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UN-Klimaverhandlungen auf der Kippe

10. Dezember 2011

Noch immer stehen die Verhandlungen in Durban auf der Kippe. Wann und ob das Abschlussdokument der Klimakonferenz zur Abstimmung kommt, ist weiterhin ungewiss.

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Eine Delegierte gähnt (Foto: dpa)
Es wird verhandelt bis zur ErschöpfungBild: picture-alliance/dpa

"Indaba" wird die repräsentative Ministerrunde der UN-Klimaverhandlungen in Durban genannt, die bis zum Schluss sozusagen die Vorentscheidungen für das Plenum diskutieren. Eigentlich ist eine "Indaba" in der Zulu- und Xhosa-Tradition ein Treffen der Weisen, die bis zum Konsens weiter diskutieren.

Röttgen spricht (Foto: dpa)
Norbert Röttgen: "Wir sind spät dran"Bild: picture-alliance/dpa

Grundsätzlich eine gute Idee, nur stimmt der Zeitrahmen nicht, warnte der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen am Samstagmorgen: "Wir sind sehr, sehr spät dran, viel später als geplant." Der Minister wollte aber am späten Samstagnachmittag nicht aufgeben: "Man kann immer noch nicht sagen, ob es ein Ergebnis geben wird oder nicht", sagte Röttgen.

Viele Delegationen schon weg

Viele Delegationen mussten allerdings schon abreisen. Die Flüge ließen sich nicht mehr umbuchen. Bis in die Nachmittagsstunden stand noch nicht einmal fest, wann das abschließende Plenum stattfinden würde – und ob überhaupt. "Das Risiko des Scheiterns ist extrem hoch. Damit wird der jetzt so aufgestellte Klimaprozess auch scheitern", kommentierte der Greenpeace Klimaexperte Martin Kaiser.

Vor allem die Europäische Union drängt zusammen mit den ärmsten Entwicklungsländern und den kleinen Inselstaaten auf konkrete Ergebnisse. Seit Jahren werden die Verhandlungen blockiert, allen voran von den USA, China und Indien. In Durban hat die Europäische Union nun den Druck erhöht. Das Angebot der EU: Sie stimmt für eine zweite Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls und geht dafür bis 2017 verbindliche Emissionsreduzierungen für die EU-Mitgliedsstaaten ein.

Kumi Naidoo mit Aktivisten und Sicherheitsleuten (Foto: dpa)
Greenpeace-Chef Kumi Naidoo unter Aktivisten, die die Delegationen lautstark zum Handeln auffordertenBild: picture-alliance/dpa

Dafür verlangt die EU, dass in Durban ein erster Rahmen für ein umfassendes Klimaabkommen gesetzt wird, mit dem ab 2015 auch die Treibhausgasemissionen von Schwellenländern wie China, Indien, Brasilien und Südafrika verbindlich begrenzt werden sollen. Sie haben bisher unter dem Kyoto-Protokoll keine Verpflichtungen.

Verschiebung möglich

Mit den Emissionsbegrenzungen, die jetzt auf dem Tisch liegen, gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Erde eine globale Erwärmung von fast vier Grad erleben wird. Die 194 Staaten und Staatengemeinschaften, die der UN-Klimarahmenkonvention beigetreten sind, hatten sich bei der Klimakonferenz von Cancun 2010 politisch zu dem Ziel bekannt, die Erwärmung auf zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Ob diese Lücke nun in Durban zumindest ansatzweise geschlossen werden kann, wird immer unwahrscheinlicher.

Die Klimakonferenz war am Freitag (09.12.2011) um einen Tag verlängert worden. Die letzte Möglichkeit vor einem absoluten Scheitern wäre es, die Verhandlungen zu unterbrechen, um sie dann im nächsten Jahr an einem anderen Ort fortzusetzen. Einen solchen Fall gab es im Jahr 2000, als die Klimakonferenz in Den Haag nicht rechtzeitig zu einem Ergebnis kam und rund ein halbes Jahr später in Bonn fortgesetzt wurde.

Autorin: Helle Jeppesen

Redaktion: Oliver Samson