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Fox News feuert "guten Menschen"

20. April 2017

Erst kürzlich hatte US-Präsident Trump Bill O'Reilly noch verteidigt. Der TV-Moderator sei "ein guter Mensch". Nun trennt sich der Sender Fox News wegen des Verdachts sexueller Übergriffe von einem seiner größten Stars.

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USA Fox News-Moderator Bill O'Reilly
Bild: Reuters/B. McDermid

Nach einer "gründlichen und sorgfältigen Prüfung der Anschuldigungen" hat sich Fox News nach eigenen Angaben mit Moderator Bill O'Reilly (Artikelbild) geeinigt, dass dieser seine Arbeit bei dem Sender "nicht fortsetzen" wird. Hintergrund sind Vorwürfe wegen angeblicher sexueller Belästigung, die seit längerem im Raum stehen.

Die "New York Times" hatte im März berichtet, dass O'Reilly und sein konservativ geprägter Sender insgesamt 13 Millionen Dollar (12,2 Millionen Euro) als Schweigegeld an fünf Frauen gezahlt hätten, die dem 67-Jährigen Belästigung vorgeworfen hätten. Die Frauen mussten sich demnach verpflichten, die Vorwürfe nicht öffentlich zu machen und keine Klagen einzureichen. Es handele sich um Frauen, die entweder für O'Reilly arbeiteten oder in seiner Sendung regelmäßig zu Gast waren.

Erfolgreicher Talkmaster

O'Reilly ist eines der bekanntesten TV-Gesichter der USA, seine allabendliche Talk-Sendung "The O'Reilly Factor" war ein wichtiger Quotenbringer für Fox News. Der Moderator wurde dabei über Jahrzehnte als provozierender Fragesteller und Meinungsmacher wahrgenommen, fiel aber auch wiederholt durch teils extreme Positionen auf. So erklärte er unter anderem, die Todesstrafe sei für einige Straftäter zu human, diese hätten stattdessen Arbeitslager verdient.

Zwischen Januar 2015 und September 2016 spielte "The O'Reilly Factor" fast 300 Millionen Dollar an Werbeeinnahmen ein, wie die Recherchefirma Kantar Media errechnete. Wegen der Vorwürfe verlor die Talksendung jedoch in den vergangenen Wochen zahlreiche große Werbekunden, darunter die Autokonzerne Mercedes-Benz, BMW, Toyota und Hyundai, die US-Versicherung Allstate und der französische Pharmakonzern Sanofi.

USA Donald Trump und Bill O'Reilly ARCHIV
Bill O'Reilly und Donald Trump im Jahr 2009 bei einem Baseballspiel in New YorkBild: picture-alliance/dpa/J. Lane

Der Moderator befindet sich derzeit in einem längeren Urlaub, den er allerdings schon vor Bekanntwerden der Belästigungsvorwürfe geplant haben will. Vor seinem Abschied in die Ferien hatte er ein knappes schriftliches Statement veröffentlicht, in dem er die Anschuldigungen nicht ausdrücklich zurückwies. Wegen seiner Berühmtheit ziehe er "Klagen von Personen an, die von mir Geld wollen, um negative Berichterstattung zu vermeiden", erklärte er. Im vergangenen Jahr hatte auch der damalige Fox-News-Chef Roger Ailes gehen müssen, weil ihm Moderatorinnen Übergriffe vorgeworfen hatten.

Fox News ist Trumps "Haussender"

Fox News gehört zum Imperium von Medienzar Rupert Murdoch und steht US-Präsident Donald Trump nahe, der selbst im Wahlkampf wegen früherer Prahlereien mit sexuellen Übergriffen unter Druck geraten war. Trump nutzt Fox News immer wieder, um seine Sicht der Dinge an die Öffentlichkeit zu bringen.

In den vergangenen Wochen wurde Fox News fast eine Art Haussender für den US-Präsidenten. Während er andere Medien als Staatsfeinde beschimpfte, lobte er die angeblich stets korrekte Darstellungsweise der Fox-Journalisten. Umgekehrt äußerten sich diese oft lobend über die Politik Trumps.

Noch vor einigen Tagen stellte sich Trump hinter O'Reilly. Dieser sei "ein guter Mensch", sagte der Präsident der "New York Times". "Ich glaube nicht, dass Bill irgendetwas falsch gemacht hat", fügte er hinzu.

gri/qu (afp, dpa, ape)