Kollisionskurs

Rolf Wenkel8. Januar 2013

Wachsende Unterschiede beim Einkommen, überschuldete Staaten, immer größere Schäden durch den Klimawandel - die Welt steht vor zunehmenden Risiken, warnt das Weltwirtschaftsforum in seinem aktuellen Risiko-Report.

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Kind mit Mundschutz im Sandsturm (Foto: Fars)
Bild: Fars

Der Bericht "Globale Risiken 2013" des World Economic Forums basiert auf einer jährlichen Befragung von mehr als 1000 Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Die meisten Befragten nannten erhebliche Einkommensunterschiede als das Risiko, das sich im Laufe der nächsten zehn Jahre am wahrscheinlichsten manifestieren wird.

Das Risiko, das im Falle seines Eintretens die größten Auswirkungen haben wird, ist laut der Befragten ein schwerwiegender Ausfall des Finanzsystems. Zwei weitere Risiken rangieren sowohl in der Kategorie "Auswirkung" als auch in der Kategorie "Wahrscheinlichkeit" unter den Top-5: Die chronischen Ungleichgewichte in Staatshaushalten und die Wasserknappheit.

Zwei Stürme

Nach einem Jahr mit verheerenden Extremwetter-Ereignissen, vom Tropensturm Sandy bis zu Überschwemmungen in China, gelten die steigenden Treibhausgas-Emissionen unter den Befragten als das drittwahrscheinlichste globale Risiko. Die mangelnde Anpassung an den Klimawandel wird als das Umweltrisiko genannt, das im kommenden Jahrzehnt die gravierendsten Folgewirkungen haben wird.

"Diese globalen Risiken sind im Wesentlichen ein Alarmsignal unserer wichtigsten Systeme", warnt Lee Howell, Herausgeber des Berichts und Geschäftsführer des World Economic Forums. "Die Welt erlebt gerade zwei Stürme", sagt John Drzik, Chef der Unternehmensberatung Oliver Wyman Group: "Wir sehen einen ökologischen und einen ökonomischen Sturm - und beide sind auf einem Kollisionskurs. Wenn wir nicht in die notwendigen Maßnahmen investieren, um das steigende Risiko schwerwiegender Wetterereignisse einzudämmen, könnte der globale Wohlstand künftiger Generationen gefährdet sein."

Risiko Vernetzung

Drängende sozio-ökonomische Risiken hätten dazu geführt, dass die Bemühungen, den Klimawandel in den Griff zu bekommen, nachließen. Eine verzerrte Wahrnehmung sei die Hauptursache dafür, dass sich die internationale Gemeinschaft trotz der jüngsten extremen Wetterereignisse dagegen sperre, sich mit dieser langfristigen Gefahr auseinanderzusetzen.

Im Gesundheitsbereich warnen die Herausgeber der Studie vor zu viel Selbstzufriedenheit angesichts der bislang erzielten Fortschritte in der Medizin. Die zunehmende Antibiotikaresistenz könnte das überlastete Gesundheitssystem an den Abgrund treiben, während sich Pandemien aufgrund der engen Vernetzung weltweit rasend schnell ausbreiten können.

Digitale Flächenbrände

Zudem warnen die Herausgeber vor künftigen "digitalen Flächenbränden". Von der Druckerpresse bis zum Internet sei es schon immer schwierig vorherzusagen, wie neue Technologien die Gesellschaft verändern. Die Demokratisierung des Zugangs zu Informationen sei grundsätzlich positiv. Dennoch könne sie auch destabilisierende und unvorhersehbare Folgen haben, wie man an den Aufständen habe sehen können, die ein islamfeindlicher Film auf YouTube ausgelöst hat. Während die traditionelle Wächterfunktion der Medien erodiere, wachse die Gefahr solcher Flächenbrände.

Der Welt-Risiko-Report soll in zwei Wochen beim WEF-Jahrestreffen in Davos (23.-27.01.2013) diskutiert werden. Dazu werden wieder einflussreiche Wirtschaftslenker, Wissenschaftler und Politiker erwartet - unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew. Sie wollen Möglichkeiten erörtern, die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaftssysteme gegenüber globalen Risiken zu stärken und gleichzeitig die Gefahr von Umweltkatastrophen einzudämmen.