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Behörde findet neues Risiko bei Boeing 737 Max

27. Juni 2019

Boeing kommt nicht aus dem Krisenmodus heraus: Beim Problemflieger 737 Max, der nach zwei tödlichen Abstürzen weltweit nicht fliegen darf, entdeckte die US-Luftfahrtbehörde FAA ein neues Problem.

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Southwest Airline Boeing 737 Max
Bild: AFP/Getty Images/M. Ralston

Die US-Luftfahrtbehörde FAA teilte mit, bei dem Flugzeugtyp 737 Max kürzlich ein "potenzielles Risiko" entdeckt zu haben. Boeing wurde aufgefordert, sich des Sicherheitsproblems anzunehmen. Sie betonte, sie werde den Maschinen erst dann wieder eine Flugerlaubnis erteilen, wenn sie diese als "sicher" einstufe.

Nähere Angaben zu dem Vorfall machte die FAA nicht. Aus informierten Kreisen verlautete aber, Piloten der FAA hätten bei Tests mit einem Flugsimulator Schwierigkeiten gehabt, die Kontrolle über das Flugzeug zurückzuerlangen, nachdem das Stabilisierungssystem MCAS aktiviert worden war. Ein Problem mit dem System, das bei einem drohenden Strömungsabriss die Flugzeugnase nach unten drückt, wird als Ursache für zwei Boeing-737-MAX-Abstürze mit insgesamt 346 Toten vermutet.

Derzeit ändert der Konzern das automatische Stabilisierungssystem. Die Behörde beschrieb das neue Problem nicht näher. Boeing teilte mit, man sei von der FAA aufgefordert worden, eine bestimmte Flugeigenschaft durch Software-Anpassungen zu ändern. Boeing arbeite an einer Lösung des Problems und werde das Flugzeug erst dann zur Zertifizierung einreichen, wenn alle Forderungen der FAA erfüllt seien.

Startfreigabe dauert länger

Durch das neue Problem dürfte sich die Startfreigabe für die 737 verzögern: Hatte es zuletzt geheißen, das Flugverbot könne eventuell noch diesen Monat aufgehoben werden, sagten die Insider nun, ein erster Testflug werde nicht vor dem 8. Juli stattfinden. Die FAA werde dann mindestens zwei bis drei Wochen benötigen, um die Ergebnisse der Tests zu prüfen. Boeing erklärte, man arbeite eng mit der FAA zusammen, um die MAX wieder sicher in die Luft zu bringen.

Beim Absturz einer 737 MAX in Indonesien im Oktober 2018 waren alle 189 Insassen ums Leben gekommen. Bei einem weiteren Unglück im März in Äthiopien starben dann 157 Menschen. In der Folge wurde Mitte März ein weltweites Flugverbot für die Boeing 737 MAX verhängt, das bis auf weiteres gilt. Der Flugzeugtyp ist der meistverkaufte des US-Herstellers. 

Wichtige Boeing-Kunden wie American Airlines und Southwest Airlines haben die 737 MAX erst wieder Anfang September im Flugplan. Nun entschied auch die Fluglinie United Airlines, die Boeing 737 Max bis zum 3. September aus ihren Flugplänen zu nehmen. Dies führe allein im August zur Streichung von etwa 1900 Flügen.

Erhebliche Einbußen

Für Boeing und die betroffenen Airlines ist der Flugstopp eine starke finanzielle Belastung, wie die Geschäftsberichte für das erste Quartal bereits zeigten. Allerdings steht Boeing selbst massiv in der Kritik - unter anderem wegen des Vorwurfs, die Entwicklung des neuen Flugzeugmodells wegen hohen Konkurrenzdrucks überstürzt zu haben.

Ob bei der ursprünglichen Zertifizierung der Unglücksflieger alles mit rechten Dingen zuging, ist zudem Gegenstand einer Untersuchung der US-Behörden. Im Zuge der Aufklärung der Abstürze in Indonesien und Äthiopien räumte Boeing auch ein, bereits rund ein Jahr vor dem ersten Unglück von einem Problem der 737 Max gewusst zu haben. Obwohl bereits einige Monate nach Auslieferungsbeginn der Baureihe im Mai 2017 festgestellt wurde, dass etwas mit dem Warnsystem in den Cockpits nicht stimmte, wurde die FAA erst nach dem ersten Absturz im Herbst 2018 informiert.

kle/lh (afp, dpa, rtre)