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UN-Weltaktionsprogramm startet

Gaby Reucher13. November 2014

Umweltschutz und Fairtrade kann man lernen. Auf der Weltkonferenz "Bildung für nachhaltige Entwicklung" haben deshalb rund 1000 Politiker und Fachkräfte aus 120 Staaten ein neues UN-Weltaktionsprogramm beschlossen.

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Kinderhände halten einen Globus (Foto: Fotolia/Joachim Wendler)
Bild: Fotolia/Joachim Wendler

Kinder und Erwachsene müssen lernen, nachhaltig zu handeln. Nur so kann es eine gerechte Gesellschaft geben, die Wert legt auf eine intakte Umwelt und eine faire Wirtschaft. Das war die ursprüngliche Idee zur UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung". 193 Staaten hatten sich verpflichtet, von 2005 bis 2014 den Gedanken der nachhaltigen Entwicklung in ihren Bildungssystemen zu verankern. Dazu gehört etwa die Auszeichnung vorbildlicher Umweltprojekte, regionale Lebensmittel zu stärken oder mehr Wissen über nachhaltige Entwicklung im Schulunterricht zu vermitteln.

Nachhaltige Entwicklung in Strukturen verankern

Das UN-Weltaktionsprogramm "Bildung für nachhaltige Entwicklung", das jetzt auf der UNESCO-Weltkonferenz im japanischen Aichi-Nagoya beschlossen wurde, löst die gleichnamige Dekade ab. Dass zehn Jahre nicht ausreichen würden, um die Menschen für Themen wie Klimaschutz, Fairtrade oder soziale Gerechtigkeit über die Bildung zu gewinnen, war absehbar. Gerhard de Haan, Vorsitzender des deutschen Nationalkomitees der UN-Dekade denkt, dass ungefähr ein Drittel des Weges geschafft sei. "Aber dass man sagen kann, man hat nicht nur irgendwann irgendwas in der Schule von Nachhaltigkeit gehört, sondern man kann auch kompetent Auskunft geben, das dauert länger. Deshalb brauchen wir das Weltaktionsprogramm."

Fünf Kernthemen stehen im Zentrum

Anders als die Dekade, in der das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in seiner gesamten Breite vorangebracht werden sollte, greift das Weltaktionsprogramm gezielt fünf Themenfelder heraus, bei denen verstärkt Handlungsbedarf besteht. Bei diesen Themenfeldern geht es um die Förderung der Jugendarbeit, um die Qualifizierung von Lehrkräften oder um den Vorbildcharakter von Bildungseinrichtungen. So sollen zum Beispiel Umweltorganisationen nicht nur nachhaltige Entwicklung lehren, sondern selbst mit gutem Beispiel vorangehen und Nachhaltigkeit leben, etwa durch umweltfreundliche Bausubstanzen in ihren Gebäuden oder die Vermeidung von Müll in den Büros.

Die UNESCO-Weltkonferenz Bildung für nachhaltige Entwicklung 2014 in Aichi-Nagoya, Japan (Foto: picture-alliance/dpa/MAXPPP)
Auf der UNESCO-Weltkonferenz in Japan wurde das neue Aktionsprogramm beschlossenBild: picture-alliance/dpa/MAXPPP

Wichtig ist auch die Unterstützung seitens der Politik. Die UNESCO fordert, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung fester Bestandteil in den Lehrplänen von Schulen und Universitäten wird. "Wir haben sehr viele gute Projekte, Initiativen und Akteure", betont de Haan, "aber man kann nicht sagen, dass BNE letztendlich in Strukturen überführt wurde." Auch in Deutschland gehöre Bildung für nachhaltige Entwicklung noch nicht zur schulischen Allgemeinbildung wie etwa Deutsch und Mathematik. "Das ist bisher noch nicht so durchgedrungen, da tun sich manche Länder schwer." Um solche Lehrpläne dann zu füllen, braucht man aber auch geschulte Lehrkräfte. Die müssten dementsprechend besser qualifiziert werden. Auch das sehen die Fachleute als Aufgabe innerhalb des Aktionsprogramms.

Jugendliche sind die Akteure von morgen

Besonders am Herzen liegt allen Regierungen und Organisationen die Jugend. "Man muss die Jugend stärker einbinden. Da muss man sicher auch in Deutschland einiges tun", meint de Haan, "wobei das Thema international noch relevanter ist, wegen der großen Zahl der Jugendlichen in anderen Ländern." Die Jugendlichen sind die Akteure von morgen und sollen deshalb auch in ihren eigenen Initiativen und Ideen gestärkt werden.

Jugendliche halten einen Globus (Foto: Fotolia/mangostock)
Vor allem Jugendliche sollen mit dem Programm in ihren Ideen und Initiativen gestärkt werdenBild: mangostock/Fotolia

Als letztes wichtiges Themenfeld spricht die UNESCO von "lokalen Bildungslandschaften", in denen Bildung für nachhaltige Entwicklung verstärkt werden soll. Für den Zukunftsforscher Gerhard de Haan geht es dabei nicht nur um Übergänge und Zusammenarbeit von Kindergärten mit Grundschulen und Umweltorganisationen. "Da geht es um die Frage, was braucht dieses Kind oder dieser Erwachsene für eine erfolgreiche Lernbiografie und ein gutes Leben." Dazu müssten auch im jeweiligen Lebensraum, etwa im Wohngebiet der Menschen, Strukturen geschaffen werden, die BNE unterstützen. Ganze Kommunen müssten da mitarbeiten, inklusive der ansässigen Firmen. Gerhard de Haan könnte sich vorstellen, dass zum Beispiel Bekleidungsgeschäfte in ihren Schaufenstern den fairen Handel mit Textilien thematisieren und so zur Bildung zu diesem Thema beitragen.

Best Practice hervorheben

Die deutsche UNESCO hatte in der Vergangenheit mehr als 1900 Projekte als Beispiele guter Praxis ausgezeichnet und damit auch anderen Initiativen einen Ansporn gegeben. Mit dem neuen Aktionsprogramm will man international weiter auf Basis der "weichen Regulative" arbeiten. Konkrete Forderungen an die Politik sind damit nicht verbunden. Natürlich hofft man auf die - nicht zuletzt finanzielle - Unterstützung der jeweiligen Regierungen. So will der japanische Bildungsminister Hakubun Shimomura jährlich einen UNESCO-Japan-Preis für Bildung für nachhaltige Entwicklung ausloben. Er ist mit 50.000 Dollar dotiert und vorgesehen für Akteure oder Institutionen, die sich in Bezug auf die fünf wichtigen Themenfelder des Aktionsprogramms besonders verdient gemacht haben. Das Weltaktionsprogramm ist zunächst für einen Zeitraum von fünf Jahren angesetzt. Dann wird erneut beraten, wie das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung international fortgeführt werden soll.

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