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Glaube

Das "Maschinengewehr Gottes" ist tot

21. Februar 2018

Der Fernsehprediger und ehemalige Baptistenpfarrer Billy Graham ist nach schwerer Krankheit gestorben. Dies teilte die Billy Graham Evangelistic Association mit. Graham wäre im November 100 Jahre alt geworden.

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USA Billy Graham
Bild: picture-alliance/AP Photo/N. Redmond

Jahrzehnte lang hat Billy Graham auf weltweiten "Kreuzzügen" das Evangelium verkündet. Wie kaum ein anderer prägte er die protestantische Christenheit in den USA. So früh wie Graham nutzte kein Geistlicher das Fernsehen und das Radio, wo ihn Hunderte Millionen Menschen live predigen hörten.

Mit Massengottesdiensten wurde der Baptistenpfarrer einem Millionenpublikum bekannt. Sein Auftreten brachte ihm den Spitznamen "Maschinengewehr Gottes" ein. Erst 2005 ging er in den Ruhestand.

Talent für Kanzelreden

Graham wurde am 7. November 1918 kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs als Sohn eines Bauern geboren. Die USA waren noch keine Supermacht und der Protestantismus hatte einen hohen Stellenwert in der amerikanischen Gesellschaft. Der Prediger wuchs im konservativen Milieu des Südstaates North Carolina auf, bekehrte sich als Teenager, studierte Theologie und entdeckte gegen Ende der 1930er Jahre sein Talent für Reden von der Kanzel.

Seine Evangelisation endeten immer nach demselben Muster: "Kommt nach vorne", rief er, "und bekehrt euch." Und immer wieder kamen sie, in Football-Stadien, Kirchen oder vor dem Bildschirm im Wohnzimmer. Über sechs Jahrzehnte lang war er unermüdlich als Missionar unterwegs gewesen - nicht nur in den USA, sondern der gesamten Welt. Graham reiste unter anderem nach China, in die frühere Sowjetunion - und auch zwei Mal in den neunziger Jahren nach Nordkorea.

Kontakt zur Politikelite

Zwar gab es viel Kritik an Grahams "einfacher" Theologie, doch fand der Baptist stets Zuspruch bei den Menschen. Finanz- und Sexaffären gab es bei ihm nie, obschon Graham sich offenbar gerne im Umkreis der US-Präsidenten aufhielt. Graham habe ihn zum Glauben geführt, bekannte George W. Bush. Mit dem 1994 verstorbenen Richard Nixon soll Graham gut befreundet gewesen sein. Einigen wie Lyndon B. Johnson, Gerald Ford und George Bush senior diente er offiziell als Berater. Dem jüngeren Bush soll er in den 1980er Jahren beim Kampf gegen seine Alkoholsucht geholfen haben.

Kaution für Martin Luther King

Graham schrieb über 30 Bücher. Seine Biografen heben übereinstimmend seine relativ frühe Opposition gegen die Rassentrennung im Süden hervor; 1963 zahlte er die Kaution für den in Birmingham/Alabama inhaftierten Martin Luther King.

Zuletzt lebte der Pastor mit dem schlohweißen Haar zurückgezogen auf seinem Altersruhesitz in den Bergen von North Carolina. Er müsse rund um die Uhr versorgt werden, berichtete der Informationsdienst Religion News Service zu Grahams 95. Geburtstag im Jahr 2013. Doch sein Verstand sei "kristallklar", betonte sein Sohn Franklin.

Trotz seiner vielen Warnungen vor dem angeblichen Zerfall "traditioneller Werte" ließ sich Graham nie von der konservativ-evangelikalen Politbewegung vereinnahmen. Wenn er über Politik rede, führe dies zu Streit, sagte Graham einmal der "New York Times". Er wolle "vom Evangelium sprechen".

cgn/qu (dpa, epd, kna)