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UN ziehen Mitarbeiter aus Sri Lanka ab

9. Juli 2010

Der Konflikt zwischen den Vereinten Nationen und der Regierung in Sri Lanka wegen der Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen während des Bürgerkrieges verschärft sich. Jetzt haben die UN ihr Büro in Colombo geschlossen.

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Hungerstreik vor dem UN-Gebäude: Bauminister Wimal Weerawansa (Foto: AP)
Hungerstreik vor dem UN-Gebäude: Bauminister Wimal WeerawansaBild: AP

Am Donnerstag (08.07.) reagierte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki Moon, auf die seit Anfang der Woche anhaltenden UN-feindlichen Proteste in der srilankischen Hauptstadt Colombo: Er rief seinen Sondergesandten Neil Buhne zu Beratungen nach New York zurück. Gleichzeitig wurde das Büro des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) in dem südasiatischen Inselstaat geschlossen. Es sei nicht akzeptabel, dass die srilankische Führung die Arbeit der Vereinten Nationen in ihrem Land nicht schütze, hieß es zur Begründung.

Sensibles Thema, empfindliche Reaktionen

Zusammstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Colombo (Foto: AP)
Zusammstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in ColomboBild: AP

Konkret geht es um Nachforschungen, die sich mit einem schwierigen Kapitel der jüngsten Vergangenheit Sri Lankas befassen: mit der Endphase des Bürgerkrieges. Kam es in den letzten Monaten des Konflikts zu Menschenrechtsverletzungen? Genau das soll die dreiköpfige UN-Kommission untersuchen, die Generalsekretär Ban im Juni eingesetzt hatte. Für die Führung in Colombo ist die Untersuchung ein Affront, sie weist jeden Verdacht von sich und hat ein eigenes Gremium mit Recherchen beauftragt.

Um gegen die Arbeit der UN-Kommission zu protestieren, harren bereit seit Dienstag (06.05.) etwa 100 Demonstranten in Colombo vor den Büros der Vereinten Nationen aus. Angeführt wird die Gruppe von Bauminister Wimal Weerawansa von der nationalistischen Partei NFF, der nicht vor gesundheitsgefährdenden Schritten zurückschreckt, um auf sein Anliegen aufmerksam zu machen: Er trat in den unbefristeten Hungerstreik.

Ballast der Vergangenheit

Vertriebene im eigenen Land: tamilische Flüchtlinge im Mai 2009 (Foto: AP/Sri Lanka Army)
Vertriebene im eigenen Land: tamilische Flüchtlinge im Mai 2009Bild: AP

Zwar herrscht seit gut einem Jahr offiziell Friede zwischen den Volksgruppen in Sri Lanka. Aber die Wunden der Vergangenheit sind noch lange nicht verheilt, das Land ist ausgelaugt von dem langen Konflikt. Über mehr als 25 Jahre hatten sich die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und den tamilischen Rebellen der LTTE - die für einen eigenen Staat im Norden und Osten kämpften - hingezogen. Im Mai 2009 hatte die Armee die Rebellen der "Befreiungstiger von Tamil Eelam" schließlich militärisch besiegt.

UN-Schätzungen zufolge hat der Bürgerkrieg bis zu 100.000 Menschen auf beiden Seiten das Leben gekostet, darunter viele Zivilisten. Allein in den letzten Kriegsmonaten zwischen Januar und Mai 2009 sollen rund 7000 Zivilpersonen im Zuge der Kämpfe getötet worden sein. Menschenrechtsgruppen werfen sowohl den Streitkräften als auch den LTTE-Rebellen vor, in dieser Zeit bewusst Zivilpersonen ins Visier genommen und als menschliche Schutzschilde missbraucht zu haben.

Autorin: Esther Broders
Redaktion: Silke Ballweg