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Urlaub auf den letzten Drücker

27. Juni 2002

Urlaub machen und dabei Geld sparen - Viele Deutsche buchen in diesem Jahr buchstäblich in der letzten Minute. Doch der Preiskrieg treibt die Reisebranche in die Krise.

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Entspannen - eine Frage des GeldesBild: AP

Mallorca für 99 Euro, Kreta für 135 Euro oder die Kanaren für 198 Euro: Wer jetzt kurz vor dem Start in die Sommerferien bei Last-Minute-Anbietern seinen Urlaub bucht, kann
teilweise 50 Prozent des üblichen Flugpreises sparen. Der
Reisetrend in diesem Jahr geht eindeutig zum kurzfristigen Buchen - und der Kunde kann auf mehr Schnäppchen hoffen.

Die Preise purzeln

Rund 60.000 Urlaubsplätze zu Schnäppchenpreisen hat Europas Last-Minute-Marktführer L´TUR derzeit im Programm. Das seien 20 bis 30 Prozent mehr als im Vorjahr und sogar doppelt so viele wie im Rekordjahr 2000, so die Unternehmenssprecherin Tanja Huber: "Die
Leute schauen aufs Geld und buchen auf den letzten Drücker." L´TUR rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von fünf bis zehn Prozent.

Reiseveranstalter schauen in die Röhre

Doch den großen Pauschalreiseveranstaltern macht die Last-Minute-Welle hingegen Sorgen. Der Reisekonzern Thomas Cook, zu dem unter anderem der Anbieter Neckermann gehört, liegt bei den Buchungseingängen in Deutschland derzeit mehr als zwölf Prozent unter dem Vorjahresniveau. "Die Buchungen haben vor den Ferien zwar wie immer
angezogen, es läuft aber gebremster als im Vorjahr", bestätigt Sprecherin Nina Dumbert. Auch die Familien, die sonst eher zu den Frühbuchern gehören, hielten sich vor der Sommerreisewelle in diesem Jahr eher zurück.

Flaute in der Reisebranche

Nach Einschätzung des Deutschen Reisebüro-Verbandes (DRV) wird die unter den Nachwehen des 11. September und der Konjunkturflaute leidende Touristikbranche in diesem Jahr unter dem Vorjahresumsatz von rund 17 Milliarden Mark bleiben. Experten gehen in ersten Prognosen von einem Minus von insgesamt rund acht Prozent im Gesamtjahr aus.

Dass den Deutschen als Reise-Weltmeistern beim Urlaub das Geld nicht mehr so locker sitzt, zeigt eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INRA: Immerhin 43 Prozent wollen demnach ihr Reisebudget kürzen. Allerdings planten rund 51 Prozent keine Einschnitte beim Urlaub.

Doch für viele der rund 20.000 Reisebüros geht es angesichts des anhaltenden Sparenst um die Existenz. Die Reisebüros drücken vor allem hohe Fixkosten, während Zahlungen der Kunden immer häufiger direkt an den Reiseveranstalter gehen, so dass der Vermittler erst spät sein Geld bekommt. Auch müssen Reisebüros mit geringen Provisionen auskommen.
Verbandschef Klaus Laepple warnt die Veranstalter zugleich vor einem Preiskrieg, bei dem die mittelständischen Anbieter nicht überleben würden.

Kindergeld für die Reise gratis dazu

Die Veranstalter versuchen einiges, um die Buchungen anzukurbeln. So hat TUI die Anzahl seiner preiswerten "Sommerspecials" ausgeweitet. Nach Angaben von Unternehmenssprecher Robin Zimmermann liegen die Buchungen aktuell um 13 Prozent unter den
Vorjahreszahlen. Und Neckermann bietet von Anfang Juni bis Ende August ein "Kindergeld" von 100 Euro pro Kind an. Wie andere Veranstalter auch hat TUI in den zurückliegenden Wochen mehr als sonst nicht verkaufte Flug- und
Hotelkapazitäten an Last-Minute-Anbieter abgegeben. Zimmermann dämpft aber Hoffnungen der Verbraucher auf einen Super-Schnäppchen-Sommer: "Einen Preisrutsch auf breiter Front wird es nicht geben." (AFP/pt)