1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Dauerhaft teurer

29. Mai 2008

Die Preise landwirtschaftlicher Erzeugnisse werden nach Einschätzung von UN und OECD in den kommenden zehn Jahren weit höher liegen als früher - und sie werden stärker schwanken.

https://p.dw.com/p/E8O1
Reisernte in China, Quelle: AP
Reisernte in ChinaBild: AP
...und in El Salvador, Quelle: AP
Demonstration gegen Preissteigerungen in El SalvadorBild: AP

Die wachsende Nachfrage in den Schwellenländern und die Rekordpreise beim Öl werden die Nahrungsmittelpreise auch in den kommenden Jahren hoch halten. Das teilten OECD und Vereinte Nationen (UN) am Donnerstag (29.05.2008) zur Veröffentlichung des Agrarausblicks 2008 in Paris mit. Neue Essgewohnheiten in den Schwellenländern, Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum trieben die Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln weiter an.

Dürren und Unwetter

Wenn die "Blase" an den internationalen Agrarmärkten platze, würden die Preise nicht auf das frühere Niveau zurückfallen, sagte der OECD-Direktor für Handel und Landwirtschaft, Stefan Tangermann, voraus. Demnach werden Reis und Zucker real knapp 10 Prozent teurer sein als im Schnitt der vergangenen Dekade, Weizen knapp 20 Prozent, Butter, Ölsaaten und Grobgetreide rund 30 Prozent und Pflanzenöl gut 50 Prozent.

Demonstration gegen steigende Lebensmittelpreise in Haiti,..., Quelle: AP
Demonstration gegen steigende Lebensmittelpreise in HaitiBild: AP

Zudem gehen OECD und die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) davon aus, dass die Preise künftig auch stärker schwanken werden als im Schnitt der letzten zehn Jahre. Sie führen das unter anderem auf den Klimawandel mit Dürren und Unwettern zurück, auf den fehlenden Puffer durch geschrumpfte Lagerbestände und auch darauf, dass ein zunehmender Teil der Nachfrage weniger auf Preisveränderungen reagiert und die Nachfrage unverändert hoch bleibt.

Biosprit als Preistreiber

Die FAO machte 22 Länder aus, die besonders von den hohen Preisen betroffen sind. In diesen Ländern herrsche Unterernährung und eine starke Abhängigkeit von Ölimporten, hieß es in einem ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Dokument. Die meisten Länder liegen in Afrika. Aber auch Nordkorea, Kambodscha, Tadschikistan und Haiti sind darunter.

Hart ins Gericht gingen die Experten mit der Förderung von Biotreibstoffen. "Die Nachfrage nach Biokraftstoffen erklärt zu einem großen Teil den Preisanstieg", hieß es. Bei Getreide und Pflanzenölen etwa sei etwa ein Drittel des bleibenden Preisauftriebs darauf zurückzuführen, dass Regierungen den Einsatz von Biotreibstoffen vorantreiben. Derzeit seien die Preise nahezu aller Grundnahrungsmittel auf einem Rekordhoch, heißt es in dem Agrarausblick.

Vor allem Dürren in den wichtigsten Anbauregionen, sowie leere Lagerbestände hätten zu dem "drastischen" Preisanstieg geführt. Ein weiterer Faktor, der auch längerfristig eine Rolle spiele, ist nach Einschätzung von OECD-Agrardirektor Stefan Tangermann der hohe Ölpreis, denn die Produktion von Nahrungsmitteln sei ein energieaufwändiges Geschäft.

860 Millionen Menschen hungern

Am stärksten betroffen seien die Stadtbewohner in Entwicklungsländern, die sich nicht selbst ernähren könnten, erklärten die Agrar- und Wirtschaftsexperten. "Heute leiden rund 860 Millionen Menschen an Hunger und Mangelernährung - das zeigt, wie wichtig es ist, wieder stärker in Landwirtschaft zu investieren", sagte FAO-Generalsekretär Jacques Diouf. "Landwirtschaft muss wieder auf die Entwicklungs-Agenda gesetzt werden."

Demonstration gegen steigende Lebensmittelpreise in Pakistan Quelle: AP
Proteste in PakistanBild: AP

Auf lange Sicht werden der Studie zufolge Effizienzgewinne und Produktivitätssteigerungen in der Agrarwirtschaft die wachsende Nachfrage ausgleichen, so dass die Preise real wieder sinken werden. Ihr früheres niedriges Niveau würden sie jedoch nicht wieder erreichen, hieß es. FAO und OECD legten zum vierten Mal eine gemeinsame derartige Prognose vor.

In Rom treffen sich in der kommenden Woche Staats- und Regierungschefs, um über die Nahrungsmittelkrise zu beraten. Weltweit sind mittlerweise hunderte Millionen Menschen von Hunger bedroht, weil Lebensmittel und Energie immer teurer werden. Die Preissprünge seit Anfang des Jahres haben in einigen Ländern wie Haiti oder Mexiko zu Hungerrevolten geführt. (stu)