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Unser Gast vom 07.12.2008

2. Dezember 2008

André Sarrasani, Zirkusdirektor und Illusionist

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André Sarrasani führt eines der größten und bekanntesten deutschen Zirkusunternehmen als Direktor. Bei seiner Amtsübernahme im Jahr 2000 war er mit 28 Jahren der jüngste Zirkusdirektor Deutschlands.

Der international bekannte Illusionist versteht sich als modernen Entertainer und revitalisiert die kriselnde Zirkusbranche mit neuen Showkonzepten.

André Sarrasani wurde am 3. November 1972 in Heidelberg geboren. Ansonsten verbindet den Spross einer großen Zirkusdynastie nichts mit seiner Geburtsstadt. Die Familie gastierte dort, als er zur Welt kam.

Eine sehr viel engere Beziehung hat er zu Dresden, wo sein Zirkus seit 2004 jeden Winter das Winterquartier aufschlägt. Hier liegen auch die Wurzeln der über 100-jährigen Unternehmensgeschichte.

Sarrasani war einst der größte Zirkus Europas, gegründet von Hans Stosch-Sarrasani, dem Urgroßvater von André.

Sarrasani beginnt sein Imperium mit dem Kauf eines bankrott gegangen Circus. Aber schon 1907 umfasst sein Zirkus einen Wagenpark von 200 Wagen und mehr als 600 Tieren. Der Wanderzirkus Sarrasani bietet sechshundert Menschen Platz und der erste "Festsitz" in Dresden schafft bis zu 5000 Menschen pro Vorstellung. Es ist der größte Zirkusbau, der je errichtet wurde. Im Bombenhagel wird der Prachtbau völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Seit seiner Geburt reist der junge André Sarrasani mit dem Zirkus durch ganz Deutschland. Bereits mit 5 hat er seinen ersten Auftritt im Frack. Zusammen mit anderen Zirkuskindern wird er die ersten vier Jahre in einer Zirkusschule unterrichtet. Anschließend geht er auf das Internat Odenwaldschule in Oberhammbach. Die Eltern möchten, dass er auf jeden Fall einen Schulabschluss bekommt. Obwohl für ihn früh klar ist, dass er in die Fußstapfen der Eltern will, macht er mit 17 seinen Realschulabschluss und absolviert parallel eine Ausbildung als Schlosser. Anschließend beginnt seine Lehrzeit im Zirkus. Sie reicht von Tiere füttern bis Karten verkaufen. Nach seiner Ausbildung übernimmt er zunächst die technische Leitung des Zirkus.

Als er mit 21 Jahren anlässlich des sechzigsten Geburtstages seines Vaters mit Zauberkunststücken auftritt, wird er ermutigt, diesen Weg weiter zu verfolgen. Er geht deshalb zwei Jahre nach Amerika, um sich dort im Dorado der Illusionisten (Las Vegas) weiter zu bilden.

Mit 28 übernimmt er die Geschäftsleitung von seiner Mutter. Obwohl er damit zum jüngsten deutschen Zirkusdirektor wird, bezeichnet er diesen Schritt als notwendig und sinnvoll.

Nach seiner Ansicht haben viele große Zirkusfamilien verpasst, rechtzeitig einen Generationswechsel einzuleiten. Das führte in der Nachkriegszeit zum Niedergang von vielen Zirkussen.

Heute gibt es noch schätzungsweise 350 Zirkusse in Deutschland. (Von über 450 vor 10 Jahren) Nur noch wenige große Namen sind übrig geblieben. Doch das Zirkussterben geht weiter, weil viele nicht wirtschaftlich arbeiten und es versäumen, sich dem geänderten Publikumsgeschmack anzupassen.

Das Erfolgsrezept von André Sarrasani gegen die Krise der Zirkus-Branche: ein Spagat aus Tradition und Moderne. Er sieht sich als modernen Entertainer und Vorreiter, der neue Wege ausprobiert. Er setzt auf das Charisma seiner Artisten und die Traditionsmarke Sarrasani.

Hajo Schumacher spricht mit André Sarrasani über Manegen, Magier und Mut.