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US-Armee greift ein

28. März 2008

Amerikanische und britische Flugzeuge bombardieren Ziele in Basra und Bagdad. Iraks Regierungschef Nuri al-Maliki bietet den Aufständischen Geld an, wenn Sie ihre Waffen abgeben.

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Zerstörtes Haus in Basra (Quelle: AP)
Basra am Freitag nach Kämpfen zwischen Regierungstruppen und schiitischen MilizionärenBild: AP

Die Lage im Irak eskaliert weiter: In die Kämpfe zwischen irakischer Regierung und schiitischen Milizen haben sich jetzt die US-geführten Koalitionstruppen eingeschaltet. Wie ein britischer Armeesprecher mitteilte, haben amerikanische und britische Kampfflugzeuge in der Nacht zum Freitag (28.3.2008) die Stadt Basra bombardiert. Bei insgesamt zwei Angriffen seien bewaffnete Kämpfer und Milizionäre mit Raketen beschossen worden. Die irakischen Streitkräfte hätten um die Angriffe gebeten. Auch in Bagdad griffen Koalitionstruppen an: Ein US-Kampfhubschrauber feuerte eine Rakete auf den Stadtteil Sadr City ab, eine Hochburg des radikalen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr. Dabei wurden nach US-Angaben vier Bewaffnete getötet.

Regierung bietet Aufständischen Geld

Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki bot den Milizionären unterdessen Geld an, wenn sie ihre Waffen bis zum 8. April abgeben. Ursprünglich lief die Frist für die Waffenabgabe am Freitagfrüh ab. Al-Maliki hatte am Dienstag eine Offensive gegen die schiitische Milizen in Basra gestartet. Seitdem sind nach Angaben von Polizei und Krankenhausärzten mindestens 160 Menschen getötet worden. Hunderte Menschen, in der Mehrzahl Zivilisten, seien verletzt worden. Auch Bagdads streng bewachte "Grüne Zone" wurde von Rebellen angegriffen. Dabei starben nach amerikanischen Angaben zwei US-Regierungsangestellte. Am Freitag wurde das Büro des irakischen Vize-Präsidenten Tarek al-Haschimi von fünf Mörsergranaten getroffen. In Bagdad wurde inzwischen eine Ausgangssperre verhängt.

Rauchwolken über der "Grünen Zone" in Bagdad (Quelle: dpa)
Selbst die "Grüne Zone" in Bagdad wird mittlerweile mit Raketen beschossenBild: picture-alliance/ dpa

Bush: "Entwicklung zu einer freien Gesellschaft"

Trotz der Eskalation sieht die US-Regierung keinen Grund zur Besorgnis. US-Präsident Bush sprach vor Journalisten in Washington von einem "entscheidenden Moment in der irakischen Geschichte". "Es wird eine Weile dauern, aber es handelt sich um einen notwendigen Teil der Entwicklung hin zu einer freien Gesellschaft", sagte er. Zuvor hatte der amerikanische Oberbefehlshaber im Irak, General David Petraeus, die Kämpfe als Zeichen des Fortschritts bezeichnet, weil die irakische Regierung erstmals in der Lage sei, die Autorität des Staates notfalls mit Gewalt durchzusetzen.

Nach Angaben der Koalitionstruppen wurden inzwischen mehrere Grenzübergänge zum Iran geschlossen. Auf diese Weise solle der Waffenschmuggel in die Stadt Basra unterbunden werden. Die Koalitionstruppen unterstützen eigenen Angaben zufolge die irakischen Soldaten auch bei Überwachungsmissionen und betanken Flugzeuge der irakischen Luftwaffe. Die Lufteinsätze befehlige man aber selbst, hieß es.

Al-Maliki sagt Teilnahme am Gipfel der Arabischen Liga ab

Wegen der heftigen Kämpfe sagte Ministerpräsident al-Maliki seine Teilnahme am bevorstehenden Gipfel der Arabischen Liga in Damaskus ab. Stattdessen sei Vizepräsident Adel Abdul Mahdi am Freitag nach Syrien gereist, teilten Regierungsbeamte mit.

Das irakische Parlament hat am Freitag eine Vermittlungskommission eingesetzt, um die Kämpfe zu beenden. Zu der Dringlichkeitssitzung kamen allerdings nur 54 der 275 Abgeordneten. Die beiden wichtigsten Blöcke - die schiitische Vereinigte irakische Allianz und die Kurden-Allianz - boykottierten die Sitzung. Die Abgeordneten Muktada al-Sadrs nahmen indes teil.

Massengrab aus der Post-Saddam-Zeit gefunden

Unterdessen haben irakische Sicherheitskräfte ein Massengrab entdeckt. Die 37 stark verwesten Leichen wiesen nach US-Angaben teilweise Folterspuren auf und seien wahrscheinlich vor zwei bis acht Monaten verscharrt worden. (det)