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Entwicklung in Gefahr

Klaus Ulrich11. November 2008

Die Finanzkrise könnte die Spaltung der Welt in Arm und Reich vertiefen. Vor dem Weltfinanzgipfel in Washington fordern Nichtregierungsorganisationen deshalb, die Interessen der Entwicklungsländer zu berücksichtigen.

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Mann mit Getreidesack (Quelle: AP)
Die Finanzkrise kostet Milliarden - was bleibt da noch für Entwicklung übrig?Bild: AP

Die Auswirkungen der Weltfinanzkrise auf die Entwicklungsländer sind längst noch nicht absehbar. Doch dass die Industriestaaten angesichts eines Einbruchs der Weltkonjunktur und einer globalen Rezession andere Sorgen haben könnten, als ausgerechnet jetzt die Entwicklungszusammenarbeit weiter voran zu treiben, liegt auf der Hand.

"Die Finanzkrise könnte dazu führen, dass das Interesse für Entwicklung insgesamt zurück geht und dass damit auch Druck entsteht auf die Millenniumsentwicklungsziele und ihre Finanzierung", fürchtet Peter Wahl, Experte für Entwicklungsfinanzierung bei der unabhängigen Nichtregierungsorganisation WEED in Berlin. "Aber angesichts der gigantischen Summen, die ohnehin im Augenblick in Rettungspaketen bewegt werden, wäre es ein fürchterlicher Zynismus, jetzt bei den relativ geringen Summen der Entwicklungshilfe zu sparen."

Millenniumsziele in Gefahr

Brunnen
Was kostet die Finanzkrise, was kostet ein Brunnen? Experten warnen davor, jetzt an der Entwicklungshelfe zu sparen

Die Regierungen der Industrieländer wollen auf dem Weltfinanzgipfel, der am kommenden Wochenende in Washington stattfindet, unter dem Eindruck der Verwerfungen der Weltwirtschaft eine neue Architektur der Finanzmärkte ins Auge fassen. Aus entwicklungspolitischer Sicht seien – so Experte Peter Wahl – dabei einige Kriterien besonders wichtig: So müsse die Dominanz der Finanzmärkte über die Realwirtschaft abgebaut werden. Armutsbekämpfung, Entwicklung und Menschenrechte müssten zu Prioritäten auch der Finanzmärkte werden.

Um die Folgen der Finanzkrise für die ärmeren Länder abzufedern, müsse zudem ein internationaler Notfonds unter der Obhut der Vereinten Nationen aufgelegt werden, fordert Wahl. Sonst seien die so genanten "Millenniumsziele" nicht mehr zu erreichen – also etwa die weltweite Halbierung der Zahl von Menschen, die in Armut leben, bis zum Jahr 2015.

Spekulation begrenzen

Reis (Quelle: AP)
Lebensmittel dürfen nicht durch Spekulation verteuert werdenBild: AP

Das Finanzsystem müsse "den Entwicklungsinteressen entgegen kommen", fordert Wahl. So solle beispielsweise die Spekulation auf Lebensmittelpreise eingeschränkt werden. Zwar gebe es Warentermingeschäfte – so genante "Futures" – schon sehr lange. Und dieser Handel brächte auch Vorteile für die Nahrungsmittelproduzenten. Mit den Futures könnten sie im Januar ihre Ernte verkaufen und bekämen dann im Juli einen festen Preis dafür, unabhängig von zwischenzeitlichen Marktschwankungen.

Der Markt funktioniere aber ohne Regulierung nicht, so Wahl: "Das Problem war, dass Händler aufgetreten sind, die dort nicht traditionell tätig sind. Plötzlich ist eine Blase entstanden, die dann irgendwann wieder zusammenkracht." Nötig sei ein Händlerregister, so dass man "quasi eine Lizenz haben muss, um an der Chicagoer oder an anderen Nahrungsmittelbörsen mit Futures in Nahrungsmittel zu handeln".

Solche Regeln würden nach Einschätzung des Entwicklungs-Experten den Marktzutritt beispielsweise von Hedgefonds und anderen Spekulanten verhindern können - sie würden einfach keine Lizenz erhalten. Extreme Preisschwankungen, wie in der aktuellen Finanzkrise, könnten so verhindert werden.

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