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Politik

US-Student Otto Warmbier ist tot

19. Juni 2017

Der 22-Jährige wurde erst vor wenigen Tagen mit schweren Hirnschäden aus nordkoreanischer Haft entlassen. Im Wachkoma liegend war der Student in die USA zu seiner Familie gebracht worden.

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Nordkorea lässt US-Bürger Otto Warmbier frei
Bild: picture alliance/AP/J. Chol Jin

Otto Warmbier ist tot

Knapp eine Woche nach seiner Freilassung aus Nordkorea starb der junge Student nach Angaben seiner Familie in der Uni-Klinik in seiner Heimatstadt Cincinnati im Bundesstaat Ohio. Otto Warmbier war mehr als eineinhalb Jahre lang in Nordkorea festgehalten worden und lag im Koma, als er vergangenen Dienstag in die USA zurückgebracht wurde. Nordkorea hatte erklärt, Warmbier komme "aus humanitären Gründen" frei.

Nach seiner Rückkehr wurde er umgehend in der Klinik in Cincinnati untersucht. Der Student hatte nach Darstellung der Ärzte während seiner Zeit in Nordkorea schwere Schädigungen am Gehirn erlitten. Er konnte demnach in seinem Wachkoma zwar die Augen öffnen und blinzeln, es gab aber keine Anzeichen, dass er auf Sprache oder Aufforderungen reagiere, hieß es. Die behandelnden Ärzte fanden bei ihren Untersuchungen keine eindeutigen Hinweise auf die Ursache der neurologischen Verletzungen, aber auch keine Beweise für eine Nahrungsmittelvergiftung durch botuliniumtoxinhaltige Lebensmittel. Nordkorea hatte behauptet, Warmbier sei ins Koma gefallen, nachdem er an einer Nahrungsmittelvergiftung erkrankt sei und eine Schlaftablette bekommen habe. Die Ärzte in Cincinnati bestätigten, dass das Gehirn des Patienten großflächige Gewebeschäden in allen Regionen aufweise. Die schweren Hirnverletzungen seien bei einem Patienten in diesem Alter sehr wahrscheinlich auf einen Herzstillstand zurückzuführen, durch den die Blutzufuhr ins Hirn unterbrochen werde, hieß es weiter von den Ärzten.

USA Nordkorea freigelassener US-Student erlitt neurologische Verletzung |
Otto Warmbier wird am 13.06.2017 in Cincinnati aus dem Flugzeug getragenBild: picture alliance/The Cincinnati Enquirer/AP/S. Greene

15 Jahre Straflager wegen des Entwendens eines Plakates

Warmbiers Familie erhob schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Pjöngjang: "Die schreckliche qualvolle Misshandlung, die unser Sohn in den Händen der Nordkoreaner erdulden musste, hat leider kein anderes als dieses traurige Ende zugelassen", erklärten die Angehörigen.

Warmbier war im Januar 2016 in Nordkorea festgenommen und im März zu 15 Jahren Straflager verurteilt worden. Das kommunistische Regime in Pjöngjang warf ihm Straftaten gegen den nordkoreanischen Staat vor. Bei diesen "Straftaten" handelte es sich konkret darum, dass der Student in einem Hotel ein Plakat von der Wand genommen haben soll, um es zu stehlen.

Seit 15 Monaten im Wachkoma

Seiner Freilassung waren intensive diplomatische Bemühungen von US-Außenminister Rex Tillerson und dem schwedischen Außenministerium vorausgegangen, das die Interessen der USA in Nordkorea vertritt. Die Eltern erfuhren eine Woche vor der Rückkehr, dass ihr Sohn seit fast 15 Monaten im Koma liegt. Nordkorea gab an, der Student sei an Botulismus, einer schweren Nahrungsmittelvergiftung, erkrankt und nach der Einnahme einer Schlaftablette nicht mehr aufgewacht.

Warmbiers Familie hält das für nicht glaubwürdig. "Es gibt keine Entschuldigung dafür, wie die Nordkoreaner unseren Sohn behandelt haben, und keine Entschuldigung für die Weise, in der sie so viele andere behandelt haben", erklärte Fred Warmbier, der Vater des Studenten, bei einer Pressekonferenz in Cincinnati. Ärztliche Angaben oder Spekulationen über die Hintergründe der Verletzungen von Otto Warmbier gibt es bisher nicht.

Drei weitere US-Bürger in Nordkoreas Gefängnissen

US-Präsident Donald Trump kondolierte Warmbiers Familie und teilte mit, die USA verurteilten aufs Neue die Brutalität des nordkoreanischen Regimes. Otto Warmbiers Schicksal vertiefe die Bemühungen seiner Regierung, derlei Tragödien zu verhindern und unschuldige Menschen davor zu bewahren, in die Hände von Regimen zu fallen, die keinerlei Anstand noch Achtung vor dem Gesetz hätten.

Der Gouverneur des US-Bundesstaates Ohio, John Kasich, schrieb auf Twitter, der Vorfall zeige, welche Missachtung das Regime Nordkoreas vor dem menschlichen Leben habe. Alle Bürger Ohios trauerten um Otto Warmbier, so Kasich.  

In Nordkorea waren in den vergangenen Jahren wiederholt Ausländer festgenommen, zu langjährigen Haftstrafen verurteilt und dann nach Gegenleistungen ausländischer Regierungen freigelassen worden. Häufig versucht Pjöngjang, die Gefangenen als Faustpfand in Verhandlungen einzusetzen. Nach Angaben der US-Regierung sollen sich noch mindestens drei weitere Menschen mit US-Staatsbürgerschaft in nordkoreanischer Haft befinden.

cw/haz/as (dpa, rtr, afp)