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Urwal: "Knochenbrecher" verspeiste Jungwale

9. Januar 2019

Paläontologen des Berliner Naturkundemuseums haben den Speiseplan des riesigen Urwals rekonstruiert. Der "fleischfressende Spitzenjäger" stand an der Spitze der Nahrungskette - und hatte offenbar eine Leibspeise.

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Künstlerische Darstellung des Basilosaurus isis und Dorudon atrox
Bild: picture alliance/dpa/PLOS/Manja Voss

Manche nennen den Basilosaurus isis auch den "Knochenbrecher-Wal", weil er mit seinem massiven Kiefer problemlos die Knochen von Beutetieren zertrümmern konnte. Das bis zu 18 Meter lange Seeungeheuer mit dem schlangenartigen Körper jagte vor rund 35 Millionen Jahren vorzugsweise andere Wale und stand ganz oben an der Spitze der Nahrungspyramide.

Aus einem Skelettfund in Ägypten haben Paläontologen des Naturkundemuseums Berlin den Speiseplan des riesigen Urwals aus dem Eozän rekonstruiert. Es handle sich um die erste Untersuchung von Mageninhalt eines Wals dieser Gruppe und den ersten direkten Nachweis, dass Wale in früheren Ozeanen andere Wale jagten, schreibt das Team um die Paläontologin Manja Voss im Fachjournal "PLOS ONE".

Versteinertes Skelett eines Basilosaurus-Wals im ägyptischen Wadi al-Hitan
Intakte versteinerte Wirbelsäule eines Basilosaurus-Wals im ägyptischen Wadi al-HitanBild: picture-alliance/dpa/M. Tödt

Von dem Wal erhalten sind unter anderem Schädel, Zähne, Wirbel und Rippen. In der Körperhöhle des Skeletts fanden die Forscher verschiedene Überreste, darunter von Jungtieren kleinerer Wale, die der Urwal bevorzugt gefressen habe. Als Mageninhalt identifizierbar waren die Knochen unter anderem wegen Bissspuren. Der Wal-Riese tötete seine Beute demnach etwa mit kräftigen Bissen in den Kopf. Seine Körpergröße, seine lange und kräftige Schnauze sowie die zugespitzten Schneidezähne und scharfen Backenzähne kennzeichnen das Tier in den Augen der Forscher als "fleischfressenden Spitzenräuber" und nicht als Aasfresser, wie das Berliner Museum mitteilte.

Versteinerte Mangroven im Wadi al-Hita
Versteinerte Mangroven im Wadi al-Hita erinnern an das ausgetrocknete FlachmeerBild: picture-alliance/dpa/M. Tödt

Das etwa 16 Meter lange Skelett war 2010 im ägyptischen Wadi Al-Hitan geborgen worden, einem Wüstengebiet südwestlich von Kairo. Die Stätte, die auch Tal der Wale genannt wird und auf der Unesco-Welterbeliste steht, gilt als weltweit einzigartig, weil dort zahlreiche Skelette ausgestorbener Wale liegen. In der Studie vermuten Voss und Kollegen, dass die Gegend Aufzuchtgebiet und Kinderstube für die Beute-Wale von Basilosaurus isis war – und damit dessen ideales Jagdrevier.

Der Fundort in Ägypten war früher Teil eines Flachmeeres und ermöglichte den Forschern schon viele Rückschlüsse auf die Evolution der Wale. Anhand entsprechender Funde wird angenommen, dass sich Wale einst an Land auf Beinen fortbewegten und erst im Laufe der Evolution zu Meeresbewohnern wurden.

 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund