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Klagelied für eine Stadt

16. Januar 2016

Syrische Städte werden monatelang belagert, Aushungern ist ein Mittel des Krieges. Die Vereinten Nationen richten einen verzweifelten Appell an die Kriegsparteien, weitere Hilfskonvois durchzulassen.

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In vielen arabischen Städten wird für ein Ende der Belagerung Madajas demonstriert (foto: reuters)
In vielen arabischen Städten wird für ein Ende der Belagerung Madajas demonstriertBild: Reuters/A. Taher

Vor den Augen eines Teams des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) starb der 16-jährige Ali den Hungertod. Bei dem Teenager habe während der Untersuchung durch eine Ärztin der Puls ausgesetzt, berichtete die UNICEF-Beauftragte für Syrien, Hanaa Singer, telefonisch der Nachrichtenagentur AFP aus der belagerten syrischen Stadt Madaja. Alle Versuche, den abgemagerten Jungen wiederzubeleben, waren vergeblich. Alis Angehörige seien anwesend gewesen, berichtete Singer weiter. "Sie konnten keine Trauer mehr zeigen, sie weinten lautlos, hilflos." In Madaja verhungerten seit Anfang Dezember etwa 30 Menschen.

Die Vereinten Nationen verlangten sofortigen und vollständigen humanitären Zugang nach Madaja und andere belagerte Städte. "Es kann keinen Grund, keine Erklärung und keine Entschuldigung dafür geben, Hilfe für Menschen in Not zu verhindern", sagte die UN-Expertin Kyung Wha Kang bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York. Die Belagerung von Städten sei eine "barbarische Taktik".

Madaja in den Bergen nahe der Grenze zum Libanon wird seit sechs Monaten durch die Armee von Präsident Baschar al-Assad von der Außenwelt abgeschnitten. Assad-Truppen und loyale Kämpfer haben laut UN Orte mit etwa 180.000 Menschen eingeschlossen. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) belagert demnach Gebiete mit rund 200.000 Menschen. Rebellen-Gruppen seien für die Einkesselung von schätzungsweise 12.000 Menschen verantwortlich.

Dem Elend entkommen: Nach der Befreiung aus Madaja gibt es Obst für die Kinder (foto: getty images)
Dem Elend entkommen: Nach der Befreiung aus Madaja gibt es Obst für die KinderBild: Getty Images/AFP/L. Beshara

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon prangerte das Aushungern Hunderttausender Menschen in Syrien als Kriegsverbrechen an. Die UN-Mitarbeiterin Kyung nannte die Vorgänge einen "schweren Verstoß gegen internationales Recht", der "sofort" enden müsse.

Angesichts der Hungersnot in Madaja schickten die Vereinten Nationen eine mobile Klinik und ein Ärzteteam nach Madaja. Die Klinik wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem syrischen Roten Halbmond betrieben.

Am Montag hatte erstmals ein Hilfskonvoi die in Not und Elend vegetierenden Menschen in Madaja sowie in den von Rebellen belagerten Städten Fouaa und Kafraja in der nordwestlichen Provinz Idlib erreicht. Am Donnerstag traf ein zweiter Lastwagenkonvoi mit Nahrungsmitteln und Medikamenten in Madaja ein. Weitere Transporte sollen folgen.

SC/cw (afp, epd, rtr, dpa)