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Bildung

UNICEF-Studie: Deutschland nur Mittelmaß

30. Oktober 2018

In Industriestaaten - und damit auch in der Bundesrepublik - hängt der Bildungserfolg von Kindern immer noch (zu) stark vom familiären Hintergrund ab. Dabei könnte es in diesen Ländern laut UNICEF ganz anders aussehen.

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Schüler einer Klasse In Baden-Württemberg beim Mathematikunterricht  (Foto: picture-alliance/dpa/S. Gollnow)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow

Deutschland liegt in einer Rangliste zur Bildungsgerechtigkeit für Kinder in Industrieländern nur im unteren Mittelfeld. Von 41 untersuchten Staaten belegt die Bundesrepublik Rang 23, wie aus einer Untersuchung des Kinderhilfswerks UNICEF hervorgeht, die in Köln vorgestellt wurde. Lettland steht an der Spitze des Rankings, Bulgarien und Malta sind die Schlusslichter. Ausgewertet wurden Daten der EU und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

"Ein unfairer Start ins Leben" 

Die Studie "Ein unfairer Start ins Leben" wurde erarbeitet vom in Florenz ansässigen UNICEF-Forschungszentrums Innocenti. Verglichen wurden die frühkindliche Förderung sowie die Angebote in der Grundschule und in der Sekundarstufe. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, in welchem Maße Faktoren wie der Berufsstand der Eltern, der Migrationshintergrund, das Geschlecht sowie die unterschiedlichen Schulformen Ungleichheiten hervorrufen oder beeinflussen.

Der internationale Vergleich zeige, dass theoretisch in allen Staaten ein höheres Bildungsniveau und auch mehr Chancengerechtigkeit möglich seien, hieß es. Priscilla Idele, Leiterin des Forschungszentrums, betonte: "Alle Industrieländer können und müssen benachteiligte Kinder besser fördern, denn diese bleiben am häufigsten zurück."

Kinder der ersten Zuwanderergeneration deutlich schwächer

Der familiäre Hintergrund erwies sich in allen untersuchten Ländern als entscheidender Faktor für den Bildungserfolg des Nachwuchses, wie es weiter heißt. In 16 Staaten gehen zum Beispiel Kinder aus den ärmsten Familien seltener in Kindertageseinrichtungen als Kinder aus den wohlhabendsten Familien. In Deutschland beispielsweise kann sich bei gleichem Leistungsniveau jeder vierte Jugendliche aus einer bildungsnahen Familie vorstellen, eine weiterführende Schule zu besuchen, verglichen mit knapp jedem siebten Jugendlichen aus einem bildungsferneren Elternhaus.

Migrantenkinder in einem Klassenzimmer in der Erstaufnahmeinrichtung in Bramsche in Niedersachsenr (Foto: picture-alliance/dpa/P. Steffen)
Migrantenkinder erfahren noch einmal weniger Bildungsgerechtigkeit als Schüler aus Familien ohne Migrationshintergrund Bild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

In 21 von 25 Ländern mit hohen Migrationsraten erzielen 15-jährige Schüler der ersten Zuwanderergeneration laut Studie klar schwächere Leistungen in der Schule als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. In 15 Ländern bestehen diese Leistungsunterschiede auch zwischen zugewanderten Kindern der zweiten Generation und Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund fort. In Australien und Kanada schneiden zugewanderte Kinder der zweiten Generation hingegen besser ab als Kinder ohne Migrationshintergrund.

Die Experten nennen Grundprinzipien für mehr Bildungsgerechtigkeit, an denen sich die Politik orientieren sollte. Dazu gehört etwa, frühkindliche Förderung für jedes Kind zu gewährleisten, ein Mindestmaß an Kernkompetenzen für alle Mädchen und Jungen sicherzustellen sowie soziale und ökonomische Ungleichheiten weiter zu reduzieren.

sti/as (afp, dpa, epd, kna)