Unterstützung bei der Jobsuche: Jordanier und Syrer rücken zusammen | Nahost/Nordafrika | DW | 11.01.2019
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Nahost/Nordafrika

Unterstützung bei der Jobsuche: Jordanier und Syrer rücken zusammen

In Jordanien sind die Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt begrenzt, Zugewanderte sind besonders lange auf der Suche. Die DW Akademie unterstützt Jordanier und Syrer bei der Jobsuche – auch durch gezielte Netzrecherche.

Training DW Akademie in Jordanien zum Thema Arbeitssuche

Haneen Hassouneh, Leiterin der Partner-NGO „Nachhaltige Gemeinschaft und Entwicklung“

Im Osten Ammans liegt Sahab, Vorort und gleichzeitig Industriezone. Es ist Ziel etlicher LKW, die Tonnen von Waren liefern, sie ab- oder umladen. Rund 170.000 Menschen leben hier, knapp doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Syrer, Iraker, Libyer und Jemeniten haben hier ein neues Zuhause gefunden. Sie alle sind vor dem Krieg nach Jordanien geflüchtet.

Doch Arbeit gibt es kaum: 35 Prozent der Bewohner in Sahab sind arbeitslos. Im Steinbruch oder in Kleidungsfabriken, in denen Kleider für westliche Marken produziert werden, sind die Löhne weiter gesunken, seit es noch mehr willige Arbeitskräfte gibt. Für Akademiker gibt es kaum Angebote.

Training DW Akademie in Jordanien zum Thema Arbeitssuche

Der Stadtkern von Sahab

Ein Projekt der DW Akademie hilft dabei, neue Perspektiven zu schaffen. Es vermittelt Recherchetechniken, um die Jobsuche zu präzisieren. 2017 ging das Projekt an den Start: zunächst entwickelte die DW Akademie Lehrinhalte und bildete lokale Kräfte zu Trainern aus. Seither haben diese insgesamt 214 Jobsuchende trainiert. Die jordanische NGO „Future Pioneers“ hat die Teilnehmer dafür ausgewählt – sie alle kommen aus besonders unterentwickelten Regionen: aus dem Norden Jordaniens und aus Sahab.

Spannungen zwischen Jordaniern und Syrern

Sahab ist kein einfaches Pflaster. Die Stadt ist auch für Prostitution und Drogenhandel bekannt. Der Bürgermeister weiß, dass Drogen für Jugendliche oft ein lukrativeres Geschäft sind als ein regulärer Job. Seit sich die Einwohnerzahl innerhalb so kurzer Zeit dramatisch erhöht hat, gibt es noch mehr Fronten, an denen er kämpfen muss. Logistische Probleme bereiten ihm Kopfzerbrechen: Das Krankenhaus ist überfüllt, die Müllabfuhr kommt nicht hinterher. Das war früher anders.

Training DW Akademie in Jordanien zum Thema Arbeitssuche

Abbas Almaharmeh setzt sich für gemeinsame Aktionen für Jordanier und Syrer ein.

Es gibt einige Jordanier, die deswegen auf die Zugewanderten schimpfen. Stimmung machen, weil Wohnungen teurer werden, Löhne nach unten gehen. Sahabs Bürgermeister, Abbas Almaharmeh, versucht dem mit gemeinsamen Aktionen für Jordanier und Syrer entgegenzuwirken. Und auch das Training der DW Akademie richtet sich explizit an beide Nationalitäten. „All diese Menschen, die zu uns gekommen sind, haben Traumatisches erlebt“, sagt Almaharmeh. „Wir müssen ihnen mit Offenheit begegnen und alle Vorurteile in der Bevölkerung abbauen, damit die Spannungen nicht noch größer werden.“ Der Schlüssel sei, dass Menschen sich persönlich begegnen und lernen, zusammen und nicht gegeneinander zu arbeiten – wie in diesem Projekt.

Die Hälfte der Teilnehmer wird zum Jobinterview eingeladen

Training DW Akademie in Jordanien zum Thema Arbeitssuche

Batool Al Nadi arbeitet jetzt an einer Schule in Sahab.

Batool Al Nadi hat Glück gehabt. Sieben Monate lang hatte sie nach einem Arbeitsplatz gesucht, nun unterrichtet sie Kunst an einer Schule in Sahab. Zuvor hat sie an einem Training der DW Akademie teilgenommen: drei Tage lang lernten sie und andere Teilnehmer, wie sie im Netz recherchieren können, um einen geeigneten Job zu finden. Welche digitalen Plattformen gibt es, wo sind verfügbare Stellen ausgeschrieben? Wo finde ich relevante Informationen? Zudem erklären die lokalen Trainer, die die DW Akademie ausgebildet hatte, wie die Arbeitssuchenden einen Lebenslauf verfassen oder ein Interview meistern.

„Nach dem Training habe ich viel mehr Stellen im Netz gefunden“, sagt Batool. „Und weil mein Lebenslauf nun sehr professionell ist, haben mir auch mehr Firmen geantwortet als zuvor.“

Im Rahmen einer Evaluation bei knapp einem Viertel der Teilnehmenden gaben fast alle Befragten an, dass das Training ihnen genutzt habe. Fast die Hälfte von ihnen wurde zu einem Jobinterview eingeladen, 38 Prozent fanden anschließend Arbeit.

Haneen Hassouneh, Leiterin der Partner-NGO „Nachhaltige Gemeinschaft und Entwicklung“, ist überzeugt, dass die Trainings vor allem jungen Bewerbern eine Perspektive bieten: „Nur wenn wir ihnen das Handwerkszeug mit auf den Weg geben“, sagt sie, „können sie sich gegen andere Mitstreiter durchsetzen.“ Sie hofft, noch viel mehr Jugendlichen das Training anbieten zu können. Jordaniern, Syrern und anderen Geflüchteten gleichermaßen.

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