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Unser Gast vom 10.01.2010 Bernhard Bueb, Pädagoge

Moderator Hajo Schumacher spricht mit Bernhard Bueb über Führung, Disziplin und Vorbilder.

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Bernhard Bueb wurde bekannt als Leiter des berühmten Internats Schloss Salem. Außerdem schrieb er mehrere Bestseller zum Thema Bildung und Erziehung. Spätestens seit der Publikation von "Lob der Disziplin“ im Jahr 2006 und „Von der Pflicht zu führen“ im Jahr 2008 wurde er auch in der breiten Bevölkerung bundesweit bekannt als Vertreter eines konservativen Erziehungskonzepts. Einige seiner Thesen, wie beispielsweise die Forderung nach einer neuen „Führungskultur“ als Ausweg aus der Bildungsmisere haben kontroverse Debatten ausgelöst.

Bernhard Bueb wurde am 24.Oktober 1938 in Ostafrika, dem heutigen Tansania als Sohn von deutschen Kaffeeplantagenbesitzern geboren. Nach dem Krieg emigrierte die Familie nach Deutschland. Sein Abitur machte er am Jesuiten-Kolleg St. Blasien. Nach dem Militärdienst studierte Bueb Philosophie und katholische Theologie in München und Saarbrücken. 1968 promovierte er über das Thema „Nietzsches Kritik der praktischen Vernunft“.

Nach Etappen als Assistent an der Uni Göttingen und als Lehrer an der Odenwaldschule wurde er von 1974-2005 Leiter des Internats Schloss Salem.

In dieser Zeit veränderte er durch eine offensive Stipendienpolitik die Schülerzusammensetzung, führte das internationale Baccalaureat ein und erhöhte die Zahl der internen Schüler von 450 auf 650 durch den Bau einer zusätzlichen Zweigschule.

Dennoch war Bueb in Salem nicht unumstritten. Die von ihm durchgesetzten „verdachtsunabhängigen Alkoholtests und Urinproben“ bei Schülern kritisierten Salemer Lehrer als „entwürdigende Einschränkung der persönlichen Freiheit“. Trotzdem bewerteten (in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“) ehemalige Schüler der Schule die erfahrene „Disziplin“ als rückblickend positiv. Seit der Publikation seiner umstrittenen Thesen firmiert er in deutschen Medien als „strengster Lehrer Deutschlands“.

Bueb lebt heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Überlingen am Bodensee.

Von 1980-1999 war er im Vorstand der Studienstiftung des deutschen Volkes.

2005 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Die Pädagogischen Ansichten (zentrale Thesen:)

Bernhard Bueb: „Wir haben Jahrzehnte darunter gelitten, dass Autorität grundsätzlich angezweifelt wurde, Disziplin zum Unwort und Verzicht zum Fremdwort geriet“. Bueb plädiert in seinem Buch „Lob der Disziplin“ deshalb für eine ausgewogene Erziehung zwischen „Führen“ und „Wachsen lassen“, „Disziplin“ und „Liebe“ sowie „Kontrolle“ und „Vertrauen“. (Bueb: „Führung ist ein Menschenrecht“).

Das Buch sieht er als Appell an die Erwachsenen, mehr Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen und wieder Mut zur Erziehung aufzubringen. Er fordert dazu auf, Begriffe wie Autorität und Disziplin wieder in der pädagogischen Kultur zu etablieren.

Bueb hält Ordnung, Selbstüberwindung und Gehorsam für wichtige Stützen junger Menschen auf dem Weg zu innerer Freiheit.

Bueb plädiert auch für verpflichtende Ganztagsschulen, um Kinder im Rahmen einer Gemeinschaftserziehung ihren „überbetreuenden Müttern“ zu entziehen, die es nach seiner Ansicht viel zu gut meinen und Kinder zu lauter Egoisten erziehen.

Buebs pädagogische Ansätze wurden zum Teil heftig kritisiert und als „uralte Lehren eines alten Lehrers“ diffamiert. Besonders die Reaktivierung alter, vom Nationalsozialismus desavouierter Begriffe wie Disziplin, Führung oder Strafe stößt vielen Pädagogen sauer auf. Ihr zentraler Vorwurf: Bueb wolle das liberale Gesellschaftsmodell generell in Frage stellen und dogmatisch ein autoritäres Weltbild verkünden.

Auch in seinem zweiten Buch, „Von der Pflicht zu führen“, erschienen im September 2008, fordert Bueb ein radikales Umdenken in der Bildungsdebatte. Diesmal stellt er die Lehrer in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Er sieht die Bildungsmisere als Ergebnis fehlender Führung und fordert, die Lehrer stärker zu unterstützen, sie aber gleichzeitig mehr zu kontrollieren. Einerseits plädiert er deshalb auch für eine Abschaffung des Beamtenstatus von Lehrern, um schlechte Lehrer kündigen zu können. Andererseits fordert er mehr Autonomie für Schulleiter. Schulen sollten staatlich finanziert aber privat geführt werden. Er wirft den Schulen vor, dass sie zu planwirtschaftlich arbeiten. Nach seiner Ansicht „straucheln Lehrer führungslos umher“. Niemand nehme ihre Arbeit wahr, niemand kontrolliere sie, niemand motiviere sie. Bueb plädiert deshalb für verstärkte Fortbildungsmaßnahmen.

Neben der Einführung der Ganztagsschule fordert er außerdem, dass Haupt- und Realschulen zusammengelegt werden, aber mit eigener gymnasialer Oberstufe, die zum Abitur führt.

Dass sich Buebs Bücher so gut verkaufen und in den deutschen Medien regen Anklang finden, erklärt Zeit-Autorin Susanne Mayer damit, dass Bueb einfache Thesen in einer unübersichtlichen Welt liefere.