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Politik

Umweltministerin Schulze: Die Zeit drängt

8. Oktober 2018

Nach den eindringlichen Warnungen des UN-Klimarates hat die Umweltministerin ein schnelles Handeln gefordert. Umweltorganisationen sind alarmiert: Noch könnte Schlimmeres verhindert werden.

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Petersberger Klimadialog
Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

"Wir dürfen beim Klimaschutz keine Zeit mehr verlieren. Das ist die Kernbotschaft des Berichts", sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze in Berlin. "Die nächsten Jahre sind entscheidend, damit unser Planet nicht aus dem Gleichgewicht gerät." Man müsse den Abschied von Kohle, Öl und Gas hinbekommen.

Auch die EU-Kommission forderte weltweit mehr Anstrengungen bei der Begrenzung von Treibhausgasen. "Die Welt muss den gemeinsamen Ehrgeiz erhöhen", erklärte EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete in Brüssel. Die internationale Gemeinschaft müsse dabei den Ergebnissen des IPCC-Berichts Rechnung tragen und die Rettung des Planeten "zur Aufgabe Nummer eins" machen.

In Deutschland wird derzeit in einer Kommission um den Ausstieg aus der Kohle gerungen. Die EU-Umweltminister beraten diese Woche in Luxemburg über die europäischen Ziele für die Reduzierung von Treibhausgasen - etwa mit neuen CO2-Grenzwerten für die Autoflotte in Europa. Ziel ist eine gemeinsame Position vor der Weltklimakonferenz Anfang Dezember in Polen. Das bisherige EU-Ziel, die Emissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu verringern, "ist weit davon entfernt, ausreichend zu sein", warnte die Umweltorganisation WWF. Um das 1,5-Prozent-Ziel zu erreichen, müsse sich die EU auf eine Null-Emissionspolitik bis zum Jahr 2040 verpflichten.

Inselstaaten fordern gesonderte Untersuchung

Die neuen Forschungsergebnisse des Weltklimarats der UN zeigen, dass die Risiken für Natur und Menschen bei einer Erderwärmung um zwei Grad statt 1,5 Grad stärker stiegen als bisher bekannt. Die Extremereignisse wie Dürre und Fluten, steigende Meeresspiegel und das Verschwinden arktischen Meereises sowie vieler Tier- und Pflanzenarten nähmen dann deutlich zu. Verfolge man das 1,5-Grad-Ziel, müssten die Kohlendioxid(CO2)-Emissionen radikal verringert werden.

Macht uns der Klimawandel krank?

Im Weltklimavertrag von Paris hatten sich die Staaten verpflichtet, den Temperaturanstieg auf maximal zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen und 1,5 Grad anzupeilen. Die wegen des Anstiegs des Meeresspiegels besonders gefährdeten Inselstaaten etwa im Pazifik hatten durchgesetzt, dass dieses 1,5-Grad-Ziel noch einmal gesondert untersucht wird.

"Es gibt keine Entschuldigung"

Die Umweltorganisation Greenpeace verwies darauf, dass "die drastischen Folgen der Erderhitzung in Deutschland nie so spürbar wie in diesem Dürresommer" gewesen seien. "Noch können wir verhindern, dass solche Dürren häufiger werden, dass uns stärkere Stürme und zerstörerische Überschwemmungen heimsuchen", sagte Benjamin Stephan von der Umweltschutzorganisation. Es gebe "keine Entschuldigung für ein reiches Industrieland wie Deutschland, seine CO2-Bilanz weiterhin mit alten, schmutzigen Kohlekraftwerken zu ruinieren".

Die Hilfsorganisation Care forderte von den westlichen Regierungen mehr Anstrengungen für den Klimaschutz. "Es wäre inakzeptabel und liefe auf einen Bruch des Paris-Abkommens hinaus, wenn die Bundesregierung und das Parlament den vom IPCC-Bericht dargelegten Handlungsnotwendigkeiten keine Taten folgen ließen", sagte Care-Klimaexperte Sven Harmeling. Ähnlich äußerte sich der Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland, Michael Schäfer: Die Bundesregierung müsse "endlich wieder naturwissenschaftliche Realitäten statt Mutlosigkeit zur Richtschnur ihrer Klimapolitik" machen.

sam/rb (afp, dpa, kna)