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UNICEF ohne Spendensiegel

20. Februar 2008

Krise beim deutschen UNICEF-Komitee: Wegen Provisionszahlungen an Spendenwerber verliert die Organisation nach zwölf Jahren das Spendensiegel. UNICEF: "Das trifft uns hart."

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Ein Fünf-Euro-Schein wird in Witten in eine Spendendose des Kinderhilfswerks UNICEF gesteckt
Wer spendet, will, dass das Geld auch ordnungsgemäß verwendet wird. Das garantiert das SpendensiegelBild: picture-alliance/dpa

Das deutsche UNICEF-Komitee verliert nach zwölf Jahren das Spendensiegel. Grund seien gravierende Mängel bei Leitung, Aufsicht, Management und Auskünften des Kinderhilfswerkes, hieß es zur Begründung beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) in Berlin. Die Kinderhilfsorganisation habe dem DZI Provisionszahlungen an Spendenwerber seit 2005 verschwiegen - trotz entsprechender Fragen. Diese Zahlungen verstießen gegen die Standards, die für die Verleihung des Spendensiegels angelegt würden.

UNICEF bedauert

Der UNICEF-Interimsvorsitzende Reinhard Schlagintweit bedauerte die Entscheidung. "Dieses Urteil trifft uns hart", erklärte er in Köln. "Damit hatten wir nicht gerechnet." Zugleich räumte er "schwere Fehler" ein und kündigte Veränderungen an. Die Punkte, die das Institut für die Aberkennung des Spendensiegels nannte, bezeichnete Schlagintweit aber als Ausnahmefälle: "Wir sind schon dabei, aus den Fehlern zu lernen und unsere Arbeitsweise neu zu strukturieren."

Das Spendensiegel sei UNICEF erst nach sorgfältiger Prüfung entzogen worden, sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke. Das deutsche UNICEF-Komitee, das 2006 rund 97 Millionen Euro durch Spenden und den Verkauf von Grußkarten einnahm, ist seit Monaten mit Vorwürfen konfrontiert, Spenden durch überhöhte Honorare an externe Berater verschleudert zu haben. Wegen der Vorwürfe hatte das DZI eine Nachprüfung angekündigt.

Hasina Akter (20, Bangaldesch), die mit 17 Jahren Opfer eines Säureanschlags wurde, zusammen mit UNICEF-Juniorbotschafterin Katharina Thiefes
Spendenverwendung: UNICEF wirbt für die Kinderrechtskonvention der Vereinten NationenBild: picture-alliance/ dpa

Ein Zeichen für Transparenz

Das Spendensiegel des DZI wird auf Antrag an gemeinnützige Organisationen vergeben, die überregional Spenden sammeln und verantwortungsvoll damit umgehen. Das Gütezeichen tragen derzeit 230 Spendenorganisationen. Es muss jedes Jahr neu beantragt werden. Vor einer Vergabe prüft das Institut interne Unterlagen der Organisationen. UNICEF kann sich frühestens nach Ablauf eines vollen Geschäftsjahres wieder bewerben.

Voraussetzung für die Verleihung des Siegels sind den Kriterien zufolge eine "wahre, eindeutige und sachliche Werbung", die "nachprüfbare und sparsame Mittelverwendung", "eindeutige, nachvollziehbare Rechnungslegung", die "Prüfung der Jahresrechnung und Vorlage beim DZI" sowie die "interne Überwachung des Leitungsgremiums durch ein unabhängiges Aufsichtsorgan".

Für die Zukunft kündigte das DZI schärfere Vergabekriterien für das Spendensiegel an. Dabei soll mehr Wert auf Transparenz gelegt werden. (det)

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